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Schwarznuss Rätsel um gefundene Nüsse

An der Nuthe in Barby fanden Spaziergänger „merkwürdige Nüsse“.

Von Thomas Linßner 20.11.2016, 05:00

Barby l „Im ersten Moment habe ich gedacht, dass sind Walnüsse. Aber die waren eigentlich zu rund“, sagt Rosemarie Wege aus Freital in Sachsen. Sie besucht ihre Mutter, die sich gegenwärtig zu einer Reha-Behandlung in Barby aufhält. „Als ich dann ganz vorsichtig mit der Zunge die aufgebroche Schale berührte, dachte ich, ich vergifte mich“, so die Bio-Lehrerin. Der gelbe Saft, der aus der Umhüllung trat, sei „gallebitter“ gewesen.

Rüdiger Uhlmann, der in Calbe auf privatem Grund einen 6,5 Hektar großen Privatwald aufforstet, kennt diese auf den ersten Blick unsympathischen Früchte: „Das sind Schwarznüsse, die ich auch bei mir gepflanzt habe.“ Seine Exemplare - es soll sich um die einzigen Bäume dieser Art in Calbe handeln - kamen vor acht Jahren in den Boden und trugen 2016 zum ersten Mal. Was in diesem jungen Stadium ungewöhnlich sei, erklärt Uhlmann. Forstwirte bezeichnen 2016 als ein „Mastjahr“. Die Bäume reagierten auf den trockenen Sommer mit einer Überlebensstrategie. Ein solches Ereignis würde in dieser Intensität - inzwischen auch durch den Klimawandel bedingt - häufiger, nämlich etwa alle drei bis vier Jahre auftreten. Ziel der Bäume sei es dann, durch Produktion möglichst vieler Samen zum gleichen Zeitpunkt eine maximale Anzahl an überlebenden Nachkommen zu sichern.

Doch zurück zum Schwarznuss-Fund, von der einige Exemplare unweit der Nuthe stehen.

Ihre Früchte werden in unseren Breitengraden nicht wirklich geschätzt. Vermutlich, weil sie der „Normalverbraucher“ nicht kennt. Sogar Eichhörnchen verschmähen diese fettreichen Samen, weil die Schale so schwer zu knacken ist. Viele Leute wissen nicht, dass Schwarznüsse essbar sind oder lassen sich, wie die Eichhörnchen, von der steinharten und „gallebitteren“ Umhüllung abschrecken. In den USA hingegen, wo sie unter der Bezeichnung „Black Walnut“ bekannt sind, gelten sie als ausgesprochene Delikatesse. Dort werden Schwarznüsse beispielsweise zu Cookies, Kuchen und Eis verarbeitet.

Leider muss der Genuss hart erarbeitet werden. Aber es lohnt sich. Glaubt man der Literatur, sind die Kerne sehr aromatisch, vielseitig verwendbar und ein superexklusives Geschenk für alle Nussliebhaber. Scheibchenweise aufgesägt offenbaren sich die Nüsse als kleine Kustwerke der Natur. Was allerdings nicht so einfach ist, vergleicht man sie mit Walnüssen. Herkömmliche Nussknacker sind gänzlich ungeeignet. Für das Ergebnis auf dem nebenstehenden Foto brauchte Rüdiger Uhlmann eine scharfe Eisensäge, Geschick, Kraft und Ausdauer. Die Scheiben eignen sich besonders in dieser Jahreszeit als exquisiter Weihnachtsbaumschmuck.

Beim Sammeln und Reinigen der Früchte sollte man stets Plastikhandschuhe tragen. Sonst erkennt man die „Nussknacker“ mehrere Tage lang an braun gebeizten Händen und dunkel verfärbten Fingernägeln, die zudem streng riechen.

„Schwarznüsse sind reif, wenn sich die grüne Schale gelblich verfärbt. Das geschieht meistens Anfang Oktober“, weiß Rüdiger Uhlmann.

Die Schwarznuss ist eine Lichtbaumart, die eine sehr tiefe Pfahlwurzel ausbildet und daher als sehr sturmfest gilt. Ihr äußerst wertvolles Holz zählt zu den begehrtesten Hölzern Nordamerikas und wird dort überwiegend für die Möbel- und Furnierherstellung verwendet.