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Linke-Parteitag „Wir bilden ein Doppelpack“

In der Parteispitze der Linken war der Rückzug von Katrin Kunert aus dem Bundestag länger bekannt. Seit Freitag ist er offiziell.

Von Bernd-Volker Brahms 18.04.2016, 01:01

Stendal l Wenn es nach Katrin Kunert geht, dann wird im kommenden Jahr die 25 Jahre alte Linda Granowske anstatt ihrer für die Linke im Bundestag sitzen. „Ich wünsche ihr alles Gute“, sagte die 52-jährige Kunert am Freitag beim Kreisparteitag der Linken im Stendaler Landratsamt. Kunert vertritt die Altmark seit 2005 in Berlin.

„Nach drei Legislaturperioden sollte Schluss sein, da muss man auch loslassen können“, sagte Kunert der Volksstimme. Sie habe dem erweiterten Kreisvorstand der Linken bereits im Januar 2015 ihren Entschluss mitgeteilt, 2017 nicht wieder für den Bundestag kandidieren zu wollen.

Am Freitag war es Linda Granowske, die vor den 60 anwesenden Parteimitgliedern „die Bombe platzen ließ“, wie sie es ausdrückte. „Ich sehe mich als Expertin für den ländlichen Raum und möchte die Region im Bundestag vertreten“, sagte die gebürtige Stendalerin, die als Referentin für Agrarpolitik und ländliche Entwicklung bei der Landtagsfraktion in Magdeburg arbeitet. Nebenbei studiert sie in Halberstadt Verwaltungswissenschaften.

Der Kreisvorstand stehe hinter der Kandidatur von Granowske, sagte der Kreisvorsitzende Mario Blasche. Man habe auch schon eine interne Abstimmung mit den Genossen des Nachbarkreisverbandes getroffen, so dass er davon ausgehe, dass sie als Direktkandidatin der Altmark in den Wahlkampf gehe. „Wir hoffen, dass sie einen guten Listenplatz bekommt und somit sicher in den Bundestag zieht“, sagte Blasche. „Wir bilden jetzt ein Doppelpack“, sagte Kunert zur Zusammenarbeit mit Granowske. Sie bezog dies zunächst auf die Tätigkeit als Delegierte zum Bundesparteitag versprach aber auch weitergehende Unterstützung.

Bei der Analyse zur Landtagswahl fand Katrin Kunert deutliche Worte: „Natürlich haben wir etwas falsch gemacht. Wir konnten unsere Positionen nicht gut genug vermitteln“, sagte die Bundestagsabgeordnete. Die Partei sei nicht mehr attraktiv für junge Leute und agiere oftmals auch zu ängstlich. Sie nannte als Beispiel die Entscheidung im Stadtrat zum Wasserspiel. „Da muss man hinterfragen, ob es soziale Alternativen gibt, bei denen das Geld besser angelegt ist“, sagte Kunert. Während nahezu die gesamte Linke-Fraktion dem Wasspielprojekt zustimmte, hatte Kunert dagegen votiert.

Kreisvorsitzender Mario Blasche forderte eine „schonungslose Bestandsaufnahme“ nach der „bitteren Niederlage“. Der Kreisvorstand werde in den kommenden Wochen in alle Ortsverbände kommen, um zu diskutieren, versprach er. Es sei eine politische Verschiebung nach rechts zu beobachten, sagte Blasche. Sein persönlicher Antrieb sei es, dies wieder zu verändern. „Ich habe mich in meinen 26 Jahren des politischen Engagements bei den Linken nie so zu Hause gefühlt wie in den vergangenen Wochen.“

Beim Parteitag forderten einige Mitglieder, dass die Arbeit wieder mehr von der Basis ausgehe. „Die Parlamente haben sich verselbstständigt“, sagte Wolfgang März aus Tangerhütte.