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Straßenbau Schlechter als zu DDR-Zeiten

Die Landesstraße von Gerbitz in Richtung Nienburg ist in äußerst miserablen Zustand. Eine Linderung ist erst Mitte Juni in Sicht.

Von Thomas Linßner 11.05.2016, 19:00

Zuchau/Gerbitz l Martin Giesecke ist von berufswegen nicht so schnell auf die Palme zu bringen. Der Lehrer und ehemalige Ortsbürgermeister von Zuchau sprach auf der jüngsten Barbyer Stadtratssitzung etwas lauter als sonst. Bedingt durch die Sperrungen in Calbe sowie der Kreisstraße von Rosenburg nach Breitenhagen, „komme man schneller von Zuchau nach Wernigerode als von Zuchau nach Barby“. Gie-secke kritisierte den Zustand der Umleitungsstrecken. Besonders abenteuerlich gehe es auf der Landesstraße 150 von Gerbitz in Richtung Lindendamm-Nienburg zu.

„So hat die nicht mal zu DDR-Zeiten ausgesehen“, schimpft ein Mopedfahrer aus Gerbitz, der nach Nienburg will. Und wirklich: Für eine Landesstraße - man mag es kaum glauben, dass sie diesen Status trägt - ist sie aus der Zeit gefallen. Die Pflasterstraße ist buckelig und schmal. Begegnen sich zwei Fahrzeuge, muss eines auf den Sommerweg ausweichen. Regelrecht gefährlich ist der unbefestigte Randstreifen rechts neben der Fahrbahn. Er liegt zum Teil 20 Zentimeter (!) tiefer. Wer hier als Zweiradfahrer vom Pflaster runter muss, spielt mit seiner Gesundheit.

Stefan Hörold, zuständiger Regionalbereichsleiter der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt, kennt den Straßenzustand. „Ich bin hier selbst erst vor kurzem lang gefahren. Die Straße ist wirklich in keinem besonders guten Zustand“, gesteht der Halberstädter.

Dass sich während der Calbe-Umleitungszeit noch grundhaft etwas ändert, sei allerdings nicht in Sicht. Voraussichtlich 2017 soll die Landesstraße 150 ausgebaut und mit einer Schwarzdecke überzogen werden.

Aber warum geschah in all den Jahren mit dieser Straße nichts? Vor allem, weil sich die Sperrung der Calbenser Brückenstraße mit nachfolgender Umleitung seit langer Zeit abzeichnete?

Das Projekt liege nicht allein in den Händen der Straßenbaubehörde Sachsen-Anhalt. „In die Planungen eingebunden ist seit mehreren Jahren das Solvay-Werk. Das Unternehmen will seine Solebecken erweitern“, erklärt Stefan Hörold. Solvay ist an den Planungen und Kosten deshalb beteiligt, nachdem sich im Februar 2007 eine Havarie ereignete, die später eine Straßen­umverlegung nach sich zog. Ein Kalkteich der Solvay-Werke Bernburg war hinter der Kreuzung Latdorf/Gerbitz gebrochen und hatte die Landesstraße 73 nach Köthen unter sich begraben. Das Unternehmen sah es als vorteilhafter an, einen neuen Teich zu errichten und sich an den Kosten für den neuen Straßenabschnitt zu beteiligen. (Bei diesen Kalkteichen handelt es sich um eine Deponie für Kalk, der als Abfallprodukt bei der Sodaproduktion anfällt.)

Der grundhafte Ausbau wird ab nächstem Jahr zwar die Gerbitzer freuen, die in Richtung Nienburg wollen. Was ist aber mit dem gegenwärtigen Umleitungsverkehr, der die L-150-Nutzung sprunghaft ansteigen ließ?

„In vier bis sechs Wochen werden wir den Sommerweg profilieren und glätten“, verspricht Stefan Hörold. Soll heißen: Dann wird Schotter angefahren, verdichtet, sodass der Sommerweg auf Straßenniveau ist.