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Schulprojekt Kinder schreiben über Gedanken

Schüler der sechsten Klasse der Sekundarschule „Maxim Gorki“ haben sich mit dem Thema „Kindsein“ beschäftigt.

Von Jörn Wegner 19.01.2017, 05:55

Schönebeck l Glück, Pech, das Fremde und die Ängste davor – die Schüler der Klasse 6b der Maxim-Gorki-Sekundarschule in Schönebeck haben sich über Monate mit teils tiefgreifenden Gedanken befasst und diese in Texte umgesetzt. „Kindsein“ heißt das Sprach-Projekt, das die Schüler einen Großteil ihrer Schulzeit beschäftigt hat. Herausgekommen sind Texte, die oft gar nicht kindlich, sondern sehr reflektiert wirken.

„Er sieht anders aus als ich, er riecht anders und isst auch etwas anderes. Ein Fremder hat einen anderen Glauben als wir. Mir tun die Ausländer leid, weil sie vor dem Krieg fliehen ...“, schreibt etwa Linda Pillat zum Thema „Fremde“. Dieses sei nicht grundlos gewählt, erklärt Lehrerin Kristina Bullert. Im Frühling 2016, als die Schüler mit der Projektarbeit begonnen haben, wurden zahlreiche geflüchtete Kinder zu Schulkameraden. Drei albanische Mädchen sind schon wieder weg, sagt die Lehrerin. Geblieben sind Syrer und Inder. „Es ist ein Thema, das uns alle beschäftigt hat.“

Die Texte der Kinder beschreiben Unwohlsein bis hin zu Angst vor dem Unbekannten, gleichzeitig aber Mitleid, etwa mit denjenigen Fremden, die vor Krieg und Terror fliehen mussten.

Linda reflektiert das eigene Fremdsein. Als sie neu in der Klasse war, sei das ein unangenehmes Gefühl gewesen. Die Erfahrung haben auch andere gemacht, Umzüge, Schul- und Klassenwechsel sind typische Ereignisse, die zu einem Perspektivwechsel geführt haben.

„Der Sinn ist es, die Sinne zu schärfen, sich mit Vorurteilen zu beschäftigen und diese zu hinterfragen“, erklärt die Autorin Birgit Herkula, die die Schüler begleitet hat.

Planet der Frauen, Planet der Mäner war ein weiteres Thema. In ihren Texten haben sich die Schüler dabei mit Utopien auseinandergesetzt. Wie würde ein Planet aussehen, auf dem die Jungs das Sagen haben, und wie ein Mädchen-Planet? Die Ergebnisse ähneln sich, je nach Geschlecht. Die eine Hälfte tendiert zu techniklastigem Science Fiction, die andere beschreibt eher die Form sozialen Zusammenlebens. Gemein haben die Beiträge aber die Utopie eines Planeten, auf dem Gewalt, Krieg und Drogen abwesend sind. Dort reitet man dann auch auf Einhörnern.

Das Projekt hat einen großen Teil der Deutschstunden eingenommen. „Das war besser als normaler Untericht“, sagt Chantal Wolter.

Begonnen hatte alles mit einer Bücherkiste des Friedrich-Bödecker-Kreises. Der Verein, der literarische Bildungsarbeit fördert, hatte den Schülern 200 Bände übergeben.

Die Texte wurden bislang nur schulintern veröffentlicht. Ein Band liegt in der Schulbibliothek. Geplant sei aber die Publikation auf der Website der Schule, sagt Lehrerin Kristina Bullert.