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Sonderausstellung Vitrinen gucken war gestern

Im Salzlandmuseum in Bad Salzelmen einem Ortsteil von Schönebeck ist anfassen (zum Teil) erwünscht. Sogar gespielt werden kann hier.

Von Ulrich Meinhard 13.12.2016, 17:21

Schönebeck l Spielen, einfach spielen! Nein, nicht mit dem Handy oder der Play-Station, sondern mit Dominosteinen, Mikadostäbchen oder mit einer Puppe. Klingt irgendwie nostalgisch. Ist es vielleicht auch in Zeiten von Multimedia und Digital total. „Altmodisches“ spielen kann allerdings auch eine echte Bereicherung sein: weil das, was geschieht, ganz hier ist, ganz jetzt. Das Salzlandmuseum widmet derzeit einer Sonderausstellung Zeit und Raum, die unter dem Mitmachtitel steht: „Spiel mit mir“ (Volksstimme berichtete). Den Besuchern soll und wird eine „Kindheit ohne Computer und Handy“ offenbart, so der Untertitel der Ausstellung.

Die kommt nicht von ungefähr. Schließlich ist Weihnachtszeit und mit ihr sind Stimmungen und Emotionen verbunden aus früherer Zeit und den im heißen Herzen gestellten Fragen: Was wird der Weihnachtstag bringen? Welcher Wunsch wird erfüllt? Welches Spielzeug wird es werden? So lässt es der Salzlandkreis, der das Museum betreibt, auf seiner Internetseite anklingen.

In dem Text, der als Einladung zu einem Museumsbesuch verstanden werden kann und soll, heißt es weiter: Ein Blick in die verschiedenen Vitrinen lässt diese Kindheitswelt wieder entdecken. Zurück in eine Zeit, als das Spielzeug handgemacht, an Weihnachten verschenkt und später wieder sicher verstaut wurde. Wo Bücher noch etwas Besonderes waren. Zurück in eine Zeit des Spielzeugs und der Spiele, in der Mitmachen und Selbermachen noch ein wichtiger Teil der Kindheit waren. Wo Spielelemente ihrer selbst willen geschätzt wurden, als Freude an der Beschäftigung manchmal Fantasien freisetzend oder Gemeinschaft bildend war.

Spielzeug hat - zumindest früher - Kindern auch dazu gedient, das nachzuahmen, was sie um sich herum bei den Erwachsenen wahrnahmen. Jungs spielten gemeinhin mit der Eisenbahn, Mädchen mit dem Puppenhaus. So bildeten sich früh Geschlechterrollen heraus - ohne sie an dieser Stelle bewerten zu wollen. Spiele halfen zudem, durch ein Ausprobieren Kenntnisse und Fähigkeiten auszubilden. Spielzeug ist deshalb Unterhaltung und Nachahmung zugleich. Selbst aus der Steinzeit sind übrigens schon puppenähnliche Objekte bekannt.

Das alles, so wird im Text des Salzlandkreises eingeräumt, sei freilich graue Theorie. Jeder Mensch aber verbinde mit seiner eigenen Kindheit ein besonderes Spielzeug, ein erstes Buch, eine Erinnerung an ein Leben, das in einer kleinen beschaulichen Welt kreiste.

Das Salzlandmuseum wolle dazu einladen, diese alte Welt wieder zu entdecken. Besucher können durch das Haus streifen und finden neben der Sonderausstellung „Spiel mit mir“ die Dauerausstellungen Salzspu(e)ren, LebensStröme und Ringheiligtum. Und diese Aufforderung ist ernst gemeint: Museumsgäste sollen sich trauen, im Galeriesaal zu spielen und zu lesen.

Gegenüber der Volksstimme räumt Museumsmitarbeiter Frank Löbig ein, dass er bei der Vorbereitung der Spielzeug-Ausstellung die weiblichen Mitarbeiter im Hause nur zu gern beteiligt habe. „Sonst wäre es wohl eine Ausstellung nur für Jungen geworden“, lässt er seine Vorlieben für Ritterburgen und Eisenbahnen anklingen.

Empfehlenswert ist außerdem die Ausstellung des Magdeburger Binnenschifffahrtsfotografen A. Karl Müller, die in Zusammenarbeit mit der Volksstimme Schönebeck entstanden und bis 30. Dezember verlängert worden ist. Karl Müller (1886 bis 1966) gilt als der bedeutendste Bildchronist der Elbschifffahrt. Er machte seine Fotoleidenschaft zum Beruf, wandte sich der Schifffahrtsfotografie zu und arbeitete seit 1926 als freier Mitarbeiter für die Bildredaktion des Magdeburger General-Anzeigers.