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Unfall Schweinelaster kippt auf A14 um

173 Schweine steckten am Donnerstag auf der A14 bei Schönebeck in einem umgekippten Transporter fest. 71 Tiere überlebten den Unfall nicht.

Von Emily Engels 04.02.2016, 17:49

Schönebeck l Am Auffälligsten ist das Quieken. Die 173 Schweine in dem umgekippten Transporter sind zwar von außen nicht sichtbar, doch sie sind alles andere als überhörbar. Auf engstem Raum müssen sie im Dunkeln aufeinandergestapelt ausharren und nur eines ist gewiss: sterben müssen sie heute so oder so.

Um 7.35 Uhr war der Transporter mit den Tieren ein paar Kilometer hinter Schönebeck auf der Autobahn 14 in Richtung Halle aus bisher ungeklärter Ursache von der Fahrbahn abgekommen und in der Böschung umgekippt. Der 35-jährige Fahrer des Schweinelasters und sein neunjähriger Sohn wurden durch den Unfall nicht verletzt.

Das Problem, vor dem die Einsatzkräfte jetzt stehen, sind die 173 Schweine, die in dem Transporter feststecken und dringend geborgen werden müssen. Leichter gesagt als getan. „Auf so eine Situation sind wir nicht wirklich vorbereitet“, so Christian Herbrich, Gruppenführer der Feuerwehr Biere. Anmerken lassen sich die Feuerwehrmänner das nicht. Die 20 Kameraden der Feuerwehr Bördeland aus den Ortsteilen Welsleben und Biere folgen professionell und mit vollem Körpereinsatz den Anweisungen der Autobahnpolizei.

Gegen 11.30 Uhr trifft ein neuer Tiertransporter am Unfallort ein. Jetzt muss nurnoch eine Schleuse gebildet und die Autobahn beidseitig gesperrt werden. „Wir können das Risiko nicht eingehen, dass ein Schwein auf die andere Fahrbahn entwischt und weitere Verkehrsunfälle auslöst“, erklärt Oberkommissar und Pressesprecher der Autobahnpolizei, Johannes Stoye. Inzwischen ist auch das Veterinäramt eingetroffen.

Später werden sie Schwein für Schwein untersuchen müssen. Ist ein Schwein zu stark verletzt, wird es vor Ort getötet. Hat es den Unfall „gut“ überstanden, geht es in den neuen Transporter und weiter in Richtung Weißenfels. Zu dem Schlachthof, den bereits heute Morgen der Fahrer des Unfallfahrzeuges aus Magdeburg angesteuert hat.

Eine weitere halbe Stunde ist vergangen. Der Verkehr auf der Autobahn ist inzwischen auf beiden Seiten stillgelegt. Presseleute von verschiedenen Medien halten ihre Kameras bereit. Es kann losgehen. Die Türen sollen bald geöffnet werden. Als erstes kommt einem der Gestank - eine strenge Mischung aus Kot und Urin - entgegen. Die Schweine liegen zwar dort, eingepfercht in dem Transporter, doch herauskommen will keines von ihnen.

Nach und nach ziehen die Einsatzkräfte die 120 Kilogramm schweren Mastschweine aus der kleinen Tür. Keine einfache Leistung, denn die Tiere protestieren mit einem lauten Quieken - und mit vollem Körpereinsatz. Viele von ihnen laufen aufgeregt gegen das Gitter. Andere laufen orientierungslos umher und stehen noch sichtlich unter Schock. Einige Schweine humpeln aus dem Transporter, knicken mehrfach um.

Für viele Tiere endet die Reise hier auf der A14 zwischen Schönebeck und Calbe. Am Abend stand fest, dass insgesamt 71 Schweine den Unfall nicht überlebt haben. Für die Feuerwehrkameraden und die Einsatzkräfte vom Veterinäramt wird das Ganze zu einer langwierigen Knochenarbeit. Die Bergungsarbeiten werden frühstens um 18 Uhr abgeschlossen sein. Denn nach den 173 Schweinen muss das stark beschädigte Fahrzeug noch aus der Böschung entfernt werden.

Die Ermittlungen zur genauen Unfallursache dauern laut Autobahnpolizei noch an.