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Flüchtlinge Erstes Willkommen in Tangerhütte

Die ersten Flüchtlingsfamilien sind in der Tangerstadt angekommen.

Von Birgit Schulze 25.09.2015, 01:01

Tangerhütte l Die erste Begrüßung mit Verwaltungsmitarbeiterin Heidrun Gebert, Ortsbürgermeister Gerhard Borstell und ehrenamtlichen Helfern des Netzwerkes „Neue Nachbarn“ fiel freudig aus. Die Kinder waren gespannt, was nun kommen würde, die Eltern augenscheinlich froh über das Angebot, die Stadt zu erkunden. Einen kleinen, noch provisorischen Stadtplan hatte Beate Ragi-Blöge vom Netzwerk bereits vorbereitet. Dann starteten zwei Gruppen zu einem ersten Stadtrundgang mit den Flüchtlingsfamilien.

Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte und wichtige Ansprechpartner, darunter auch der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), der mit Spenden von Geschirr über Kleidung bis zu Haushaltsgegenständen helfen will, standen auf dem Programm. Und ganz nebenbei kamen die Neu-Tangerhütter auch mit Alt-Tangerhüttern ins Gespräch. Schon vor der Haustür traten erste Nachbarn auf die Familien zu, um einfach mal Hallo zu sagen und zu zeigen: „Ihr seid hier willkommen.“

Vor dem Einkaufsmarkt am Neustädter Ring bot eine Dame den syrischen Kindern frisch gekaufte Pflaumen zum Probieren an. Ortsbürgermeister Gerhard Borstell, der mit der syrischen Familie und Abi Ragi durch die Stadt ging, schlug vor, die beiden 12- und 13-jährigen Söhne doch mit zum Fußballspielen einzuladen. Und strahlendes Kinderlächeln zeigte: Die Idee kam gut an.

Madina und Jamal, die Anfang August aus einer Kleinstadt in Syrien flohen, wollen mit ihren vier Kindern Fatima (16), Farira (15), Mohammed (13) und Fardi (12) in Tangerhütte zur Ruhe kommen. Nach wochenlanger Flucht sind sie zunächst in Halberstadt und in den vergangenen zwei Wochen in Stendal gewesen. Die Wohnungen, die der Landkreis Stendal in Tangerhütte angemietet hat, sind für sie eingerichtet worden, sie scheinen sich gut aufgehoben zu fühlen.

„Schön, dass sie jetzt hier sind, sie sehen alle sehr nett aus“, sagte eine ältere Dame, die die Gruppe bei ihrem Rundgang traf. Auch wenn Madina, Jamal und ihre Kinder bisher kaum Deutsch und kein Englisch verstehen, so ergibt sich doch vieles im Miteinander. Das hatte auch Beate Ragi-Blöge, eine der Vorreiterinnen des von Bürgermeister Andreas Brohm initiierten Netzwerkes „Neue Nachbarn“ so vorausgesagt. „Es haben doch alle Smartphone-Besitzer einen Übersetzer dabei, also wo ist das Problem?“, fragt sie. Sie selbst war lange Zeit mit einem Marokkaner verheiratet gewesen und hat mit Abi (17) einen Sohn, der den Flüchtlingen jetzt auch mit seinen Arabisch-Kenntnissen weiterhilft.

Den Rundgang begleitete auch Manfred Hain. Er führte zusammen mit Heidrun Gebert eine zweite Gruppe aus zwei afghanischen Familien durch die Stadt. Die seien vor etwa drei Wochen in Afghanistan aufgebrochen, erzählt der zwölfjährige Nasiv Ahmad. Mit seinen Eltern Issa und Fatemeh sowie vier Geschwistern ist er in Tangerhütte angekommen, ebenso wie Gulmohammad und Schaima mit sechs noch recht kleinen Kindern.

Für sie wollen die Netzwerk-Mitstreiter in den kommenden Wochen Angebote organisieren, denn noch gehen die Kinder nicht zur Schule. Unterstützung gibt es dabei von der Verwaltung, die etwa die Begleitung zur Anmeldung bei Stendaler Ämtern organisiert. Auch dafür haben sich ehrenamtliche Helfer gemeldet.