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Raritäten Die schöne, leichtgängige Erika aus Calbe

Ölgemälde, Münzen, Golduhren, Silberbesteck ... Rarität oder Plunder? Das wollten viele Besitzer über ihre „Schätze“ wissen.

Von Heike Liensdorf 26.04.2017, 17:51

Schönebeck l „Ein Erbstück von meiner Tante“, erklärt Bernd Schleichert dem Antiquar Karl Klittich, als er ein Bild vom schützenden Zeitungspapier befreit. Für den Pömmelter habe das Gemälde einen hohen ideelen Wert. Nun wolle er die Gunst der Stunde – also die Aktion „Rarität oder Plunder?“ nutzen – um einschätzen zu lassen, ob das Bild vielleicht auch einen materiellen Wert hat. Experte Klittich schaut kurz darauf und merkt sofort an: „Die Perspektive passt nicht, die dargestellte Szene wirkt unnatürlich. Schauen Sie mal, der Kopf des einen Tieres ist nach unten gebogen und gedreht.“ Dann streicht er über Rahmen, schaut noch einmal und empfiehlt: „Es ist gut erhalten. Ich würde es im Rahmen belassen, mit einem Staubtuch sanft mal drübergehen. Ansonsten: Ihr persönlicher ideeler Wert ist anders anzusetzen als der materielle.“ Kurzum: Es ist keine Rarität, aber ein schöner Blickfang für alle, die sich so ein Bild zum Beispiel ins Jagdzimmer hängen.

Die Veranstaltung mit dem Antiquar Karl Klittich aus Braunschweig und Reinhard Banse, Experte für Orden und Münzen aus Schönebeck, am Sonntag im Salzlandmuseum ist wieder einmal sehr gut besucht. Start ist um 10 Uhr, die Ersten stehen schon um halb zehn vor der Tür. Klittich und Banse starten vorzeitig – und machen länger. Bis 13 Uhr ist die Aktion angesetzt. Um 12 Uhr bitten sie Museumsleiterin Petra Koch, die mit weiteren Mitstreiterinnen den Einlass übernimmt, zu schließen. Der Ansturm sei sonst nicht mehr zu bewältigen.

Insgesamt 97 Menschen aus nah und fern (Schönebeck, Hecklingen, Welsleben, Atzendorf, Gommern, Parchau, Lostau, Burg, ja sogar aus Salzwedel) sitzen am Sonntagvormittag geduldig im großen Museumsraum und warten darauf, ihre „Schmuckstücke“ bewerten zu können. „Die letzten Jahre kamen immer so 70, 80 Personen. Dieses Mal war es eine andere Hausnummer. 20, die nach 12 Uhr gekommen waren, mussten wir wieder wegschicken“, erzählt Petra Koch.

Gezeigt wird so manches schöne Stück. Unter anderem eine Original Schreibmaschine aus den 1930er Jahren des Herstellers Erika, Dresden. „Eine schöne, leichtgängige Maschine, ein feinmechanisches Präzisionswerk, sehr gut gepflegt“, schwärmt Karl Klittich und weist auf den Aufkleber hin: „Ein lokaler Verkäufer – Georg Goll, Calbe“. Auch Reinhard Banse bekommt Besonderes unter die Lupe. So ein 20-Mark-Stück aus Hamburg von 1884, eine Goldmünze. Laut Münzkatalog ist sie etwa 300 Euro wert. „So viel ... diese kleine Münze?“, ist die Frau, die die Sammlung ihres Mannes schätzen lässt, überrascht.