Operettensommer Fetzige "Fledermaus"

Mit der „Fledermaus“ des Wiener Komponisten Johann Strauss wird die Königin der Operette auf dem Bierer Berg gegeben.

Von Ulrich Meinhard 06.06.2016, 19:15

Schönebeck l Alles, was es an guten und bewährten Zutaten braucht, ist vorhanden. Der diesjährige Schönebecker Operettensommer (SOS) dürfte wieder eine unbedingt empfehlenswerte Veranstaltung werden: Starke Besetzung, kreative Regisseurin und ein musikalischer Leiter, der sogar in die altehrwürdige „Fledermaus“, die Operette der Operetten, fetzige Elemente hineinbauen will.

Fetzig? Wie das? „Durch schnelle Musikläufe“, verrät der Chefdirigent der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie, Gerard Oskamp, in einem Gespräch mit Journalisten. Das gelte auf jeden Fall für den ersten Akt. Der ist probenseitig schon in Sack und Tüten. „Der erste Akt ist wie aus einem Guss“, gibt Oskamp einen kleinen Einblick. Er lächelt und gibt seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Sänger mit ihren Passagen den Musikern hinterkommen. So rasant also will er seine Kammerphilharmoniker spielen lassen. Inzwischen laufen die Proben für den zweiten Akt. Drei Akte gibt es insgesamt in der „Fledermaus“.

Zum Ensemble gehört neben einem stimmlich herausragenden Chor auch eine Gruppe professioneller Ballett-Tänzer. Oskamp spricht von zwei „unglaublichen Gastsolisten“. Wer sie sind, will er noch nicht verraten. Das bleibe vorerst ein Geheimnis. Er ist überzegt, dass die diesjährige Inszenierung noch erfolgreicher laufen wird als ihre Vorgängerin in 2015, als auf dem Bierer Berg „Im weißen Rössl“ (von Ralph Benatzky) gegeben worden ist.

Das diesjährige Werk des Wiener Komponisten Johann Strauss gilt als das bedeutendste aus der Zeit der „Goldenen Operettenära“ im 19. Jahrhundert. Die Handlung ist recht turbulent. Um eine geheime Liebelei zu decken, geht ein anderer als der eigentliche Delinquent ins Gefängnis. Und dann geht es auch um Rache. Und um die Fledermaus, wenngleich hier ein Mensch in Verkleidung gemeint ist.

Regisseurin Katharina Kutil begegnet der „Fledermaus“ nach eigenem Bekunden „Mit Respekt“. „Die Figuren sind so schön gezeichnet, dass es für die Darsteller spannend wird, in sie hinein zu schlüpfen“, meint die Wienerin. Sie wolle das Rad nicht neu erfinden, aber durchaus eine eigene Handschrift deutlich werden lassen.

Für die stets gelobte Bühnengestaltung sorgt wiederum Toto. Die Aufbauten auf dem Bierer Berg sind extra für diese vier Wochen geschaffen worden. Toto ist seit Beginn des SOS dabei - mit einem Aussetzer, wie er einräumt. Für ihn ist es die vierte „Fledermaus“ insgesamt: „Sie ist mir schon zu einer Freundin geworden“, gesteht er. Für den Bühnenbildner mit der Liebe zum Detail zeigt die „Fledermaus“ jene Seiten des bürgerlichen Lebens auf, die gerne vertuscht werden. Auf dem Bierer Berg schätzt er besonders das „gefühlsbetonte Spannungsfeld zum Publikum“.

In den vergangenen 20 Jahren besuchten mehr als eine viertel Million Menschen die Aufführungen des Schönebecker Operettensommers. Im vergangenen Jahr zählte der Veranstalter knapp 19 000 Besucher. Die 20 000-Marke kann und soll in diesem Sommer geknackt werden. Das würde nicht nur die Künstler, sondern auch Landrat Markus Bauer (SPD) freuen. Schließlich sei das musikalische Festival ein bedeutendes Aushängeschild für den Salzlandkreis („der mitten in Europa liegt“, wie Bauer betont) und locke Menschen aus nah und fern an, mache den Kreis damit auch bekannter und liebenswürdiger.

Jene, die in diesem Jahr zum ersten Mal zum SOS kommen, sollen - so stellt sich das der Landrat vor - nach der Aufführung sagen: „Hier muss ich unbedingt wieder her.“ Für ihn selbst ist es jedenfalls genau so gelaufen. „Meiner Frau und mir hat es im vergangenen Jahr sehr gut gefallen“, sagt Bauer und in seiner Stimme klingt noch immer Begeisterung nach. Auf jeden Fall wolle er auch dieses Mal die Premiere verfolgen. In einem nimmt Bauer den Mund allerdings recht voll: „Ich werde mich dafür einsetzen, dass wir schönes Wetter haben.“

Von der Volksstimme befragt, wie der Komponist wohl die Schönebecker Inszenierung beurteilen würde, sagt Regisseurin Katharina Kutil: „Ich glaube, es würde ihm gefallen.“

Premiere ist am Sonnabend, 25. Juni, Beginn 16 Uhr. Auch die bis zum 24. Juli nachfolgenden Aufführungen - 22 Vorstellungen sind es insgesamt - beginnen jeweils um 16 Uhr. Es gibt eine Ausnahme: Die Sondervorstellung „Operette für Kinder“ am Sonntag, 10. Juli, beginnt um 11 Uhr. Gespielt wird täglich bis auf Montag und Dienstag. Die Eintritt kostet 24 Euro, ermäßigt 22 Euro, Kinder bis zehn Jahre zahlen acht Euro.

Weitere Infos und Tickets: Büro der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie, Rufnummer (03928) 40 05 97.