Gelungene Feier dank Wetter-App

Tangerhütte l Um 13 Uhr sollte am Sonnabend die Geburtstagsfeier im Tangerhütter Freibad beginnen und fast auf die Minute genau setzte der Regen ein, mit Blitz und Donner im Gepäck. An Feiern oder gar Baden war erst einmal nicht mehr zu denken. Nur die Wetter-App versprach Hoffnung: 14.35 Uhr sollte das Unwetter über Tangerhütte hinweg gezogen sein. Veranstalter und Gäste harrten unter den Schirmen oder in den Räumen aus und nachdem auch das Problem mit der Stromversorgung geklärt war, erklang 14.14 Uhr aus den Lautsprechern die Musik, Ortsbürgermeister Gerhard Borstell konnte das Fest eröffnen.

Mit Blumen bedankte er sich bei seinen Ehrengästen. Einer davon war Peter Wettstein. Fast 30 Jahre lang war er als Schwimmmeister in Tangerhütte tätig und dies sei, so versicherte er, „für mich und meine Familie die schönste Zeit gewesen“. Wettstein war sich sicher, dass noch einige der älteren Badegäste seinen Satz: „Bei mir herrscht Ordnung“ im Gedächtnis haben.

Besonders freute sich der Ortsbürgermeister darüber, Heinz Kersten (Jahrgang 1928) begrüßen zu können. Als Siebenjähriger war dieser vor 80 Jahren bei der Eröffnung des Bades dabei, und er erlebte die 80-jährige Entwicklung der Anlage hautnah mit: „Das Schwimmbad war meine zweite Heimat.“

Mit dabei hatte Kersten übrigens sein Schwimmerzeugnis. Eine Viertelstunde musste er 1939 Schwimmen, um seinen Freischwimmer zu machen. Anschließend wurde er Fährtenschwimmer. Die Anforderungen: Eine Dreiviertelstunde schwimmen ohne Randberührung, anschließend Streckentauchen und Tiefentauchen.

An die Baderöffnung kann sich der geborene Birkholzer noch sehr gut erinnern. Die Tangerhütter kamen in Strömen zum Fest und im Gegensatz zum 15. August 2015 schien am 11. August 1935 die Sonne. Star des Tages sei Olga Eckstein gewesen. Sie war Europameisterin im Turmspringen und beherrschte bereits damals den dreifachen Auerbachsalto, den sie auch den Tangerhüttern zeigte. Auf dem Gelände wurden damals auch weitere Sportarten angeboten. Dort standen ein Barren, ein Reck und man konnte Kugeln stoßen.

Kersten ist übrigens das beste Beispiel dafür, dass Wassersport fit hält. Gemeinsam mit den weiteren 20 Damen und Herren der Seniorenschwimmgruppe zieht er noch heute täglich morgens seine Bahnen im Tangerhütter Freibad. Er fährt Rad und im Winter nutzt er das Stendaler Altoa zum Schwimmen. Sein Appell an die Jugend: Weg vom Fernseher oder Computer und ab in das Freibad!

Ein historisches Foto von der Eröffnung des Tangerhütter Bades zeigt einen Mann, der vom Fünf-Meter-Turm mit einem Regenschirm in das Wasser zu springen scheint. Bisher vermutete man dahinter den ersten Schwimmmeister Hans Paulukat. Thomas Höink, aktueller Schwimmmeister, tat es seinem Vorgänger gleich, sprang mangels Fünf-Meter-Turm vom Dreier. Der Schirm ging dabei allerdings zu Bruch.

Dank des Augenzeugen Kersten konnte Borstell allerdings aufklären, dass es sich vor 80 Jahren nicht um einen tollkühnen Wassersprung des Bademeisters handelte. Vielmehr sei es ein Seiltänzer gewesen, der in fünf Meter Höhe über dem Wasser turnte. Dieses Seil war auf dem Foto allerdings nicht erkennbar.

Als das Neptunfest am Sonnabend begann, fanden auch weitere Tangerhütter den Weg in das Freibad, das Areal füllte sich. Trotz einiger Regenschauer, die immer wieder einsetzten, ließen sich gerade die Kinder und Jugendlichen nicht vom Baden abhalten. Für Abwechslung sorgten der Schülerklub mit der Bastelstraße oder die Kreisverkehrswacht mit dem Fahradparcours. Der ADAC lud zur Tombola ein und der Reit- und Fahrverein Tangerhütte zum Kutschfahren.

Nicht zu kurz kam der Sport. Ehemalige Turner des SV „Germania“ bewiesen, dass sie noch immer in Übung sind und die Mitglieder der Wasserwacht führten die Wasserrettung vor. Musik gab es aus der Konserve aber auch live. Das Duo „K und K“, mit Rainer Krause und Klaus Kuske, sorgte für Stimmung. Mit dem Tanz am Beckenrand klang die Veranstaltung aus.