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Berufsausbildung Von Leipzig nach Stendal

Für seine Ausbildung zum Bankkaufmann hat Gregor Flachs das Großstadtleben gegen die Altmark eingetauscht.

Von Donald Lyko 10.05.2016, 03:00

Stendal l Er hätte Magdeburg wählen können oder Frankfurt/Oder, entschied sich nach erfolgreicher Bewerbung bei der Commerzbank aber für Stendal. Gehört hatte er von dieser Stadt zwar schon einmal, doch was ihn tatsächlich erwartet, wusste er damals nicht. Nach dem Bewerbungsgespräch in Berlin, auf der Heimfahrt nach Leipzig, habe er erst einmal gegoogelt, um etwas über die Hansestadt zu erfahren, erinnert sich Gregor Flachs. Heute kommentiert er seine Entscheidung so: „Ich bereue es definitiv nicht.“ Damit meint er Stendal als Lebensort ebenso wie die Filiale am Sperlingsberg. „Arbeitstechnisch gesehen ist sie ein Traum“, sagt der 20-Jährige und meint, dass alle Bereiche im Hause vertreten sind, von der Kasse bis zur Baufinanzierung – und er als Auszubildender in alle Abteilungen reinschnuppern kann.

Die Entscheidung, sich bei der Commerzbank zu bewerben, kam zwar schneller als geplant, aber die grobe Berufsrichtung nicht ganz unerwartet. Als er das Sportgymnasium mit der elften Klassen verließ, weil er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr Volleyball spielen durfte, stand er vor der Frage: Ausbildung oder doch noch das Abitur machen? „Wirtschaft fand ich schon immer interessant, besonders Wirtschaftsrecht und Fusionsrecht“, sagt der 20-Jährige, der schon vorher eine Profikarrie­re im Sport für sich ausgeschlossen hatte. Ein bisschen Einblick ins Bankmetier hatte er bei einem Freund gewonnen, der bei der Commerzbank ein duales Studium absolviert hat. „Ich fand das megainteressant.“ Ihn habe es gereizt, sich „anzuschauen, wie eine Bank so funktioniert“. Und auch die Arbeit mit Menschen sei ein Punkt auf der Pro-Seite gewesen.

Im Mai 2014 bewarb er sich über ein Internetportal der Bank – und war damit eigentlich schon zu spät dran. Das Portal wurde aber noch einmal geöffnet, es gab noch freie Plätze. Nachdem Aufgaben gelöst waren und beide Seiten einen ersten Eindruck vom anderen bekommen hatten, folgte ein Telefoninterview. Auch diese Hürde hat Gregor Flachs genommen – und so führte der Weg ihn in die Altmark.

Das kam ihm ganz recht, „denn ich wollte auf eigenen Beinen stehen, wollte eine eigene Wohnung“, erzählt der Auszubildende, der die Herausforderung gesucht habe, „etwas Neues kennenzulernen“. Das Neue hat er in Stendal gefunden. Hier wohnt er in einer WG zusammen mit Studenten, zufällig kommen auch sie aus seiner sächsischen Heimat. Mit Studenten verbringt er oft die Freizeit, spielt in der Hochschulmannschaft zweimal in der Woche Volleyball, geht mit seinen Freunden gern mal ein Bier trinken oder zu einer privaten Studentenparty.

Sicher, in Leipzig oder anderen Großstädten gibt es mehr Bars und Freizeitangebote, um abends etwas zu unternehmen, „aber in Stendal haben wir doch auch alles“, sagt Gregor Flachs und zählt als Beispiele Kino, Schwimmbad, Kneipen und Grünanlagen für ein Picknick auf.

Normalerweise dauert die Ausbildung zum Bankkaufmann drei Jahre, Gregor Flachs hat sich für die verkürzte Variante von zweieinhalb Jahren entschieden. Die Berufsschule besucht er in Berlin, die fachlich für seinen Beruf ausgerichtet ist. Dort lernt er das theoretische Handwerkszeug, die Praxis kommt in Stendal hinzu. „Mit dem Kundenkontakt entwickelt man sich weiter“, weiß der angehende Banker, der im Zuge der sechswöchigen Wahlphase seiner Ausbildung direkt am Vorstandssitz in Berlin Einblicke in Bereiche bekommen hat, „in denen es keine Ausbildung gibt“.

Noch läuft die Ausbildung, doch Gregor Flachs schaut schon in die Zukunft, könnte sich ein Studium vorstellen. Zum Beispiel beim Commerzbank-Studienkreis, der das Studium mit Arbeitswochen während der Semesterferien kombiniert. Mit einer soliden Ausbildung zum Bankkaufmann sieht er sich da bestens ausgerüstet. Denn der Bankkaufmann sei so umfassend ausgebildet, dass er auch in anderen kaufmännischen Berufen arbeiten kann. Darum begleitet der 20-Jährige auch gern seinen Filialleiter Michael Pohl zu Ausbildungsmessen, um Schülern aus eigener Erfahrung zu berichten, welche attraktiven Ausbildungsmöglichkeiten es auch in der Altmark gibt. „Die Schüler sprechen gern mit jemandem, der selbst gerade in Ausbildung ist.“ Gute Ausbildung in der Altmark, das hat sich offenbar rumgesprochen. Denn für die Niederlassung Magdeburg der Commerzbank wird Stendal zur überregionalen Ausbildungsfiliale, kündigte Michael Pohl an.