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Ausfahrt Pferdebahn rollt mit „Bremsöl“

Die Stendaler Pferdebahn geht im September wieder öffentlich auf Fahrt.

Von Volker Langner 05.09.2016, 01:01

Stendal l Nachdem die Stendaler Pferdebahn zu Ostern dieses Jahres quasi ihre zweite Jungfernfahrt erlebte und danach viermal von privaten Gesellschaften, beispielsweise für Familienfeiern und Klassentreffen, gebucht worden war, soll sie 2016 noch bei drei öffentlichen Touren über das Pflaster der Rolandstadt rollen.

Zwei dieser Fahrten sind für den Tag des Offenen Denkmals am 11. September vorgesehen. Der städtische Rundkurs führt sie ab 12 Uhr und 13.30 Uhr von der Marienkirche durch Breite Straße und Altes Dorf zum Justizzentrum und zum Bahnhof sowie über Bahnhofstraße, Hospitalstraße und Hallstraße zurück zur Marienkirche. Die dritte Tour findet am 2. Oktober statt, wenn des Vereins „10. Husaren-Regiment in Tradition“ im Jugendfreizeitzentrum eine Exerzierstunde veranstaltet. Der Verein hatte den Wagen Nr. 4 der Pferdebahn aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und mit viel Einsatz ab dem Jahr 2006 aufgebaut, wieder fahrtüchtig gemacht.

„Die Fahrten zu Ostern haben gezeigt, dass keiner in der Bahn stehen möchte. Sind die Sitzplätze besetzt, steigt niemand mehr ein“, sagt Vorsitzender Peter Krupp. Deshalb hat der Verein den hinteren Führerstand mit einer zwei Personen fassenden Bank ausgestattet und die Zahl der Sitzplätze auf 16 erweitert. Die benötigt er auch, um die Unkosten zu decken. „Gewinn“, so Krupp, „können wir mit der Pferdebahn nicht machen.“

So setzen die Husaren auf neue Einnahmequellen rund um die Pferdebahn. Bei den Fahrten und in der Stendal-Information werden „Kutscherschluck“ und „Bremsöl“ angeboten, ein klarer Schnaps und ein Kräuterlikör, die im brandenburgischen Reppinichen gebrannt werden. „Ein spezielles Bier soll hinzu kommen“, kündigt Krupp an.

Und die Pferdebahn-Enthusiasten haben weitere Vorhaben im Blick. Dabei stehen die beiden Stendaler Stadttore im Fokus. Unter dem Tangermünder Tor soll die Bahn, die derzeit in einem Hangar auf dem Flugplatz Borstel ihr Domizil hat, abgestellt werden. Dazu soll der Abstellplatz mit einem Gitter beziehungsweise Toren gesichert werden. Die Genehmigung dafür liegt vor; die Finanzierung ist allerdings noch offen. Krupp spricht von einer Aufwertung des Tangermünder Tores. Stendaler und Gäste könnten die Bahn in Augenschein nehmen, sie könnte in Stadtführungen und Besuche des nahen Altmärkischen Museum integriert werden. Darüber hinaus sollen im Tor eine Schau über Pferdebahnen, gestaltet vom Stendaler Kenner Wolfgang List, und eine Ausstellung über das Husarenregiment der Rolandstadt, ihren Platz finden.

Auch am Uenglinger Tor soll die Pferdebahn eine wichtige Rolle spielen. Unter ihm planen die Husaren ebenso einen Haltepunkt für das historische Gefährt wie auf dem Bahnhofsvorplatz. Dazu bedarf es baulicher Veränderungen wie die Absenkung des Bürgersteigs. Das muss noch geprüft werden.

Während die Husaren an der Attraktivität der Pferdebahn feilen, schauen sie sich nach einem neuen Betreiber um. Sein Verein, der derzeit 17 Mitglieder zählt, sei damit auf Dauer überfordert, macht Krupp klar. Um eine häufigere Nutzung, vielleicht sogar regelmäßige Touren zu gewährleisten, könnte ein eigenständiger Pferdebahn-Verein ins Leben gerufen werden. Als Beispiel nannte Krupp das sächsische Döbeln.

Sollte sich keine solche oder eine andere Lösung finden, schließen Krupp und seine Mitstreiter einen Verkauf der Pferdebahn, die ihre erste Jungfernfahrt im Jahr 1892 erlebte und dann 34 Jahre durch Stendal rollte, nicht aus.