Ärger mit MüllTonne weg - Landkreis ist es egal
Der Stendaler Tankstellenbetreiber Dirk Schröter hat seit August keine Gelbe Tonne mehr. Sie wurde kommentarlos eingezogen.
Stendal l Dirk Schröter ist sauer. Seit Monaten ärgert sich der Stendaler Tankstellenbesitzer über die Firma Cont-Trans, die seinen „gelben Müll“ nicht abholt. Seine Tonne wurde am 8. August eingezogen, nachdem er zuvor bereits zwei rote Punkte erhalten hatte. Die Firma Cont-Trans sagt auf Anfrage, dass bei dem Unternehmen dauerhaft das Volumen von 1100 Litern überschritten worden sei. Dies sei der Grund, warum die Tankstelle ganz als sogenannte Anlaufstelle wegfalle. Ein Schreiben hat der Geschäftsmann nicht erhalten.
Nach Angaben von Projektleiter Norman Mattke habe es in den 21 Monaten, die das Tangerhütter Unternehmen nun bereits für die Entsorgung der Gelben Tonne zuständig ist, rund 15 bis 20 Fälle gegeben, bei denen eine Tonne entzogen wurde. Die Zahl, bei denen es regelmäßige Fehbefüllungen, Diebstahl oder grobe Verschmutzung und damit auch rote Punkte gab, beziffert er auf 300 bis 500.
„Es fällt hier eine Menge Verpackungsmüll an“, sagt Schröter. Auf dem Gelände der Sprint-Tankstelle an der Lützowstraße hat er insgesamt zehn Mülleimer für die Kunden. Bei einem Rundgang mit der Volksstimme zeigt er diese Behälter, in denen sich Zigarettenpackungen, Süßigkeitenverpackungen, Prospekte, Getränkedosen, aber auch Taschentücher und anderer Müll befinden. Viele Sachen wurden vorher im Tankstellenshop gekauft und tragen den „Grünen Punkt“, das Zeichen für das Duale System. „Das ist doch alles mitbezahlt, dass muss entsorgt werden“, sagt Schröter. „Wir sortieren die Verpackungen raus und stecken sie in gelbe Säcke“, sagt Schröter. Die Verpackungen mit Grünem Punkt kommen in gelbe Säcke – die Tonne ist ja nicht mehr vorhanden. Mittlerweile stapelt sich bei ihm ein ansehnlicher Haufen mit Verpackungsmüll, der seit August nicht mehr abgeholt wird. Projektleiter Norman Mattke sagt dagegen, dass der Mülleimer-Inhalt ohne Sortierung in die Gelbe Tonne gegangen sei. Auch Abfall aus der Werkstatt sei auf diese Weise entsorgt worden.
Der Tankstellenbetreiber hat für die Müllentsorgung einen Verschlag auf seinem Gelände, wo die verschiedenen Mülltonnen stehen und wo ein Hausmeister die Mülltrennung vornimmt, wie der Firmenchef sagt. Für den Werkstattmüll habe er eine gewerblich angemeldet Tonne.
Der Landkreis Stendal nimmt die Vorfälle um die Gelbe Tonne weitgehend achselzuckend hin, diesen Eindruck muss man bekommen. Auf die Anfrage, wie viele eingezogene Tonnen es im Landkreis Stendal gibt heißt es aus der Pressestelle: „Nach Prüfung der vorliegenden Daten wurde durch die ALS mitgeteilt, dass hierzu keine genauen Angaben vorliegen. Somit ist es leider nicht möglich, eine korrekte und belastbare Anzahl zu benennen. Hier müsste beim Entsorger nachgefragt werden.“
Laut Vertrag zwischen dem Dualen System Deutschland (DSD) und dem Landkreis Stendal, der die Firma Cont-Trans als Dienstleister beauftragt hat, müssen alle Tonnen – bevor sie eingezogen werden – der ALS Dienstleistungsgesellschaft GmbH gemeldet werden. Die ALS ist das kreiseigene Müllentsorgungsunternehmen. Der Vertrag liegt der Volksstimme vor. „Wir melden der ALS die Fälle“, sagt Mattke.
Nach Angaben des Landkreises liegt es bei der Cont-Trans, die Bürger über den Entzug der Tonne zu informieren. Der Landkreis sagt: „Inwiefern dies die Cont-Trans Entsorgungs GmbH umsetzt, müsste bei der Firma nachgefragt werden.“ Projektleiter Mattke sagt dagegen: „Wir haben gar keine personenbezogenen Daten, wir können überhaupt niemanden anschreiben.“ Insofern ist es schlüssig, wenn Tankstellenbetreiber Schröter sagt: „Ein Schreiben habe ich nie erhalten.“ Die Tonne sei einfach kommentarlos abgeholt worden. Was er machen solle und ob er die Chance habe, die Tonne wiederzubekommen, wisse er nicht.
Gleichwohl hatte die Firma Cont-Trans dem Tankstellenchef bereits im Mai ein Angebot unterbreitet, den gesamten Verpackungsmüll als Gewerbemüll kostenpflichtig abzuholen. „Man hat mir einen unterschriftsreifen Vertrag vorgelegt“, sagt Schröter. Mattke widerspricht nicht, dass es dieses Angebot gab: „Er kann den Müll natürlich auch von einem anderen Unternehmen abfahren lassen oder diesen selbst zu Annahmestellen des Landkreises bringen.“
Beim Landesumweltamt in Halle gibt es mittlerweile zwei Beschwerden von Firmen sowie wiederholte Beschwerden von Bürgern, wie ein Sprecher mitteilte. Unlängst hatte es ein Treffen der Beteiligten des Landkreises, des DSD, der Cont-Trans und des Landesverwaltungsamtes zur Schlichtung von Unstimmigkeiten geben. Zum Resultat herrscht weitgehend Schweigen.
Schröter: „Ich möchte meine Arbeit machen und mich nicht die ganze Zeit mit Müll beschäftigen.“