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Sophie Johr Von der Tanzmaus zum Tanzmariechen

Sophie Johr (19) aus Stendal erzählt, warum sie den Karneval so liebt.

Von Thomas Pusch 15.01.2016, 00:01

Stendal l Sophie Johr wurde im vergangenen Jahr bei der Sportlerehrung als Übungsleiterin ausgezeichnet. Doch das erzählt die bescheidene 19-Jährige erst auf Nachfrage. Seit 2008 ist sie Mitglied im Wahrburger Carneval Club. „Ich glaube, ich war damals die Schüchternste im ganzen Verein“, meint sie im Gespräch mit der Volksstimme. Ihr Bruder ging zusammen mit dem Sohn des WCC-Präsidenten Frank Kruft in den Kindergarten, und da sind dann die beiden Mütter ins Gespräch gekommen. So landete sie mehr oder weniger zufällig beim WCC, kam vom Ballett, das ihr zu jenem Zeitpunkt aber schon keinen Spaß mehr gemacht hatte.

„Das wurde mit der Zeit eintönig“, begründet sie. Ihr fehlte einfach der Spaß, den sie im Leben braucht. Kurz vor dem Erntedankfest stieß sie zu den Karnevalisten, und beim Fest selbst hatte sie in Wahrburg schon ihren ersten Auftritt. „Da war ich so richtig aufgeregt“, erinnert sie sich. Schon in der ersten Zeit wurde gemunkelt, dass sie das neue Tanzmariechen werden könnte. „Dem Laien könnte man das als Solotänzerin mit sehr viel Akrobatik erklären“, sagt sie. Bei der ersten Prunksitzung habe sie das aktuelle Tanzmariechen beobachtet und einfach nur gestaunt. „Ich bin doch nur mit den Tanzmäusen mitgehüpft“, sagt sie kleinlaut. Doch dabei ist es nicht geblieben, auch nicht bei dem nur einmal wöchentlichen Training.

2011 ist ihr erstes Jahr als Tanzmariechen. Und sie hat gleich beim ersten Auftritt Pech. „Beim Sprung in den Spagat habe ich mich am Muskel verletzt“, erinnert sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht. An Prunksitzungen war zunächst nicht mehr zu denken. Bei der Landesmeisterschaft startete sie einen Versuch, doch wegen der Verletzung musste sie ausscheiden.

Doch die Schmach hat sie schon längst wettgemacht. Sie schaffte es auf den sechsten und den fünften Platz. Im vergangenen Jahr war sie punktgleich mit der Dritten. „Sie hatte aber das bessere Streichergebnis, deshalb bin ich Vierte geworden“, erklärt sie.

Mittlerweile trainiert sie nicht nur einmal, sondern vier-, manchmal sogar fünfmal in der Woche. Dazu gehört ihr eigenes Training und das Training anderer Gruppen. Bis zu 14 Stunden kommen dabei zusammen. Aber das sieht Sophie Johr nicht als Belastung an, sie ist mit Leib und Seele dabei. Mittlerweile hat sie schon so viele Auftritte gehabt, dass sie über das Lampenfieber bei ihren ersten Schritten nur schmunzeln kann. Die Wahrburger sind nicht nur bei ihren Prunksitzungen und bei Meisterschaften zu sehen, sondern beispielsweise auch beim großen Rosenmontagsumzug in Köthen. Am morgigen Sonnabend sind die Wahrburger beim Empfang von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU).

Wenn sie auf die bisherige Zeit zurückblickt, stellt Sophie Johr fest, dass ihr der WCC sehr bei der Persönlichkeitsentwicklung geholfen hat. Dem Publikum empfiehlt sie den Karneval, „weil man dort Tänze sieht, wie es sie nirgendwo anders gibt“. Und für sie selbst ist das Schönste am Wahrburger Carneval Club, „dass der Spaß an erster Stelle steht“.