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Jugend forscht Junge Tüftler zu Gast in Stendal

Rund 70 Teilnehmer aus ganz Sachsen-Anhalt traten am Donnerstag beim Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ in der Katharinenkirche an.

Von Anne Toss 26.02.2016, 00:01

Stendal l Nach rund zwei Stunden verlässt die Jury das Musikforum Katharinenkirche. Dort reiht sich Stand an Stand, Projekt an Projekt. Schüler aus ganz Sachsen-Anhalt sitzen nebeneinander, tauschen sich aus, ärgern sich über die ein oder andere Juryfrage, die sie nicht hundertprozentig beantworten konnten. So geht es auch Thorben Arndt und Lukas Hermann aus Havelberg, die ein E-Bike mit einem Solarmodul ausgestattet haben. Die zwei 14-jährigen Schüler wollen damit das lange Aufladen der elektronischen Fahrräder umgehen, denn der Akku kann bei ihrem Modell immer aufgeladen werden – sofern die Sonne scheint.

„Bei einer Frage der Jury ist uns nicht gleich eine Antwort eingefallen“, berichtet Lukas Herrmann. „Dabei wär‘s so einfach gewesen“, fügt Thorben Arndt hinzu und lacht. Die beiden Schüler haben am Schüler-Institut für Technik und angewandte Informatik (SITI) in Havelberg an ihrem Modell gefeilt. Nun möchte fast jeder Besucher einmal darin Platz nehmen oder zumindest wissen, was es damit auf sich hat.

Nicht weit entfernt von dem E-Bike sitzt Susana Maria Das Neves (18) vom Hildebrand-Gymnasium aus Stendal an ihrem Stand. „Meine Großmutter ist an Demenz erkrankt“, sagt die 18-Jährige, „und da sie früher viel mit mir Memory gespielt hat, habe ich überlegt, ob ihr das jetzt helfen könnte.“ Alzheimerpatienten mit unterschiedlichen Schweregraden waren für sechs Wochen ihre Probanden. Susana Maria Das Neves spielte mit ihnen unterschiedliche Arten von Memory. Vor und nach der „Spieltherapie“ testete die Schülerin mithilfe eines Screeningtests den Grad der Demenz jedes Probanden. Ihr Ergebnis: Drei von fünf Teilnehmern erreichten bei dem Screeningtest eine höhere Punktzahl. Keiner hatte sich verschlechtert.

In den verschiedenen Kategorien waren vor allem im Bereich Biologie viele Projekte vertreten. Unter anderem Lukas Winter vom Markgraf-Albrecht-Gymnasium in Osterburg. In seiner Freizeit ist der 17-Jährige viel mit seinen Pferden unterwegs. Er betreibt sogenannten Fahrsport – eine Form des Pferdesports, bei der man mit Kutsche oder Wagen fährt. Bei seinen zwei Pferden bemerkte der Schüler, dass sie beispielsweise den Kopf nach hinten geworfen haben, wenn er die Aufforderung zum Richtungswechsel gegeben hat. Doch woher kam das bockige Verhalten?

„Die Verhaltensauffälligkeiten hängen auch mit der Zahngesundheit der Pferde zusammen“, sagt Lukas Winter. „Bei einem Pferd hatten sich an einem Zahn extreme Spitzen gebildet, die sich ins Zahnfleisch gebohrt haben“, berichtet er weiter, „aber nachdem die Spitzen abgeschliffen waren, war es deutlich ruhiger.“ Ein weiteres Phänomen ist der sogenannte Wolfszahn, ähnlich wie der menschliche Weisheitszahn. „Den muss man jedoch ziehen“, merkt Winter an. Die Besucher inspizieren insbesondere seine Ausstellungsstücke: Vom Maulgatter bis zu den gezogenen Zähnen lässt sich hier einiges bestaunen.

Auch Thomas Barniske, Geschäftsführer der Innovations- und Gründerzentrum BIC Altmark GmbH, hat sich unter die Besucher gemischt. Bereits zum neunten Mal ist das BIC zusammen mit den Stadtwerken Organisator und Ausrichter des Regionalwettbewerbs in Stendal. „Für die berufliche Weiterentwicklung der Teilnehmer ist „Jugend forscht“ extrem wichtig“, sagt Thomas Barniske. Wenn ein Jugendlicher die Teilnahme zum Beispiel bei einem Vorstellungsgespräch vorweisen könne, zeigt das, dass er selbständig Lösungen erarbeiten kann.

Mit einem aktuellen Thema hat sich auch Tanina Gerhardt (17) vom Hildebrand-Gymnasium aus Stendal beschäftigt. „Heutzutage achtet eigentlich jeder auf seine Ernährung und möchte schlank sein“, sagt die Schülerin. Und da in einem Großteil der Lebensmittel Zucker zu finden sei, hat sie sich überlegt, ob man diesen nicht einfach durch andere Mittel ersetzen kann. So verwendete Gerhardt an Stelle von Zucker beim Backen die Ersatzstoffe Stevia, Xylit sowie Erythritol. Ihr Fazit: „Stevia und Erythritol haben zwar weniger Kalorien als Zucker, allerdings sind sie im Nachgeschmack sehr bitter“, berichtet die 17-Jährige. Xylit ist – verglichen mit Zucker – zwar zahnfreundlicher, hat aber die gleiche Anzahl an Kalorien. Wer den Zucker loswerden will, muss also den bitteren Geschmack in Kauf nehmen.

Sven Baszio, geschäftsführender Vorstand der Stiftung Jugend forscht, betonte in seiner Ansprache, dass ein Ziel die vermehrte Gründung von Schülerforschungszentren sei. „Wer gerne Klavier spielt, geht zu einer Musikschule“, sagt Baszio, „aber wo geht man hin, wenn man sich für Physik interessiert?“ Hier seien die Möglichkeiten begrenzt und deshalb die Schülerforschungszentren von Nöten. Denn Physik soll eben nicht nur an der Schule stattfinden, sondern auch in der Freizeit.