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ABC-Übung Nur in Gelb geht es zum Gefahrgut

Wie bei Gefahrgutunfällen vorzugehen ist, das probten am Sonnabend etwa 130 Männer und Frauen in Tangermünde.

Von Anke Hoffmeister 17.10.2016, 19:31

Tangermünde l Lutz Piepjahn hat einen guten Draht zur Feuerwehr. Er ist nicht Mitglied der Wehr. Aber er schätzt die Arbeit der Kameraden. Als Geschäftsführer der Tangermünder Firma Altmärkische Entsorgung war er erst im September auf deren Hilfe angewiesen, als sich das Papierlager des Unternehmens entzündet hatte.

Am Sonnabend stellte Piepjahn zum wiederholten Mal sein Firmengelände, und zwar das Zwischenlager für Sonderabfälle in der Industriestraße, für eine Großübung der Wehren zur Verfügung. Der Grund: „Wir arbeiten hier mit brisanten Sachen. Und falls doch einmal etwas passieren sollte, dann soll die Feuerwehr auch fit dafür sein“, betonte er.

Fit sein heißt für Kameraden, die im ABC-Einsatz arbeiten, vor allem an die eigene Gesundheit zu denken. Bevor sie loslaufen dürfen, müssen sie selbst die Chemieschutzanzüge anziehen, in der Lage sein, sich darin zu bewegen, miteinander zu kommunizieren, Arbeitsabläufe zu bedenken.

Der erste Weg führt die Kameraden der Großübung am Sonnabend zu einem in den „Unfall“ verwickelten Fahrer. „Sonst hat die Wehr immer Puppen gerettet“, berichtete Lutz Piepjahr. Doch dieses Mal hatte sich sein Mitarbeiter, Fahrer Sebastian Truthe, zur Verfügung gestellt. Aus dem Saugwagen musste er „gerettet“ und anschließnd erstversorgt werden.

Danach ging es für die Mitglieder aus den Feuerwehren Tangermünde, Miltern, Buch, Stendal, Insel/Döbbelin, Osterburg, Arneburg, Tangerhütte, Windberge und Seehausen in das sogenannte Elementetraining. So bezeichnete Armin Vinzelberg, Mitarbeiter im Brand- und Katastrophenschutz des Landkreises Stendal, die weiteren Übungen des Tages. Stets geschützt im Chemieanzug ging es darum, austretende Flüssigkeit zu erkennen und den Umgang damit im Ernstfall durchzuspielen. Außerdem mussten mit Hilfe der Messgeräte austretende Stoffe gemessen und bestimmt werden.

Gegen 8 Uhr erfolgte am Sonnabend die erste Alarmierung. Innerhalb einer Stunde waren alle zum ABC-Fachdienst gehörenden Wehren eingetroffen. „Das war in Ordnung“, lobte Vinzelberg das Tempo. Einsatzleiter während dieser Großübung war Steffen Buddy, Zugführer der Tangermünder Wehr. „Hier die Übersicht zu behalten, den Raum zu ordnen und alle Kräfte richtig einzusetzen, das ist eine anspruchsvolle Aufgabe“, sagte Vinzelberg. „Dafür ist eine solche Übung da.“

Nachdem die Kameraden in Schutzanzügen ihre Aufgaben erledigt hatten, ließen sie die Hüllen allerdings nicht einfach fallen. Auch das Reinigen von chemieverseuchten Anzügen wurde am Sonnabend geprobt, dazu die komplette Dekontaminationsstrecke aufgebaut. Jeder Anzug wurde mit Bürsten, Wasser und Lösungsmitteln am Menschen behandelt, abgesprüht. Erst nach dieser Prozedur und dem Weg durch entsprechende Zelte durften sich die Kameraden ihrer Einsatzkleidung entledigen.

Bis zum Nachmittag herrschte auf dem Firmenareal Betrieb. Für Geschäftsmann Lutz Piepjahn kein Grund, unruhig zu werden. Als Arbeitgeber hat er zur Feuerwehr auch eine nicht häufig vorherrschende Meinung. Wenn zwei seiner Mitarbeiter, die Mitglied in der Wehr sind, zum Einsatz gerufen werden, „dann dürfen sie nicht, sondern sie müssen zum Einsatz“, sagt er.