Skater-Anlage Wo sind die Nutzer?

Die Skater-Anlage in Schönebeck ist gesperrt. Aus Sicherheitsgründen. Ob noch einmal investiert wird, ist offen.

Von Ulrich Meinhard 03.08.2016, 01:01

Schönebeck l Gestern wäre der Tag welcher gewesen. Gestern hätten Jugendliche aus ganz Schönebeck demonstrieren können, wie sehr ihnen der Skater-Park in der Wilhelm-Hellge-Straße und seine weitere Existenz am Herzen liegt. Der Verein Rückenwind als Träger der Anlage hatte um 12 Uhr zum Kommen aufgerufen, um gegenüber Stadtrat Philipp Körner (SPD) Meinungen und Vorstellungen zu äußern. In den Jugendclubs „Young Generation“, „Piranha“ und „Future“ ist der Termin angekündigt, die Vorsitzende des Schönebecker Kinder- und Jugendbeirats ist entsprechend unterrichtet worden, verbunden mit der Bitte, die Info zu streuen.

Doch gekommen ist überhaupt niemand. Bis auf Jana Dostall, Geschäftsführerin des Vereins Rückenwind, Reinhard Unglaub, Geschäftsführer der Intar GmbH (einer Rückenwind-Tochter) und Stadtrat Philipp Körner. Allein dieses Trio stand auf dem derzeit für Skater gesperrten Platz und wartete vergeblich auf junge Fürsprecher der 1995 errichteten Anlage. Deren Zukunft steht in den Sternen.

Spätestens seit gestern ist diese Zukunft besonders „sternig“, schließlich werden wohl weder der Verein Rückenwind als Betreiber noch die Stadt Schönebeck als Eigentümerin des Platzes all‘ zu viel Energie und Geld darauf verwenden, eine Skater-Anlage zu erhalten, für die sich kein Nutzer mehr erwärmen will.

Zum Hintergrund: Vor einigen Wochen hatte der TÜV erhebliche Bedenken hinsichtlich der Sicherheit angemeldet und angemahnt, was alles verändert und verbessert werden müsste, damit die Anlage wieder ein TÜV-Siegel bekommt. So müssen die alten, von Jugendlichen selbst gezimmerten Geräte gänzlich verschwinden (Verletzungsgefahr wegen herausstehender Schrauben) und die von der Tornitzer Firma Henschel vor zwei Jahren gesponserten neuen Geräte müssten fest im Erdboden verankert werden. Daraufhin hatte der Verein Rückenwind die Rampen und Geräte sperren lassen. Zur TÜV-Kritik hinzugekommen waren auch Beschwerden von Anwohnern wegen Lärmbelästigungen. Ursache für den in jüngster Zeit erhöhten Lärmpegel dürfte der Umstand sein, dass Holzverkleidungen aus den Geräten herausgenommen worden sind. Das Holz hatte die Geräusche gedämpft, das Metall blieb übrig und bei Benutzung der Anlage entstand eine weithin hörbare Geräuschkulisse.

Apropos Sterne: Auch die Kosten, die für eine Generalüberholung des Platzes anfallen würden, sind noch unklar. Ein Vor-Ort-Termin mit Vertretern des TÜV, der Stadtverwaltung und von Rückenwind wahrscheinlich Mitte August soll dann für mehr Klarheit sorgen. Die Bildungsakademie Teutloff ist gebeten worden, eine Kostenübersicht zu erstellen. Jana Dostall zeigte sich gestern nachdenklich. Vielleicht, überlegte sie laut, wäre es unangemessen, Geld in eine Skater-Anlage zu stecken, die kaum noch genutzt wird.

Reinhard Unglaub erinnerte an die Ursprünge der Skater-Anlage. „Die jungen Leute, die sich damals für die Anlage eingesetzt haben, haben hier vielleicht noch gelernt, haben keine Arbeit gefunden und sind weggezogen.“ Inzwischen sei eine neue Generation herangewachsen - aber eine Skater-Szene gäbe es nicht mehr in Schönebeck. Andernfalls hätte sie auf dem Platz gestanden.

Was sowohl er als auch Jana Dostall befürchten, ist, dass es bei einer Schließung der Anlage heißen könnte, dass wieder ein Stück Jugendarbeit wegbricht. „Aber bei dem fehlenden Engagement frage ich mich wirklich: wofür“, so die Rückenwind-Frau.

Sie und Reinhard Unglaub betonen, dass die Stadt Schönebeck ihre (nach Kräften mögliche) Unterstützung für den Erhalt zugesagt hat. Das begrüßte Stadtrat Philipp Körner. Er machte darauf aufmerksam, dass die Vorlage eines städtischen Haushaltes in den nächsten Wochen erfolgen werde. Jetzt sei die Gelegenheit günstig, etwaige Mittel für den Skater-Park noch einarbeiten zu lassen. Er wolle sich kundig machen, wie das Betreiben von Skater-Anlagen in anderen Städten laufe. Vielleicht könnten diese Modelle zumindest teilweise auf Schönebeck übertragen werden - vorausgesetzt, es finden sich noch Skater.