Urban Exploration Knipsen in der Ruine

Bei „Urban Exploration“ knipsen Fotografen verlassene Orte. Das Ergebnis ist unheimlich - unheimlich schön.

15.09.2015, 23:01

Stendal l Mit dem neuen Trend von Hobby-, aber auch Profifotografen „Urban Exploration“ tritt jeder seine Zeitreise an, wann er will, wie er will und vor allem: wohin er will. Erlaubt ist, was gefällt und was vor allem noch keiner kennt, denn es geht vor allem um Nervenkitzel und das mulmige Gefühl, etwas neues zu entdecken, ohne dabei selbst entdeckt zu werden. Denn so ganz legal ist dieser Trend nicht. Auf den Grundstücken liegen nämlich Eigentumsrechte. Und auch, wenn diese nicht immer eindeutig sind, so ist das Betreten dieser Orte ohne Erlaubnis des Eigentümers strafbar.

Der Trend, „Urban Explorers“, „UrbEx“ oder „Urban Exploration“, auf Deutsch: Stadterkundung, ist so etwas wie die privat Erforschung sogenannter Lost Places (Vergessene Orte) im städtischen Raum. Der Begriff wird aber auch für Stadterkundungen im touristischen Sinne verwendet. Erfunden haben den Trend die Amerikaner. Dort stöbern seit Mitte der neunziger Jahre mehrere tausend Abenteurer durch Ruinen. Großen, deutschlandweiten Boom erreichte der Trend, wo sonst, bei Facebook. Allein die „Vergessenen Orte in Schleswig-Holstein“ bekamen mehr als 30 000„Gefällt mir“-Daumen.

Auch Sachsen-Anhalt hält mit ihren versteckten Schönheiten nicht hinter den Berg und präsentiert. Bei Facebook gibt es zwei private Seiten: „Vergessene Orte Sachsen-Anhalt“ und „Verlassene Orte Sachsen-Anhalt“ die bereits über 16 000 Fans haben. Auch die Altmark ist vertreten, nicht mit einer eigenen Facebook-Seite, dafür aber mit eindrucksvollen Lost Places, wie dem alten Biber-Kino in Stendal, dem Atomkraftwerk in Arneburg, der alten Chemie-Fabrik in Salzwedel oder dem verlassenen Schloss in Tangerhütte.

Alte Schlösser, verfallene Wohnhäuser, brach liegende Industrie-Ruinen, verlassene Armeegelände, verwucherte Ball-oder Kinosäle, der Fantasie der „Urban Explorers“ sind keine Grenzen gesetzt. Städtisch, morbide, gruselig, heimelig und vor allem geheim sollte der Ort der Begierde sein. Da kann auch schon mal der stillgelegte Bahnhof oder U-Bahntunnel (nicht hier in der Altmark) als Motiv herhalten.

Eines vorneweg: Das Betreten der Gebäude oder Gelände ohne das Einvernehmen des Eigentümers ist grundsätzlich verboten und erfüllt den Tatbestand des Hausfriedensbruches. Die meisten Fans wissen das und posten daher ihre „Lost Places“ im Internet ohne Ortsangabe. Und auch, wenn meist in den Kommentaren zu lesen ist, dass es nur deshalb keine Ortsmarken gibt, damit die jeweiligen Orte nicht zu Pilgerstätten werden, so ist die Aktion meist nur eines: so geheim, dass sie verboten ist.

Wenn Ihr Euch also auf die Suche nach Eurem Lost Place macht, macht vorher lieber den Eigentümer ausfindig. Das erfordert zwar manchmal viel Geduld. Ihr werdet aber am Ende überrascht sein, wie viele Eigentümer mit den Fotoaufnahmen einverstanden sind. Und legal ist ja irgendwie doch viel cooler, oder?