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Demonstrationen NPD-Politikerin bekam das Wort

Kreristagsmitglied Anglea Henning (NPD) wurde am Sonntag bei der Demonstration der Bürgerbewegung Altmark ans Mikrophon gelassen.

Von Bernd-Volker Brahms 16.11.2015, 00:01

Stendal l Es regnete in Strömen, als Versamnlungsleiter Martin Knaak am Sonntag um 14 Uhr die Veranstaltung der Bürgerbewegung Altmark auf dem Winckelmannplatz eröffnete. Das Wetter mag auch dafür gesorgt haben, dass es diesmal nur 180 Teilnehmer waren, die zunächst eine Schweigeminute für die Todesopfer der Anschläge von Paris einlegten.

Doch dann war es alles Andere als leise. Vor allem, als Gastredner Sebastiano Graziani das Mikrofon ergriff. Er warf Bundeskanzlerin Merkel vor, Europa dem Islam preisgegeben zu haben und forderte sie lautstark zum Rücktritt auf. Zu den Rednern gehörte auch Angela Henning aus Windberge, die im vergangenen Jahr für die NPD bei der Kreistagswahl angetreten war und für den Tangerhütter Heiko Krause im August nachgerücken konnte, aber verzichtete.

Um 14.30 Uhr kam Geräusch von der anderen Seite, im wahrsten Sinne des Wortes. Von der Marienkirche ertönte das Geläut herüber, dort begann zu jenem Zeitpunkt eine Gegenveranstaltung. Die Bürgerbewegung setzte sich gegen 14.45 Uhr in Bewegung, diesmal ging es in die nördliche Breite Straße. Die Gegenveranstaltungen waren auf der südlichen Breiten Straße und am Pulverturm. So kam es zu keinem direkten Aufeinandertreffen, denn der so genannte Spaziergang führte über Bismarckstraße, Ostwall und Bruchstraße wieder zurück zum Winckelmannplatz.

Als der Demonstrationszug auf den Platz einbog, skandierten die Teilnehmer: „Wir kommen wieder.“ Für manche ein Versprechen, für andere eine Drohung. Am kommenden Totensonntag ist erst einmal Pause.

Gleich drei Demonstrationen waren von Stendaler Studenten angemeldet worden. Da die Marschroute der „Bürgerbewegung“ nicht bekannt war, wollte man an mehreren Orten präsent sein. Letztlich zählte die Polizei rund 100 Aktive, die sich am 14 Uhr am Pulverturm in der Hospitalstraße sowie in der Breiten Straße auf Höhe der Stavenstraße trafen. Prominenteste Mitstreiterin war die Linke-Bundestagsabgeordnete Katrin Kunert. Ferner waren einige Stadträte der Linkspartei dabei. Die Organisatoren der Demo „Herz statt Hetze“ , die vor drei Wochen stattfand, überließen das Feld diesmal vollständig den Studenten.

Die Gruppe versammelte sich schon bald ausschließlich in der Breiten Straße, nachdem die Organisatoren am Pulverturm wohl gegen Auflagen verstoßen hatten. Unter anderem hatten Demonstranten die Fahrbahn mit genutzt. Sprecherin Caroline Sosat bekam von der Polizei zudem bei einer Rede in der Breiten Straße den Hinweis, dass sie nicht zu Gewalt aufrufen dürfe. Sie habe von einer Sitzblockade gesprochen. „Die Nazi-Kundgebung funktionieren über den Gestus der Stärke, dem muss man etwas entgegensetzen“, sagte Sosat der Volksstimme. Man müsse präsent sein, sie rufe aber keineswegs zur Gewalt auf, sagte sie.

In einer Rede wies sie darauf hin, dass Neonazis derzeit wie in den 90er Jahren versuchen würden, eine „nationale Revolution“ zu initiieren. Die Gesellschaft sei heute aber eine andere, sagte Sosat. Sie sehe es als Aufgabe, dass man die Aufmärsche wie am Winckelmannplatz zu einem frustrierenden Erlebnis für die Teilnehmer mache. „Wenn die Aufmärsche jedes Mal in tropfnassem Herumgestehe enden, ist das ein heftig frustriender Faktor.“

Gestern Nachmittag versammelten sich zeitgleich zu den Demos zahlreiche Menschen in der Marienkirche, die Stadtgemeinde hatte dazu aufeingeladen. Rund 80 Menschen nahmen das Angebot an. Mehrere Akteure der „Herz statt Hetze“-Demo waren dabei.

Im Übrigen wurde sowohl bei den Demonstrationen als auch in der Kirche den Opfern der Anschläge von Paris gedacht. Es gab Schweigeminuten.