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Orgelsanierung Wundervoller Klang in Werkleitz

Die fast 300 Jahre alte Orgel der Werkleitzer Katharina-von-Bora-Kirche erklingt wieder in alter Schönheit.

Von Thomas Linßner 09.11.2016, 17:02

Tornitz-Werkleitz l So verkündete die Volksstimme im Dezember 2014 die gute Nachricht: „Annette Dunkel, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates Tornitz-Werkleitz, konnte mit Neuigkeiten aufwarten, die im kommenden Jahr anstehen.“ Damit waren die Kirchen- und Orgelsanierung gemeint. Letztere begann schließlich 2015.

Vor der Instandsetzung war das Instrument nicht mehr bespielbar. Der Manual-Klaviatur hatten die Holzwürmer so sehr zugesetzt, dass sie instabil und nicht mehr zu retten war. Es wurde eine neue Klaviatur angefertigt, wobei man sich bei Bauart und Material stark am Original orientierte.

Der Sachverständige Werner Jankowski stellte fest, dass kein Weg drum herum führt, die nach dem Ersten Weltkrieg angefertigten Prospekt-Pfeifen aus Zink grundlegend aufzuarbeiten. Dabei diskutierte er mit dem Gemeindekirchenrat aber auch den Ersatz durch Neuanfertigungen. „Das wäre für uns aber zu teuer geworden“, erinnert sich Vorsitzende Annette Dunkel, bei der alle organisatorischen Fäden zusammen liefen. Also entschied man sich für die Aufarbeitung der „schlechten Zinn-Pfeifen“.

Im Sommer 2015 erfolgte die Demontage des Instrumentes durch die Orgelbaufirma Bochmann aus Kohren-Sahlis bei Leipzig in Sachsen. Die Fachleute zerlegten das Instrument komplett; alle 480 Pfeifen wurden ausgebaut.

Wie Werner Jankowski am Ende feststellen sollte, gelang der Fachfirma die Aufarbeitung der Orgelpfeifen sehr gut. Allerdings seien „bauseitige Fehler am Pfeifenwerk“, die einen schlechten Zugang beim Stimmen der Orgel zur Folge hätten, aus Kostengründen nicht behoben worden.

Jankowski endet in seinem Abschlussbericht mit den Worten: „Das Endergebnis ist wirklich beachtlich und meine Zuhörer und ich konnten sich vom wundervollen Klang dieses kleinen Instruments überzeugen.“ Es bereite fortan „große Freude, darauf zu musizieren“.

Am Ende kostete die Sanierung rund 25 000 Euro, wovon die Gemeinde die Hälfte aufbrachte. Den Rest steuerten Kirchenkreis und „Orgelfonds“ bei.

Die Werkleitzer Orgel wurde im Jahr 1718 von Johann David Tiensch aus Eisleben erbaut. 1830 und 1870 kam es zu Umbauten. Sie ist eine von nur zwei erhaltenen von Tiensch geschaffenen Orgeln in Deutschland. Der Krieg, dem ein Teil der Orgelpfeifen geopfert werden musste, die Zeit und die Holzwürmer hatten besonders im 20. Jahrhundert ihren Tribut gefordert.

Auch die Werkleitzer Kirche war in den vergangenen zwei Jahren umfassend saniert worden, was ursprünglich nicht geplant war. Ein marodes Dach ließ über Jahrzehnte Feuchtigkeit und Regen eindringen - Fäulnis war die Folge. Ein Problem, mit dem die Werkleitzer nicht allein waren. Um weitere Beispiele zu finden brauchte man nur vom Kirchturm rundherum in die Auen zu blicken: Die Barbyer Marien- und die Johanniskirche mussten aus diesem Grund saniert werden - jüngstes Beispiel ist die Groß Rosenburger Kirche mit ihrem Turm. Überall hätte man über der Tür einmeißeln können: „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ Bemerkt wurden die massiven Schäden erst, als man die Orgel-instandsetzung anging.

„Es ist erstaunlich“, sinniert Annette Dunkel, „hätten wir nicht die Orgel saniert, wäre uns der Schaden am Dach überhaupt nicht aufgefallen.“ Doch Gottes Mühlen mahlen bekanntlich langsam. Eines dramatischen Tages hätte man es beim Absacken der Decke bemerkt.