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Ausbildungsmarkt Weniger Bewerber, weniger Stellen

Bisher haben sich bei der Stendaler Arbeitsagentur rund 880 Jugendliche gemeldet, die eine Ausbildungsstelle suchen.

Von Donald Lyko 04.04.2017, 02:00

Stendal l Polizist, Schornsteinfeger, Maler, Kita-Erzieher, Mitarbeiter einer Krankenkasse – in den vergangenen Jahren hat Tarik Köppe im Rahmen von Praktika beruflich einiges ausprobiert. Polizist wäre der 16-Jährige gern geworden, nach dem Eignungstest schied dieser Weg in der Berufsplanung aus. Darum beginnt der Klein Möringer, der derzeit die Klasse 10 b der Diesterweg-Sekundarschule besucht, nach dem Abschluss eine Ausbildung zum Schornsteinfeger. „Die Praktika haben schon sehr geholfen bei der Berufswahl“, sagt der Schüler.

Für ihn und seine Mitschüler gehören sie seit Jahren ganz selbstverständlich dazu. Denn an der Diesterweg-Schule hat die Berufsorientierung einen hohen Stellenwert. 2012 wurde die Schule darum mit dem Berufswahl-Siegel Sachsen-Anhalt ausgezeichnet, drei Jahre später wurde es verteidigt.

Mit der siebten Klasse beginnend, gibt es feste Größen in der Berufsorientierung. Im Rahmen des Brafo-Projektes lernen die Schüler verschiedene Berufsfelder kennen. Zudem gibt es Besuche im Berufsinformationszentrum der Arbeitsagentur, Bewerbungstraining, Tipps zum Schreiben einer Bewerbung, Praktika, Gespräche mit Berufsberatern, Besuche auf Ausbildungsmessen. Auf der Internet-Seite der Schule gibt es dafür einen eigenen Button, unter anderem werden Ausbildungsplätze vorgestellt, und die Schüler können sich selbst als Ausbildungssuchende eintragen. Die Schule kooperiert mit der Arbeitsagentur, der Kreishandwerkerschaft und den Milchwerken „Mittelelbe“. Mit Henning Schulz, Lehrer für Sport und Wirtschaft, gibt es an der Diesterweg-Sekundarschule einen eigenen Berufsberatungslehrer. Er und einige Schüler stellten in der vergangenen Woche im Rahmen der deutschlandweiten Woche der Ausbildung die Aktivitäten ihrer Schule auf diesem Gebiet vor.

Mit dabei war auch Markus Nitsch, Chef der Stendaler Arbeitsagentur, der die aktuellsten Zahlen zum Ausbildungsmarkt in der Altmark präsentierte. Bei den Bewerberzahlen gibt es einen leichten Rückgang. Zwischen Oktober 2016 und März 2017 haben sich rund 880 Ausbildungsbewerber bei der Agentur gemeldet – 7,4 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Gleichzeitig sank die Zahl der freien Ausbildungsstellen im Vorjahresvergleich um 117 auf 786. Genau deshalb sei kein Grund zur Entwarnung gegeben, sagte Nitsch: „Auf dem Ausbildungsmarkt setzt sich der Wettbewerb um die besten Nachwuchskräfte fort.“

Den jungen Leuten rät er, sich nicht nur auf wenige Berufsfelder zu konzentrieren und sich den Anforderungen der Unternehmen zu stellen, dann gebe es für sie trotz weniger Ausbildungsstellen „dennoch eine breite Auswahl an Berufen“. Nitsch: „Es ist wichtig, Branchen in den Blick zu nehmen, die langfristige Perspektiven versprechen.“ Die aktuellen Zahlen sind nur ein Zwischenstand, denn das Berufsberatungsjahr endet erst im September.

Jobs mit guten Übernahmeperspektiven werden unter anderem im Chancenatlas für Sachsen-Anhalt und Thüringen aufgelistet. Dafür wurden der derzeitige Fachkräftebedarf, die aktuelle Altersstruktur und zukünftige Renteneintritte in einzelnen Berufen untersucht, aber auch Entwicklungen am Arbeits- und Ausbildungsmarkt unter die Lupe genommen. Der Stendaler Agentur-Chef kommt beim Blick darauf zu dem Fazit: „In unserer Region sehe ich zahlreiche Zukunftschancen.“ Wichtig sei dafür eine frühzeitige Orientierung und Auseinandersetzung mit dem Thema Berufswahl – und dafür präsentiert er gern die Stendaler Diesterweg-Schule als Beispiel.