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Kinderstärken Die Netzwerker für Stadtsee

Der Verein Kinderstärken ist neuer Träger des Stadtteilmanagements. Aufgabe ist: Bewohner, Vereine und Migranten einbinden.

Von Nora Knappe 16.09.2015, 01:01

Stendal l Das Stadtteilmanagement gibt es in Stendal-Stadtsee seit 15 Jahren. Es ist vor allem eine Stelle, die Akteure im Stadtteil zusammenbringt, Vorhaben koordiniert und in Sachen Ausländerakzeptanz aktiv ist. Und mehr noch als zur Gründungszeit dürfte die Bedeutung heute nicht zu unterschätzen sein. „Wir müssen diesen Stadtteil, der die Hauptbeherbungsstätte für Flüchtlinge ist, sehr stark mit Sozialarbeit betreuen“, sagte Torsten Mehlkopf, Leiter des Amts für Jugend, Sport und Soziales, am Montagabend im Sozialausschuss.

Dass er dies betonte, hatte seinen Grund: Er informierte die Ausschussmitglieder nämlich darüber, dass die Leitung des Stadtteilmanagements nach einer Ausschreibung neu vergeben worden ist. Ab 1. Oktober ist der Verein Kinderstärken aus Stendal der neue Träger. Angeschrieben worden waren fünf freie Träger, beworben hatten sich schließlich drei. „Die Jury hat letzten Montag getagt und ein sehr, sehr eindeutiges Votum für den Verein Kinderstärken abgegeben“, sagte Mehlkopf. In der Jury saßen Vertreter von Jugendclubs, Stadtseniorenrat, Jobcenter, Grundschule, Kita sowie aus Verwaltung und Kommunalpolitik.

Das Stadtteilmanagement war neu ausgeschrieben worden, weil der bisherige Sachbearbeiter, Klaus Siebenbrodt, Ende September in Ruhestand geht und die Stadt diese Aufgaben gern in freie Trägerschaft abgeben wollte – verbunden mit einer jährlichen finanziellen Ausstattung von 45  000 Euro aus dem Stadthaushalt.

Dass es der Verein Kinderstärken wurde, dürfte auch mit den Ambitionen Stendals zusammenhängen, sich stärker als kinderfreundliche Kommune zu etablieren. Für das Programm „Zukunftsstadt“ hat Stendal als eine von 51 Kommunen bundesweit den Zuschlag bekommen. Damit hat sich Stendal Kinderfreundlichkeit für die Zukunft auf die Fahnen geschrieben. Was sich eben auch im Stadtteil Stadtsee niederschlagen soll – hier lebt immerhin fast ein Drittel der gesamten Bevölkerung der Kernstadt Stendal.

Jeannette Merten und Benjamin Ollendorf waren für den Verein Kinderstärken in der Ausschusssitzung am Montag zu Gast und umrissen kurz ihre Ideen und Pläne, das Stadtteilmanagement fortzuführen beziehungsweise neu zu gestalten. „Wir werden die Leute nicht gleich mit neuen Projekten überfallen, sondern wollen vor allem erst einmal mit allen Akteuren vor Ort ins Gespräch kommen, uns selbst einen Überblick verschaffen“, sagte Benjamin Ollendorf.

Ollendorf (33) hat in Stendal Kindheitswissenschaften studiert und wird Ansprechpartner vor allem für Vereine, Institutionen und Träger sein. Jeannette Merten (32) ist Erzieherin und Rehabilitationspsychologin und wird vor allem als Ansprechpartnerin für die Anwohner fungieren. „Wir wollen in erster Linie die bisherige gute Arbeit fortführen und gleichzeitig schauen, wo sich neue Impulse setzen lassen.“

Zum Beispiel könnte es themenspezifische Treffen mit Bewohnern und Akteuren geben oder auch einen Stadtteil-Beirat und alle zwei bis drei Jahre eine Bürgerbefragung im Stadtteil.

Außerdem hat Kinderstärken die Idee zu einem Quartiersfonds, damit Bürger, die dort etwas bewegen wollen, schneller in die Lage versetzt werden, ihre Ideen umzusetzen. Im Zentrum ihrer Arbeit werde angesichts des hohen Migrantenanteils in Stadtsee selbstverständlich alles rund um eine Willkommenskultur stehen. „Da wollen wir mithelfen und sensibilisieren“, so Merten.

Dass Kinderstärken die Aufgaben des Stadtteilmanagements gut meistern werde, davon ist Ollendorf überzeugt. „Unsere Stärke liegt im strategischen Arbeiten, im Koordinieren und wir sind ohnehin schon viel im Stadtteil aktiv“, sagte er der Volksstimme nach der Sitzung. „Auch die Beteiligung der Menschen vor Ort, vom Kind bis zum Erwachsenen, wollen wir stärken, darin haben wir als Verein ja auch schon langjährige Erfahrung.“

Und natürlich werden Jeannette Merten und Benjamin Ollendorf auch regelmäßig vor Ort sein – mit Sprechzeiten im Stadtteilbüro in der Ladenzeile.