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Wartenberg Calbe Weidmänner nutzen das schöne Holzhaus

Ende August 2004 wurde Richtfest für das neue Blockhaus auf dem Wartenberg gefeiert. Doch wie wird das malerische Haus heute genutzt?

Von Thomas Linßner 31.07.2016, 11:00

Calbe l „Als Hansi Demele sein Schnapsglas nach altem Zimmermannsbrauch an das Fundamentgestein schmetterte, erschall Applaus. Als Bauherr Bürgermeister Zunder seinen mehrzölligen Nagel nicht fachgerecht im Balken versenken konnte, nicht“, begann die Volksstimme vor 12 Jahren den Beitrag über das Richtfest. Peter Zunder hatte nämlich ein paar mal daneben geschlagen und den Richtnagel verbogen.

Trotzdem war die Block­hausgemeinschaft guter Dinge. Der erste und wesentlichste Bauabschnitt für das altgermanische Haus war vollbracht. Wie sein Vorgängerbau wurde es originalgetreu in Ständerbauweise errichtet. „Das Profil der Balken stellte der ausführende Calbenser Holzbaubetrieb aufwändig her, so dass sie dem Original von 1903 zum verwechseln ähnlich sehen. Schon lange hat Bürgermeister Peter Zunder die Reaktivierung dieses Projektes im Auge. In den vergangenen zwei Jahren verschenkte er kaum eine Möglichkeit, für Spenden zu werben“, hieß es in der Volksstimme.

Beim Richtfest konnte der Bürgermeister dann auch stolz verkünden, dass die Blockhütte der Stadt keinen Pfennig gekostet hatte. Die Kosten beliefen sich auf über 40000 Euro. Das gesammelte Geld wurde ausschließlich von Privatpersonen und Firmen gespendet.

Auch die Mitglieder der Interessengemeinschaft der Gewerbetreibenden unterstützen die Sanierung des Blockhauses. Um dafür Spenden zu sammeln, „wanderte“ monatelang ein maßstabsgetreues Miniatur-Blockhaus durch die Geschäfte von Calbe.

Doch wie wird das malerische Holzhaus auf dem Wartenberg seitdem genutzt? Die Stadtverwaltung verweist lapidar auf einen Nutzungsvertrag zwischen der Stadt Calbe und der Jagdpächtergemeinschaft Calbe II, der seit April 2005 bestehe. Die Weidmänner nutzten das Objekt für Versammlungen oder „Schüsseltreiben“, wie geselliges Beisammensein nach Jagden genannt wird. Wie Vorsitzender Axel Karlstedt sagt, wurde der Vertrag kürzlich für fünf Jahre verlängert. Eine regelmäßige Nutzung gebe es allerdings nicht. Dazu sei das Blockhaus zu klein, es fehlen Wasser- und Abwasseranschlüsse. Die Werterhaltung übernehmen die Weidmänner ebenfalls. In nächster Zeit sei ein neuer Farbanstrich für das Gebäude geplant.

Das Blockhaus wurde im Auftrag des Brauereibesitzers Menke durch Zimmermeister Brasack am 19. April 1903 fertig gestellt. Die Einweihung als „Trinkhalle“ erfolgte am 26. April 1903. In der „Trinkhalle“ wurde unten ausgeschenkt, die Gäste saßen in der oberen Etage.

In der Zeit des Dritten Reichs befand sich dort ein Vorratslager von „HJ“ und „Pimpfen“, die auf dem Wartenberg ihre Geländespiele durchführten und zelteten. Nach Angaben von Zeitzeugen Otto Plönnies schlug auch die HJ-Lagerleitung darin ihr Domizil auf.

Ein anderer Zeitzeuge gab folgendes zum Besten: Der Wartenberg-Wirt ließ noch in den 1960er Jahren seine heftig bezechten Gäste in dem Blockhaus schlafen, die nicht mehr den Weg nach Calbe machen wollten oder konnten.

Viele ältere Calbenser können sich noch an ein gegenüber stehendes und fast identisches Bauwerk erinnern.