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Rathaus Barby Bürgermeister hat eine Schatztruhe

Ältestes „Dienstmöbel“ im Barbyer Rathaus ist eine Truhe, deren Gewicht sie vor eventuellen Verschrottungen bewahrte.

Von Thomas Linßner 01.08.2016, 15:24

Barby l Im bürgermeisterlichen Dienstzimmer des Barbyer Rathauses befindet sich eine echte Antiquität: Gleich neben Schreibtisch und Computer von Ortschef Jens Strube steht eine schwere Eisentruhe, die gut und gerne 250 Jahre alt ist. Ihr Deckel lässt sich nur mit viel Kraft öffnen, wenn man das Schloss mit seinen zehn Sicherungen überwunden hat.

Im Inneren der zentnerschweren Truhe kommt eine polierte und angeschraubte Blechplatte zum Vorschein. Mit spitzer Stahlnadel sind dort Ranken- und Blütenmuster eingeritzt. In der Mitte kreuzen zwei barock gekleidete Herren ihre Säbel. Es ist eine Mode erkennbar, wie sie durch Einfluss des französischen Königs Ludwig XIV. üblich war: Rock mit Ärmelaufschlägen, Rheingrafenhose, Wams, Jabot (ein aus Spitze bestehendes Lätzchen), Allongeperücke und ein Dreispitz-Hut auf dem Kopf. So jedenfalls sah der adelige Mann in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus. Praktischerweise sind die Knöpfe an den Röcken mit Körnerschlägen auf der Blechplatte angedeutet. Man erkennt, dass der Schmied eine sehr solide und funktionsfähige Truhe baute, seine künstlerischen Qualitäten dem aber erheblich nachstanden.

Wie Bürgermeister Jens Strube weiß, wurden in der Truhe bis zur Wende DDR-Akten mit dem Vermerk „Vertraulich“ aufbewahrt. Die Reste einer gesiegelten Petschaft sind noch immer zu erkennen. (Das Petschaft ist ein Stempel aus hartem Material, der geeignet ist, ein Siegel in eine Siegelmasse einzudrücken.)

Aber was wird heute in der schwergewichtigen Kiste aufbewahrt, für deren Transport zwei kräftige Männer gebraucht werden? In einer Gemeinde, die im nächsten Haushaltsjahr rund 11 Millionen Euro Schulden haben wird, sicherlich nicht viel …

Jens Strube klärt über den Inhalt auf: eine (ABM-) Chronik aus den 1990er Jahren, alte Zeitungsausschnitte, ein Wehrdienstausweis der NVA und ... eine Bierflasche.

Um gleich spitzfindige Fehlinterpretationen zu unterdrücken, die sich um Bierflaschen in Bürgermeisterzimmern ranken könnten, stellt der Stadtvater klar: Es handelt sich um die historische Flasche einer Barbyer Brauerei, die 2008 bei Abrissarbeiten zusammen mit alten Zeitungen in der Amthofstraße gefunden wurde.