1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Eine Windmühle aus Alu und Stahl

Restaurierung Eine Windmühle aus Alu und Stahl

2012 brach die 1858 erbaute Tornitzer Bockwindmühle in sich zusammen. Was wird aus ihr?

Von Thomas Linßner 13.12.2016, 19:00

Tornitz l „Nach jahrzehntelangem Verfall soll die Tornitzer Bockwindmühle quasi ‚fünf vor zwölf‘ gerettet werden. Eckhard Henschel ist ihr neuer Besitzer. Die veranschlagte Rekonstruktionssumme beträgt 120 000 Euro.“ So stand es im August 2011 in der Volksstimme.

Doch was ist daraus geworden? Wenige Monate nach dieser Meldung stürzte die Windmühle bei einem Sturm ein.

Seit dem will Henschel sie wieder „auf seine Art“ aufbauen lassen: aus einer Kombination von Holz, Metall und Solarzellen. „Die sollen einen Elektromotor antreiben, der die Flügel in Bewegung setzt, wenn kein Wind weht“, verrät der Tornitzer. Die Baugenehmigung sei ihm erteilt worden. Probleme mit der Denkmalspflege gebe es nicht, weil nach dem Zusammenbruch des Mühlentorsos ja nichts Schützenswertes mehr da sei.

Im Prinzip soll alles Hölzerne nur der Verkleidung und der Ansicht dienen. „Hausbaum und Rutenkreuz werden, wie die gesamte tragende Kon-struktion, aus Stahl gebaut, die Flügel aus Aluminium“, erklärt Henschel. Die Mühle werde sich dank eines Kugellagers um ihre eigene Achse drehen lassen. Wenn früher dafür Pferde oder viel menschliche Muskelkraft nötig waren, wird die Bewegung ein Elektromotor übernehmen. Der Besitzer plant, sie „voll funktionstüchtig“ zu gestalten. Soll heißen: Trieben die Flügel einstmals Mühlensteine an, soll es nun ein elektrischer Generator sein. „Der wird eine Batterie aufladen, die wiederum Strom für Lampen liefert“, so der Tornitzer. Wenn der Wind nicht weht und damit die Aufladung ausbleibt, sind Solarmodule vorgesehen. So könne heutigen Zeitgenossen vor Augen geführt werden, dass die Energiegewinnungen Anno 1858 und heute dicht beieinander liegen.

„Die Mühle wird der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Wenn zum Beispiel Radwanderer kommen und mal Pause machen“, schaut Henschel in die Zukunft. Ein Museum soll sie indessen nicht werden. Restaurierte Windmühlen gebe es schon genug.

Gibt man in die Internet-Suchmaschine „Solar“ und „Windmühle“ ein, hat man unzählige Treffer. Sie beziehen sich aber ausschließlich auf Spielzeuge. Die Tornitzer Regenerativ-Mühle wäre einmalig.

Doch nun die Frage aller Fragen: Wann wird der ehrgeizige Plan umgesetzt? Eckhard Henschel reibt sich das Kinn: „Wenn wir Zeit dafür haben.“ Der Metallbauunternehmer würde das Gros der Arbeiten selbst übernehmen. Die Pläne brauchten nur aus der Schublade geholt zu werden, die Finanzierung sei „auch kein Problem“, die Genehmigung erteilt. Doch derzeit habe das Metallbauunternehmen „Arbeit ohne Ende“. Da müsse so ein „Hobby-Projekt“ noch warten.

„Im Süden der Gemeinde … bietet eine 1858 errichtete Bockwindmühle einen nicht gerade erfreulichen Anblick“, liest man in der Broschüre „Baudenkmale im Kreis Schönebeck“ von 1988. Der Autor stellte resignierend fest, dass ihre „Tage wohl gezählt“ sein dürften. 24 Jahre später erfüllte sich diese Vorhersage.

Bis Mitte der 1960er Jahre soll Frankes Mühle noch geschrotet haben. Was mit Wind begann, setzte sich 1935 mit einem Diesel- , fünf Jahre später mit dem Elektromotor fort.

Bereits in den 1970er Jahren begann der Verfall. Besitzer Erich Franke hatte nicht die Kraft und das Geld, sein Eigentum instand zu halten. „Sie war ihm so ans Herz gewachsen, dass er sie auch nach der Wende nicht verkaufen wollte“, erzählt Henschel. Er wie auch der Heimatverein bekundeten damals schon entsprechendes Interesse. Mehrere kleinere Reparaturen hielten den Verfall lediglich ein wenig auf.

Erst nach Erich Frankes Tod Ende 2009 kam Bewegung in die Sache. Henschel kaufte die Bockwindmühle zusammen mit dem 1000 Quadratmeter großen Grundstück von Frankes Erben. Nicht unbedingt ein Objekt, bei dem die Interessenten Schlage standen.

In Vorbereitung des Wiederaufbaus wurde der Mühlenhügel nach vorgeschichtlichen Spuren untersucht. Denn Windmüller bauten gerne auf prähistorischen Grabhügeln. Doch außer jeder Menge malerischem „Schrott“, der höchstens 150 Jahre alt war, fand man nichts.