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Sommerparty Sein Bike muss man selbst aufrichten

Der Bull-Skull-Club hat zu seiner 27. Sommerparty eingeladen.

Von Thomas Linßner 12.06.2016, 19:11

Barby-Zeitz l Wie bestellt ein Gehörloser eine Whiskey-Cola? Er drückt den angewinkelten Oberarm mehrfach an den Körper und formt mit der Hand ein „C“ dabei. „Damit symbolisiert er das Spielen eines Dudelsacks und ein C für Cola“, erklärt Bull Skull-Präsident Frank Kühnast. Neben ihm steht ein junger Mann, der sich Burnout-Guru nennt und Chef des MC Dragon Bremen ist. Er ist mit zehn Gleichgesinnten angereist. Alle elf sind gehörlos und motorradbegeistert. Die Bike-Hanseaten fühlten sich offensichtlich wohl in Zeitz, kommunizieren über Gesten, lesen die Worte von den Lippen ab. Als die „Jailbreakers“ (und zuvor „Rose Bogeys“) rocken, hören die Dragons freilich nichts. Sie nehmen Rhythmus und Klang der Musik auf eine andere Weise und bewusster wahr, da sie den kompletten Körper einsetzen. Sie sind in der Lage, die Schwingungen der Musik zu spüren, quasi mit dem Körper zu hören.

Doch die Bremer sind nicht die Gäste mit der weitesten Anreise. Die kommen aus Moskau. Drei Russen sind in Zeitz dabei; sie werden demnächst einen Gegenbesuch von der Elbe bekommen, wie Frank Kühnast sagt.

Zu sehen sind die unterschiedlichsten Maschinen. Krankenschwester Elke aus Rosslau lehnt an einem „Can-Am-Spider“, einem „Dreirad“, das man eher selten auf den Straßen sieht und das ihrem Kumpel gehört. Sie selbst fährt eine Harley, die alles andere als leicht ist. Kann sie das Ding denn auch aufrichten, wenn es mal umfällt? „Klar“, nickt sie, „das ist Gesetz“. Man dürfe nur solche Maschinen fahren, die man auch beherrscht. Die 63-Jährige erzählt von einem „schicken Püppchen“ in edlen Lederklamotten, die ihr Bike nicht wieder in die Lotrechte bekam. „Da standen zehn Fahrer herum und haben ihr nicht geholfen. Absichtlich“, hebt Elke den Finger.

Ein treuer Gast in Zeitz ist Radio-Moderator Toni Rupprecht, der heute bei „Rockland“ spricht. Er zählt ebenso wie die „Jailbreakers“ zum Inventar.

Es ist auffällig, das Bikertreffen wie dieses mehrheitlich von „Ü-40-Akteuren“ in Szene gesetzt werden. Was einerseits an den Summen liegt, die man heute für das Hobby Motorrad auf den Tisch blättern muss, andererseits auch am bescheidenen Interesse des Nachwuchses. Wer einen 13/17er Maulschlüssel nicht vom Imbus unterscheiden kann, schraubt auch nicht am Motorrad. Und immer bloß fahren, ohne zu wissen was zwischen Vorder- und Hinterrad so abläuft, ist auch nicht das Wahre. Die Barbyer Bull-Skull Gemeinschaft besteht seit 1990. Die Sommer-Party ist der Jahreshöhepunkt.