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Zeichen der Zeit Amt soll zur Willkommensbehörde werden

Die Ausländerbehörde des Salzlandkreises soll eine Willkommensbehörde werden.

Von Jörn Wegner 29.01.2017, 02:00

Bernburg l Demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Abwanderung in große Städte – die Begriffe und dahinterstehende Probleme sind allgegenwärtig, auch im Salzlandkreis. Das Gebiet des heutigen Landkreises hat seit der Wende 1990 kontinuierlich an Einwohnern verloren. Zeit, etwas zu tun.

Im Fokus der Kreisverwaltung steht derzeit die Ausländerbehörde. Dort, wo neue Einwohner im Mittelpunkt der Arbeit stehen, soll eine echte „Willkommensbehörde“ entstehen.

Hintergrund ist ein Projekt des Innenministeriums. Zu 80 Prozent mit EU-Mitteln finanziert, sollen derzeitige Probleme in den Behörden angegangen werden. „Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt“ heißt es. Die Ausländerbehörde in Bernburg ist eine von neun Ämtern, die im gesamten Land an der Aktion teilnehmen. Insgesamt 1,7 Millionen Euro werden dabei auf die Behörden verteilt, Land und Kreise übernehmen jeweils zehn Prozent der Kosten.

Wo es im Salzlandkreis hakt, erklärt Behördenleiter Andreas Blath. Höchstens die Hälfte der Mitarbeiter spricht passabel Englisch, um sich mit den „Kunden“ verständigen zu können, sagt er. Viele neue Bewohner des Kreises scheitern zudem an der Bürokratie oder an kulturellen Barrieren. Die „Kunden“ der Behörde wissen mittlerweile sich zu helfen: „Sie bringen sich selbst Helfer mit“, sagt Fachdienstleiterin Ines Golenia. Die gleichen dann die sprachlichen Defizite der Behördenmitarbeiter aus, übersetzen und helfen bei der Orientierung im Bürokratie­dschungel.

Landrat Markus Bauer (SPD) fasst zusammen: „Es geht um Orientierung in der Behörde: Wo muss ich hin? Zudem müssen wir unbedingt in die sprachliche Kompetenz investieren. Wir haben schon mit Englisch-Kursen begonnen.“

Dem Umbau zur Willkommensbehörde liegen dabei harte ökonomische Fakten zugrunde. „Wer hier wohnt, sorgt für zusätzliche 15 Prozent Lohnsteuerzufluss in die Gemeindekassen“, sagt Bauer.

Erfahrungen gibt es bereits in Magdeburg. Dort wurde die Behörde umgestaltet, alles ist übersichtlicher geworden, und immerhin sind die trennenden Glasscheiben an den Schaltern nur noch halb so hoch. Mittlerweile bietet die Landeshauptstadt eine Website an, die komplett in englischer Sprache den Neubürgern die deutsche Behördenbürokratie erklärt.

Im Salzlandkreis wird der Erfolg noch einige Zeit auf sich warten lassen. Eine externe Beratergesellschaft aus Düsseldorf wird zunächst damit beginnen, Gespräche mit den Mitarbeitern der Behörde zu führen, um herauszufinden, wo etwa Arbeitsbedingungen verbessert werden können.