Radweg für Barby Protest-Aktionen geplant

Der Kampf um den Radweg zwischen Barby und Pömmelte geht weiter. Neue Aktionen sollen vorbereitet werden.

Von Thomas Höfs 19.04.2017, 01:01

Barby l Kein Thema beschäftigt momentan die Bürger in Barby mehr als der nicht vorhandene Radweg zwischen Barby und Pömmelte. Die Geschichte entwickelt sich langsam zur Provinzposse.

Seit 2002, sagt Rainer Bittersmann, kämpfen die Bürger in der Elbestadt für einen straßenbegleitenden Radweg an der Landesstraße 51 zwischen Barby und Pömmelte. Den gibt es nämlich nicht. Obwohl vor allem von Frühling bis in den Spätherbst sehr viele Radfahrer auf der Straße unterwegs sind, kommt das Projekt nicht voran.

Noch vor der Bildung der Einheitsgemeinde, erinnert sich Rainer Bittersmann, der die Bürgerinitiative für den Radweg anführt, habe die damalige Gemeinde Pömmelte für einen fünfstelligen Betrag eine Planung für einen Radweg in Auftrag gegeben.

Im Jahr 2016 unternahm das Bauamt der Elbestadt einen erneuten Anlauf für den Radwegebau. Mit Fördermitteln des Amtes für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten, so der Plan, sollte der Radweg neben der Landesstraße endlich umgesetzt werden. Die Landesbehörde erkannte bei der Antragstellung die Notwendigkeit des Weges. Das Vorhaben sei wichtig, teilten die Beamten der Stadt mit. Mit der Förderung wurde es trotzdem nichts, weil die Landesbehörde keinen Radwegebau neben einer Landesstraße fördern dürfe. Das Land selbst müsse den Radweg bauen, hieß es zur Begründung.

Im zuständigen Verkehrsministerium gibt es eine Prioritätenliste für den Radwegebau. Dort rangiert das Barbyer Radwegeprojekt ganz weit hinten, sagt Rainer Bittersmann. Auf Platz 139 ist das Vorhaben eingestuft.

Für den Barbyer, der einen Kleingarten am Ortsausgang in Richtung Pömmelte besitzt und ebenso regelmäßig mit dem Rad die Straße befährt, ein Unding.

„Es ist für Radfahrer absolut gefährlich, wenn sie auf der Straße unterwegs sind“, sagt er. Zwar hat der Landkreis die Höchstgeschwindigkeit am Ortsausgang nun auf 70 Stundenkilometer reduziert. Dass die Autofahrer aber hier mit vielen Radfahrern rechnen müssen, wird ausgerechnet hier im schilderreichen Deutschland nicht angezeigt. „Es ist ganz egal, ob 70 oder 100 Stundenkilometer erlaubt sind, es bleibt für Radfahrer sehr gefährlich“, sagt Rainer Bittersmann. Er frage sich, wie gefährlich die Straßen bei den anderen 138 Radwegeprojekten im Land sein müssen, die vor dem Barbyer Radweg auf der Prioritätenliste rangieren. Vorläufiger Höhepunkt der Provinzposse um den Weg war ein Schreiben aus dem Barbyer Rathaus an das Verkehrsministerium, in dem die Stadt nicht weiter für das Projekt kämpfte.

Um überhaupt aktuelle Zahlen zum Verkehrsaufkommen an der Kleingartenanlage zu besitzen, machte sich ein Barbyer selbst die Mühe und zählte die Fahrzeuge zu Monatsbeginn, erinnert Rainer Bittersmann. Zwischen 6.30 bis 9.30 Uhr erfasste Dieter Linde dabei nach Angaben von Rainer Bittersmann 191 Fahrzeuge. In der Zeit von 15 bis 19 Uhr waren es sogar 416 Fahrzeuge.

Dabei lässt sich die Bedeutung der Straße bereits an der Einstufung ablesen. Als Landesstraße besitzt sie eine überregionale Bedeutung für den Verkehr.

Längst geht es Rainer Bittersmann nicht nur um die Kleingärtner, die regelmäßig mit dem Rad auf der Straße unterwegs sind. Vom Frühling bis in den Spätherbst sind vor allem Radwanderer täglich auf der Strecke zu sehen. Normalerweise fahren die Radtouristen auf den Elbdeichen am Fluss entlang. Zwischen Barby und Pömmelte fehlt es aber an einem Weg auf dem Deich. Erst mit der Erneuerung des Deiches wird es ihn wohl geben. Das dauert noch einige Zeit.

Auch wenn der Elbdeich zwischen Barby und Pömmelte einst mit dem Fahrrad nutzbar sein sollte, bleibe die Forderung nach einem Radweg an der Landesstraße 51 bestehen, sagt Rainer Bittersmann.

„Es sind nicht nur die Kleingärtner, die hier regelmäßig mit ihren Kindern unterwegs sind. Ebenso nutzen die Angler und deren Frauen die Straße oft“, weiß er. Die Frauen der Angler bringen ihren Männern oftmals Essen mit dem Rad nach. Deshalb werde er sich weiter für den dringend notwendigen Radweg einsetzen.

„Wir planen neue Aktionen“, kündigt er an. Angedacht sei eine Protestaktion oder eine Gesprächsrunde. Freunde hätten ihm von der Gesprächsrunde abgeraten, schildert er. Das bringe nichts, meint er ebenfalls. Vielmehr wolle er den Protest der Bürger auf die Straße bringen.

Offenbar, so die Erkenntnis, bewege sich in der Politik nur etwas, wenn sich die Bürger lautstark artikulieren. Dass das Rathaus in Barby aktuell den Willen der Bürger kaum verfolge, wundere ihn dabei zunehmend. In anderen Orten, wo sich die Bürger ebenfalls mit Verkehrsproblemen rumschlagen, hätten bislang nur drastische Aktionen zum Erfolg geführt. Offenbar müsse in Barby ebenfalls die Bevölkerung wiederholt auf die Straße gehen, damit eine nachvollziehbare und gerechtfertigte Forderung erfüllt werde, meint er.

„Ich habe in all den Jahren mit allen möglichen politischen Ebenen in Barby gesprochen. Gebracht hat es bislang nichts“, blickt er zurück. Aufgeben wolle er nicht. Immer wieder werde er in der Kleinstadt von den Bürgern angesprochen, die ihn ermunterten den Protest fortzusetzen, erzählt er. Das Thema dürfe jetzt nicht einschlafen, sondern müsse wieder stärker in die Tagespolitik rücken, kündigt er an. Momentan steigen die Zahlen der Radfahrer auf der Strecke wieder stark an, hat er beobachtet. Denn die ersten Radtouristen sind bereits an der Elbe unterwegs und passieren dabei auch Barby.