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Theaterintendant (K)ein Drittel mehr Gehalt

Eine üppige Gehaltserhöhung und ein 13. Monatsgehalt sollte Stendals Theater-Intendant bekommen. Im Hauptausschuss fiel der Vertrag durch.

25.05.2016, 23:01

Stendal l Rund 33,5 Prozent mehr Jahreseinkommen hätte der von Vize-Oberbürgermeister und Personalchef Axel Kleefeldt (CDU) verhandelte Vertrag dem 47-jährigen gebürtigen Berliner für eine neuerliche fünfjährige Laufzeit bis Mitte 2022 eingebracht: Demnach sollte Netschajews monatliche Vergütung von derzeit 5273,80 Euro auf 6500 Euro angehoben werden, zuzüglich eines 13. Monatsgehaltes in gleicher Höhe. Macht aus einem Jahresbrutto von 63 283,20 Euro künftig 84 500 Euro.

Dazu wird es jedoch nicht kommen. Die Mitglieder des Haupt- und Personal-ausschusses schmetterten die Vorlage der Rathaus-Spitze vorige Woche im nichtöffentlichen Teil ihrer Sitzung ab. Stattdessen beauftragten sie Vize-OB Kleefeldt, mit Netschajew nachzuverhandeln.

Öffentlich will kein Stadtpolitiker in der Vertrags-angelegenheit Position beziehen. Hinter vorgehaltener Hand ist die Meinung jedoch einhellig: „Eine Erhöhung in dieser Dimension passt nicht in unsere Zeit“, heißt es. Bis hin zu: „Das ist jenseits von Gut und Böse.“

Dabei geht es der Politik allein um das Gehalt, nicht um Netschajew selbst. Einmütig hatte der Haupt- und Personalausschuss Ende März beschlossen, dass die Verwaltung Vertragsverhandlungen für den seit der Spielzeit 2012/13 in Stendal wirkenden Theaterchef führen soll. Die der Volksstimme vorliegende Rathaus-Vorlage drückt dies nicht gerade Shakespeare-verdächtig aus: „Im Hinblick auf die Sicherstellung der aus künstlerischer Sicht erzielten Kontinuität des Theaters durch das Engagement von Herrn Netschajew, empfiehlt sich eine Fortsetzung seiner Beschäftigung.“

Netschajew hatte bei seinem Antritt eine Konstellation seines Vorgängers Dirk Löschner geerbt – der Intendant ist zugleich kaufmännischer Leiter. Löschner hatte sich bereits nach zwei Jahren in diesem Doppel-Job aus Stendal wegbeworben.

Es ist nicht der erste Versuch des Rathauses für eine Gehaltserhöhung des ambitionierten Theaterleiters. Im vorigen Herbst scheiterte ein Anlauf nicht zuletzt auch deshalb, weil sich im laufenden Theaterhaushalt eine erneute ungeplante Finanzlücke im mittleren sechsstelligen Bereich auftat.

Hier indes setzt der neue Vertragsentwurf dem Intendanten künftig enge Grenzen und fordert ein striktes Wirtschaften unter Einhaltung des Etats ein: „Über- oder außerplanmäßige Ausgaben darf der Intendant nur tätigen, wenn er zuvor die nach der Hauptsatzung erforderliche Zustimmung des Oberbürgermeisters oder der kommunalen Gremien der Hansestadt Stendal eingeholt hat“, lautet eine Passage. Zeichne sich ab, dass der Haushaltsplan nicht auskömmlich ist, hat der Intendant demnach seinen Dienstherrn künftig „unverzüglich schriftlich zu informieren“. Zudem muss er „innerhalb von 20 Tagen nach Beendigung eines jeden Quartals“ einen Finanzbericht im Rathaus abliefern.

Netschajew selbst will sich mit Blick auf die noch laufenden Verhandlungen zu Details nicht äußern. Er sei aber von Rathaus-Vize Axel Kleefeldt über den aktuellen Stand informiert worden. „Ich habe Interesse, meinen Weg hier weiter zu gehen, weil ich denke, dass es hier gut läuft“, betont er. Kleefeldt äußert sich wegen des laufenden Verfahrens nicht.

Wie es heißt, könnte sich die Stadtpolitik moderate Steigerungen im mittleren einstelligen Prozentbereich durchaus vorstellen. Auch ein 13. Monatsgehalt könne, etwa bei Erreichen vereinbarter Ziele, ins Auge gefasst werden, lautet ein weiteres Modell.

Viel Zeit bleibt nicht, denn das Programm für die übernächste Spielzeit muss vorbereitet werden. Erste Kostproben für die neue Saison ab Herbst gibt es bereits am Sonntag. Deren Motto lautet „Träume“.