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Krankenhaus Chinesischer Urologe in Stendal

Der chinesische Urologe Dr. Siping Zeng hospitiert derzeit im Johanniter-Krankenhaus in Stendal.

Von Volker Langner 17.03.2016, 00:01

Stendal l In der Urologie des Johanniter-Krankenhauses in Stendal wird dieser Tage immer mal wieder Englisch gesprochen. Grund ist ein 44-Jähriger aus dem Reich der Mitte. Der chinesische Mediziner Dr. Siping Zeng hospitiert für zwei Wochen in der Klinik, schaut seinen deutschen Kollegen über die Schulter und auf die Hände.

Das tut der Chefarzt der Urologie des Workers-Hospitals in Liuzhou – die Vier-Millionen-Stadt liegt im Süden Chinas – ganz genau. Es geht ihm ums Detail. Er begründet: „Ich mache im Jahr rund 2500 Operationen. Hier möchte ich jetzt die Abläufe in einem deutschen Krankenhaus kennenlernen, konzentriere mich auf Details und infomiere mich über Operationsmethoden.“

Dazu zählt ein Verfahren, das die Kombination von Ultraschall und Röntgen beinhaltet und mit dem Steine aus der Niere entfernt werden. „Wir sind gern bereit, etwas zu zeigen und unser Wissen weiterzugeben“, sagt Dr. Guido Kramer. Und der Chefarzt der Stendaler Urologie fügt an: „Wir haben dieser Tage ein abwechslungsreiches OP-Programm.“

Geplant war darüber hinaus ein Besuch in einer Magdeburger Klinik, um sich ein OP-Verfahren anzuschauen, bei dem Roboter zum Einsatz kommen. Dorthin begleitet Dr. Michael Kühn den Gast aus China. Kühn, über viele Jahre Chefarzt der Stendaler Urologie und inzwischen (unsteter) Ruheständler, stellte den Kontakt mit ihm her. Vor zwei Jahren war er im Auftrag der Ärzteorganisation „Senior Expert Service“ für drei Wochen in der Klinik in Liuzhou im Einsatz, um endoskopische Operationen vorzunehmen.

„Die Dimension ist nicht vergleichbar. In der Klinik arbeiten 17 Urologen, die Urologie verfügt über rund 2000 Betten. Patienten liegen auf den Fluren“, berichtet Kühn. Zum Vergleich: In der Stendaler Klinik sind sieben Urologen tätig; die Abteilung verfügt über 28 Betten.

Bei dem Auslandseinsatz lernte der Stendaler Arzt Dr. Zeng kennen. Nun folgte quasi der Gegenbesuch. Deutschland sei ohnehin seine erste Wahl gewesen, um dazuzulernen. Die Kooperation mit Deutschland funktioniere, viele Geräte in seiner Klinik in Liuzhou seien deutscher Herkunft und qualitativ hochwertig, und die Standardisierung von Operationen sei in Deutschland gut entwickelt, nennt Siping Zeng drei Gründe für die Wahl.

Übrigens steht im Juli für Kühn wieder eine Tour ins Reich der Mitte an. Dann soll der 66-Jährige über die Erkennung und Behandlung vom Prostata-Karzinom, einer Krebserkrankung, informieren. „Diese Erkrankung gibt es praktisch gar nicht in China. Aber mit der Veränderung der Essgewohnheiten – Stichwort Fastfood – wird sie zukünftig auch dort auftreten“, so Kühn.

Der chinesische Student Jichun Yan unterstützte die Volksstimme beim Gespräch als Übersetzer.