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Schönebeck tanzt Von Breakdance bis beste Freunde

Der Sportverein Union 1861 Schönebeck hat mit Tanzlehrer Nico Hilger wieder ein Tanzcamp für Kinder und Jugendliche veranstaltet.

Von Madlen Bestehorn 12.07.2017, 18:15

Schönebeck l Wild laufen die Kinder durcheinander, lachen und streiten um die besten Plätze vor dem Spiegel. Erst mit Beginn der Musik nehmen sie Aufstellung und konzentrieren sich. Aber dann läuft alles wie am Schnürchen - die Choreographie sitzt. Nico Hilger, Tanztrainer im Sommer-Tanzcamp, ist stolz auf seine kleinen Nachwuchstänzer, die innerhalb von nur einem Tag sämtliche Schritte und Aufstellungen für ein ganzes Lied, immerhin drei Minuten lang, gelernt haben. Viele Kinder kennt er noch aus dem vergangenen Jahr, bereits zum dritten Mal bietet er nach Anfrage des Sportvereins Union 1861 Schönebeck das Tanzcamp im Bereich Hip Hop und Breakdance an.

„Mein Ziel ist es, das eigene Interesse der Kinder für Sport und Tanz zu wecken. Wir üben gemeinsam die Tanzschritte und wenn sie sich erst durch die schwierigen Phasen, in denen man aufgeben will, durchgebissen haben, stellt sich auch der Erfolg ein.“ Für den finalen Auftritt vor den Eltern am Ende der Woche proben die Kinder jeden Tag mindestens drei Stunden. Dazu zähle aber auch freies Training, so Hilger, das heißt, jeder kann das weiter üben, was er schon kann, aber noch verbessern möchte. Besonders herausfordernd finden manche Kinder die Breakdance-Figuren – deswegen üben sie diese besonders intensiv.

Fünf Tage lang proben die Kinder gemeinsam mit ihrem Tanztrainer, das Camp kostet für die ganze Woche 50 Euro pro Kind. Hilger selbst tanzt bereits seit 25 Jahren – und das ganz ohne Trainer, nur mit Selbstmotivation. Damit hat er es sogar bis zum Weltmeister im Breakdance geschafft: 2002 siegte er zusammen mit der Gruppe „Da Rookies“ aus Magdeburg. Mittlerweile geht er tänzerisch seine eigenen Wege.

Ausgehend von seinem Konzept „Dancecooltour“, bei dem die Kinder und Jugendlichen neben Tanz auch Toleranz lernen und Anerkennung finden sollen, organisiert Hilger Veranstaltungen in ganz Deutschland. Die Teilnahme am Tanzcamp wolle er dabei so leicht wie möglich gestalten, um auch Kinder zu ermutigen, die bisher nichts mit Hip Hop zu tun hatten. „Hier im Kurs geht es um die gemeinsamen Interessen, nicht um Unterschiede, etwa die Hautfarbe oder den sozialen Status betreffend. Für die Kinder ist doch die Hauptsache, dass sie jemanden zum Spielen haben“, erklärt Nico Hilger.

Genau diesen Spaßfaktor suchen viele Kinder, die am Tanzcamp – meist zum wiederholten Mal – teilnehmen. Eine von ihnen ist die zehnjährige Marie Koch. Sie findet gut, „dass wir am Freitag unseren Eltern zeigen, was wir in der Woche geschafft haben. Mir hat gefallen, dass wir viel Neues gelernt haben und es trotzdem genug Pausen gab, um sich zu erholen und wieder fit zu werden.“

Ebenso begeistert ist Alejandro Fuhlrott, zehn Jahre alt: „Am Camp find ich cool, dass Nico wieder dabei ist – denn er hat schon 25 Jahre dafür geübt und unterstützt uns sehr beim Tanzen. Wir haben in der Woche geturnt, ein bisschen Kopfstand und andere Breakdance-Figuren geübt. Wenn man es kann, ist es echt leicht.“ Marie Lärz (8) und Leonie Schädel (14) scheinen am Breakdance besonderen Gefallen gefunden zu haben. Leonie erklärt dazu: „Breakdance ist anstrengender als normales Tanzen. Aber dafür ist man auch stolz, wenn man einen weiteren Breakdance-Move geschafft hat.“

Tatjana Randel, 16 Jahre alt, ist vom Gesamtkonzept begeistert: „Wenn man sich in der Gruppe versteht, gewinnt man schnell neue Freunde. Nico pusht uns immer, damit wir besser werden und wenn er ruft: ‚Gebt nochmal alles! Lächeln nicht vergessen!‘, dann lächeln alle automatisch und fühlen sich gut.“

Doreena Lorenz organisiert im Rahmen des Kinder- und Jugendprojektes „Fairplay ohne Grenzen“ des Sportvereins Union 1861 Schönebeck regelmäßig Sportkurse. Dazu zählen Sportarten wie Bogenschießen, Basketball oder Fußball. Aber das Tanzcamp sei von allen Angeboten das mit dem größten Andrang. „Das Fußball- und Basketballcamp musste wegen zu geringer Anmeldezahlen im vergangenen Jahr leider ausfallen“, erklärt Doreena Lorenz. „Aber Tanzen ist gerade sehr beliebt, das wollen die Kinder richtig.“ Insgesamt sehe es der Verein Union 1861 Schönebeck als seine Aufgabe, Kinder für Sport zu begeistern, damit sie darüber Bestätigung für sich selbst und ihr Können erfahren. Gleichzeitig wolle er die Kinder „von der Straße holen und ihnen eine sinnvolle Aufgabe geben“, erklärt Frank Wedekind, Präsident bei Union 1861.

Gemeinsam mit Tanztherapeut und –pädagoge Nico Hilger als Partner des Projektes sei es möglich, die Kinder über das Tanzen zu verbinden und zu zeigen, dass ihnen alle Türen offen stehen. „Wenn man die Kinder tanzen sieht“, so Doreena Lorenz, „denkt man: Alles richtig gemacht! Ganz ohne Leistungsdruck lernen die Kinder etwas Neues und freuen sich über ihre Erfolge. Das ist wirklich schön zu beobachten.“