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Sammelleidenschaft Kugelschreiber sind heiß begehrt

Die Volksstimme startet die Serie „Ich sammle ja so gerne ...“. Holger Sieglitz aus Eggersdorf hat ein Faible für Werbe-Kugelschreiber.

Von Heike Liensdorf 04.04.2016, 01:01

Eggersdorf l Wenn Sie mit Holger Sieglitz zusammentreffen und - aus welchem Grund auch immer - gerade etwas schriftlich festhalten, wundern Sie sich nicht, wenn er Sie auf einmal fragt: „Kann ich den bitte haben?“ oder „Wollen wir tauschen?“ - und dabei den Kugelschreiber in Ihrer Hand im Blick hat. Der Eggersdorfer sammelt Kugelschreiber. Kugelschreiber mit Werbung darauf, um genau zu sein. 9500 Stück sind es bislang, jedenfalls die, die er gezählt und in Kartons sortiert hat.

Auf dieses Faible ist der heute 51-Jährige zur Wendezeit gekommen. „Vorher gab es ja nur ,normale‘ Kugelschreiber, also ohne Werbung, zu haben“, erinnert sich Holger Sieglitz. Auf einmal aber gab es die verschiedensten Werbeartikel und zwar en masse. Feuerzeuge, Kugelschreiber, Zollstöcke, Schlüsselbänder ... Ihm hatten es sofort die „Kulis“ angetan. Doch nicht zum Schreiben - von Anfang an hat er sie immer gleich weggepackt und daheim wegsortiert. So seien die ersten 100 Stück zusammengekommen. Und dann seien es immer und immer mehr geworden.

Kein Problem, denn der gelernte Elektriker kam berufshalber schon viel herum und hatte oft Gelegenheit zum Sammeln und Tauschen. „Auf Messen gab es Kugelschreiber ohne Ende“, erzählt der Eggersdorfer und merkt im gleichen Atemzug an: „Heute sind sie ja meist ,angebunden‘.“ Sprich Firmen stellen immer spärlicher Werbeartikel bereit.

Doch Holger Sieglitz treibt das keine Sorgenfalten ins Gesicht. Über die Jahre kennen viele seinen netten Spleen - und denken gern an ihn, wenn ein Werbe-Kugelschreiber in ihren Händen liegt. Zumal er als Mediaberater für den General-Anzeiger Schönebeck - ein Produkt der Mediengruppe Magdeburg, zu der auch die Volksstimme gehört - eh bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund ist.

Und so sind mit den Jahren bereits rund 9500 Stück zusammengekommen. Höchstens 10 bis 15 Prozent davon hat er in doppelter Ausführung, sonst alles Einzelstücke. Ob er auch wisse, von welchen Firmen er Werbeträger hat? „Da habe ich keinen Überblick“, räumt er ein und sagt mit einem Augenzwinkern: „Das liste ich mal auf, wenn ich Rentner bin.“ Derzeit sind immer 250 Kulis in Plasteboxen einsortiert, sicher verstaut auf dem Dachboden. „Meine Mutter habe ich schon infiziert“, sagt er. Sie helfe ihm beim Zählen.

Holger Sieglitz freut sich über alle mit Werbung bedruckten Kulis. Auch gern in zwei- oder mehrfacher Ausführung. Die packt er dann vorausschauend beiseite. „Ich habe immer Kugelschreiber im Auto - zum Tauschen“, sagt er schmunzelnd. Eine Episode, die sich oft wiederholt: Im Presseraum beim Spiel des Fußballclubs Magdeburg - der Eggersdorfer ist zudem Sportfotograf - „bin ich eiskalt“, wie er mit einem Lächeln sagt. „Da habe ich genau im Blick, wer mit was für einem Kugelschreiber schreibt. Wenn ich dann spontan frage: ,Wollen wir tauschen?‘, werde ich erst einmal komisch angeguckt. Aber dann erkläre ich meine Sammelleidenschaft ...“

Und dann erwähnt er sie, die extra Kiste, für die besonderen Kugelschreiber. Die steht natürlich nicht auf dem Dachboden, sondern in greifbarer Nähe. Da seien alle die drin, erklärt Holger Sieglitz, die besondere Erinnerungen wecken. So zum Beispiel an die Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA. Oder sein Lieblingsstück: ein Kuli, den er von der Fußball-Europameisterschaft 1996 in England mitgebracht hat. „Da bin ich mit Fußballmanager Reiner Calmund und Uwe Rösler, ehemaliger FCM-Spieler, im Fahrstuhl gefahren. Wir wollten beide zum Deutschen Club, einem VIP-Bereich.“

Gibt es eigentlich auch Kugelschreiber, die er noch nicht hat, aber gern haben würde? Da braucht der 51-Jährige nicht lange überlegen: „Ich hätte gern noch welche aus DDR-Zeiten, die mit Werbung der volkseigenen Betriebe versehen sind. Aber das sind echte Raritäten.“ Ansonsten nehme er jeden Werbe-„Kuli“ dankend an. Getauscht oder geschenkt - nur kaufen, kaufen tut er keinen „Kuli“. Das sei für ihn ein ungeschriebenes Gesetz.

Übrigens hat Holger Sieglitz vor den Kugelschreibern schon eine Sammelleidenschaft gehabt: Wimpel und Gläser, vom 1. Fußballclub Magdeburg (FCM) und vom Sportclub Magdeburg (SCM). „Die guten Stücke aus DDR-Zeiten liegen - in schützenden Folientüten eingehüllt - gut verwahrt“, erzählt er. „Jetzt ist alles nur noch auf Kommerz aus. Deshalb haben sie für mich keinen Sammlerwert mehr. Damals war alles noch limitiert, es gab keine Fanläden. Da war der Reiz, einen Wimpel oder ein Glas zu besitzen, noch ein ganz anderer.“

Wer die Kugelschreiber-Sammelleidenschaft von Holger Sieglitz unterstützen will: Er ist erreichbar über Telefon (0172) 3 20 63 02.

Und hätten nichts dagegen, damit in der Zeitung präsent zu sein?
Dann melden Sie sich bei uns, wir berichten gern über Sie und Ihre Sammelleidenschaft.
So können Sie Kontakt mit uns aufnehmen:
per Telefon: (03928) 48 68 24;
per Mail: redaktion.schoenebeck@volksstimme.de
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Kennwort: Ich sammle ja so gerne ...