Australien in der Heimatstube

Calbe l Das Baltikum, Kanada, Russland, Island, Südafrika, Neuseeland und viele weitere Länder: Klaus-Harro Tiemann, Jahrgang 1950, hat viel von der Welt gesehen. „Das hätte ich mir einmal nicht träumen lassen“, sagt der Calbenser, der 1968 bis 1972 an der TH Leuna-Merseburg Betriebswirtschaft studierte und an der Hochschule für Ökonomie Berlin 1976 promovierte. Von 1978 bis 1991 verschrieb er sich als Historiker der Geschichte an der Akademie der Wissenschaften in Berlin, der bedeutendsten Forschungsinstitution der damaligen DDR.

„Mit der Wende begann meine ganz persönliche neue Geschichte“, sagt Klaus-Harro Tiemann. Mehr durch Zufall sprang er bei einem Berliner Bildungsverein als Reiseleiter ein, der auch Studienreisen anbot. Damit war sein weiterer beruflicher Weg geebnet. 1993 schließlich begann er, bei Europas größtem Veranstalter von Studienreisen zu arbeiten, der insbesondere auf die Vermittlung der Kultur der jeweiligen Länder und die Begegnung mit Menschen Wert legt. „Wie schön ist es dann auch mal wieder, mit meiner Frau ein Land zu erkunden, ohne eine Reisegruppe am Hacken zu haben“, scherzte Klaus-Harro Tiemann am Dienstagabend in der Heimatstube vor rund 25 interessierten Zuhörern. Denn außer Frage steht, dass ihm sein Beruf nicht nur ein Auskommen, sondern auch viel Freude bereitet.

Mit seiner Frau reiste er jüngst durch Australien, angefangen von Perth an der Westküste über Alice Springs im heißtrockenem Landesinneren bis zur Ostküste mit den Millionenmetropolen Melbourne und Sydney. Zahlreiche Fotos vermittelten einen Einblick in Flora und Fauna des fünften Kontinents aber auch in das städtische Alltagsleben. Tiemann berichtet von einem in den vergangenen Jahren stark angestiegendem Preisniveau. „Vieles ist in Australien einfach richtig teuer“, sagt der gebürtige Calbenser und Wahl-Berliner.

Ein Beispiel: Ein Liter deutsches Exportbier koste in einer Metropole umgerechnet schon einmal mehr als 14 Euro. „Als Genussmensch muss man leckere Dinge wie Eis oder Wein intensiver genießen“, meint Tiemann, der froh war, nach langer Zeit mit Känguruhfleisch wieder auf deutsches Essen umschwenken zu können. Klaus-Harro Tiemann vermochte - wie in den vergangenen Jahren auch - seinen Vortrag kurzweilig und unterhaltsam zu gestalten. Kurzzeitig zuckte Heinz Sprengel, sein ehemaliger Geografielehrer an der Erweiterten Oberschule (EOS) „Karl Marx“, im Publikum zusammen. Der Grund: Auf einer Karte bezeichnete der Referent den Norden Australiens mit „hier oben“. Seinen geografischen Fauxpas korrigierte er umgehend. Heinz Sprengel: „Da gab es früher richtig Ärger bei meinem Schülern.“ Allerdings sagt er über seinen einstigen Schüler: „Er war damals Klassenbester in Geografie.“