1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Kerstin Koniczek: Ein Herz für Tiere

EIL

Auf eine Tasse Kaffee mit... Kerstin Koniczek: Ein Herz für Tiere

Neue Volksstimme-Serie: Tierpflegerin Kerstin Koniczek ist seit 27 Jahren das Herz im Stendaler Tiergarten.

Von Katharina Herzig 01.08.2015, 02:00

Stendal l Wenn Kerstin Koniczek zur Arbeit erscheint, wird sie bereits sehnsüchtig erwartet. Dutzende Augenpaare richten sich auf sie. Als sie das Tor zum Gehege öffnet, gibt es für die Damwildherde kein Halten mehr. Stürmisch begrüßen die Tiere ihre Pflegerin, fordern energisch ihr Futter und lassen sich mit Streicheleinheiten verwöhnen.

Es sind diese kleinen Momente, die Kerstin Koniczek so an ihrer Arbeit liebt. „Mein absoluter Traumjob“, sagt die 45-Jährige. Seit 27 Jahren ist sie nun schon Tierpflegerin im Tiergarten Stendal und für das Großrevier verantwortlich. Täglich versorgt sie Pferde, Damwild, Kamele und Ziegen. Ihre Liebe zu den Tieren entdeckte die gebürtige Stendalerin bereits als Kind: Aus zwei Hamstern wurde schnell eine ganze Zucht. In der Schule trat sie der AG „Junge Tierzüchter“ bei und lernte, Verantwortung für Tiere zu übernehmen. So war es für Kerstin Koniczek schnell klar, dass sie einen Beruf mit Vierbeinern erlernen möchte, und begann eine Lehre als Melkerin. In den Ferien arbeitete sie im Tiergarten als Aushilfe. Nach der Ausbildung fing sie dort als Tierpflegerin an, tauschte die schwarz-weiß gefleckten Rindviecher gegen 30 Pferde und Hausesel ein. Doch eine Vorliebe für Flecken im Fell blieb: sie widmete sich der Lewitzer-Zucht – buntgescheckte Ponys, die auch als Arbeitstiere eingesetzt wurden.

Zu dieser Zeit erlebte Kerstin Koniczek eines der schönsten Erlebnisse in ihrem Berufsleben. Tiergartenleiterin Anne-Katrin Schulze hatte ihr aufgetragen, die Ponys für die Kutsche fertig zu machen. Alle außer Polly, denn der sei eine echte Herausforderung. Doch der eigensinnige Wallach ließ sich zur Überraschung aller problemlos von Kerstin Koniczek aufhalftern. Über Polly hat sie so einige Anekdoten zu erzählen. Bevor er an der Kutsche einen Schritt machte, drehte er sich um, musterte die auf dem Kutschbock sitzende Person und entschied erst dann, ob er sich in Bewegung setzt. Als „Pony-Opa“ bekam er oft Freigang im Tiergarten und holte sich seinen Zwieback an der Bürotür ab.

Als Polly 2008 nach einer Kolik eingeschläfert werden musste, war Kerstin Koniczek bei ihm. „Das ist man dem Tier schuldig, es bis zum Ende zu begleiten“, sagt sie mit Tränen in den Augen. Kurz schaut sie zu Boden, dann lächelt sie und erzählt zum Thema Freigang gleich noch eine Geschichte. Diesmal in der Hauptrolle: das Damwild. Einmal wurde die Herde friedlich äsend neben dem Spielplatz entdeckt. Auf die Menschen-Störenfriede aufmerksam geworden, sprangen alle Tiere durch ein Loch im Zaun zurück ins Gehege. „Das haben die nicht zum ersten Mal gemacht, die haben uns ausgetrickst!“, lacht Koniczek.

Sobald sich das Gespräch um Tiere dreht, ist Kerstin Koniczek in ihrem Element. „Bei mir stehen die Tiere an erster Stelle.“ Ihr Wissen gibt sie gern an die Besucher weiter. „Ich liebe meinen Job“, sagt sie lachend und verschwindet zur Fütterung in den Stallungen.