Windräder Welsleber sind gegen Bau

Welsleber befürchten, dass in ihrer Gemarkung Windräder gebaut werden. Dagegen laufen die Bewohner des Dorfes nun Sturm.

Von Olaf Koch 19.07.2016, 17:01

Welsleben/Biere/Borne l Eine Wahl haben die Welsleber vorerst nicht. Sie müssen mit dem leben, was kommt: entweder Pest oder Cholera. Oder sie schaffen es, einen Fakt in einem Plan einarbeiten zu lassen, der ihnen einen sicheren Status verleiht. Es geht um den Entwurf des Regionalentwicklungsplanes und um Windräder, die weit höher sein können als jede Kirche in der Börde. Markante moderne Mühlen, die Strom produzieren – unter anderem für Menschen in Bayern.

Dagegen laufen die Bewohner des Dorfes nun Sturm. Sie kämpfen gegen etwas an, das es noch gar nicht gibt, für das aber eventuell Planungssicherheit geschaffen wird. Doch das ist ein zweischneidiges Schwert, wie es Eckhard Groß, Geschäftsstellenleiter der Regionalen Planungsgemeinschaft Magdeburg, am Montagabend in Welsleben erläuterte. Doch diesen versteckten Hinweis, nur zweimal unterschwellig geäußert, haben an dem Abend nicht alle erregten Welsleber gehört.

Ruhig und sachlich trug Eckhard Groß den Status Quo vor. Es geht um den Regionalplan, den die Regionalversammlung beschließt. Darin sind Vertreter aus der Stadt Magdeburg und den Kreisen Salzland, Börde und Jerichower Land Mitglieder. Für diese Gebiete werden die Flächen durchleuchtet, gerastert und am Ende konzeptionell unterteilt: Wo beispielsweise gibt es Landschaftsschutzgebiete? Welche Gebiete haben mit der Landwirtschaft Vorrang? Und eben auch, wo Windräder aufgestellt werden dürfen. „Dafür müssen insgesamt 17 Kriterien erfüllt sein“, so der Geschäftsstellenleiter der Regionalen Planungsgemeinschaft.

Insgesamt, so sind es seine Vorgaben, müssen von der Gesamtfläche zwei Prozent für Windkraftanlagen vorgehalten werden. Wohl gemerkt: vorgehalten. „Das bedeutet nicht automatisch, dass sich Investoren finden, die dort bauen“, machte Groß deutlich.

Eine Bauverpflichtung gibt es demnach nicht. Aber aus der Diskussion des Abends ging hervor, dass Investoren wohl in den Startlöchern stehen. Zahlreiche Bürger haben bereits ominöse Anrufe bekommen und sind zu diesem Thema befragt worden.

Derzeit gibt es wieder einen aktuellen Entwurf eines Regionalplanes, der bestimmte Vorranggebiete für Windkraftanlagen ausweist. Derzeit stehen zwischen 72 und 74 Windräder bereits in der Gemarkung zwischen Biere und Borne. „Die Wahrscheinlichkeit, dass nun auch welche zu uns kommen, ist groß“, meinte Dirk Natho vom Welsleber Ortschaftsrat. Aus diesem Grund macht nicht nur die CDU-Fraktion gegen den Entwurf des Regionalplanes mobil, sondern auch andere Gruppen des Dorfes.

Zu der Informationsveranstaltung  waren auch der CDU-Landtagsabgeordnete des Wahlkreises, Guido Heuer, sowie der Bauamtsleiter der Gemeinde Bördeland, Georg Skorsetz, eingeladen. In den Reihen der Besucher saß der Bürgermeister der Gemeinde Sülzetal, Jörg Methner.

Schon vorher und an dem Abend der Veranstaltung entwickelte sich der Regionalplan zu einem „Feindbild“. Viele Bürger verbanden das Papier mit der automatischen Aufrüstung von Windrädern. Doch dieses Szenario malte Eckhard Groß auch jetzt schon: Nach dem Baugesetzbuch darf jedermann Windkraftanlagen im Außenbereich aufstellen, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. „Nur der Regionalentwicklungsplan kann das wiederum reglementieren“, machte Groß deutlich. Pest oder Cholera? Lassen die Welsleber den Regionalentwicklungsplan passieren, könnten geeignete Standorte für Windkraftanlagen um ihr Dorf ausgewiesen werden. Gibt es keinen Plan, kann das Gleiche auch nach jetzigem Rechtsstand kommen. Was also tun?

Neben Eckhard Groß war es einzig Dietrich Horrmann (Bürgerinitiative Welsleben und Mitglied des Gemeinderates Bördeland), der die Hinweise von Groß wahrnahm und es deutlich formulierte: „Wir müssen versuchen, dass die Landwirtschaft in der Gemarkung von Bördeland absoluten Vorrang bekommt und damit das Aufstellen von weiteren Windrädern untersagt bleibt“, schlug er vor.

Parallel dazu wollen Natho und Klapper nun ebenfalls mobil machen. In einer Brandrede über die Vorzüge der Demokratie forderte Natho nicht nur die Einwohner von Welsleben auf, sich mit Hinweisen, Anregungen und Einsprüchen gegen den Entwurf des Regionalplanes zu positionieren, sondern alle Bürger des Bördelandes. Es sollen die Nachteile von noch mehr Windenergieanlagen für die Gesundheit des Menschen, das lokale Wetter, das Radar, den Artenschutz, die Luftsicherheit und den Lärmschutz herausgearbeitet werden. Demnächst findet eine Sondersitzung des Ortschaftsrates statt. Außerdem wollen engagierte Bürger anderen Einwohnern beim Aufsetzen von Briefen helfen.

Parallel dazu soll über die politische Schiene grundsätzlich gegen noch mehr Windkraft protestiert werden. Dazu soll es eine Petition geben. Doch das Wichtigste ist die Landwirtschaft: Sie soll weiterhin den Vorrang in der Gemeinde Bördeland bekommen.

Petition online im Bundestag einreichen: https://epetitionen.bundestag.de