1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Das Aus für die Physiotherapie

Berufsschule Das Aus für die Physiotherapie

Die Physiotherapie-Ausbildung an der Berufsschule Stendal wird eingestellt. Grund sind instabile Schüler­zahlen.

Von Nora Knappe 24.03.2017, 00:01

Stendal l Der Stendaler Kreistag, der am 20. April zusammenkommt, soll beschließen, die Physiotherapie-Ausbildung an den Stendaler Berufsbildenden Schulen (BbS) auslaufen zu lassen, „weil es absehbar keine stabilen Klassen über drei Jahre geben wird“. So steht es in der Drucksache, die die Kreisverwaltung zur Abstimmung vorlegt. Als Erstes wurde nach der Thematisierung in der Dezernentenkonferenz nun am Mittwoch dieser Woche im Schul-, Sport- und Kulturaussschuss darüber abgestimmt.

Ulrike Bergmann, Leiterin des Schulverwaltungs- und Kulturamtes, umriss die Problematik für die Ausschussmitglieder kurz und bat um Zustimmung, „denn dann hätte ich schon jetzt die Chance, gezielt auf Magdeburg zuzugehen“. Damit meinte sie die dortige Berufsschule, die die Stendaler Schüler übernehmen soll. Bergmann habe dort bereits darauf hingewirkt, „dass die Schüler aus Stendal in einem gleichberechtigten Aufnahmeverfahren betrachtet werden“.

Grund für das offenbar unabwendbare Ende des Bildungsgangs „Berufsfachschule für nichtärztliche Heilberufe – Physiotherapie“ sind einbrechende Schülerzahlen. Oder besser gesagt: Der Anstieg der Abbrecher. Die Zugangsvoraussetzung sei der qualifizierte Hauptschulabschluss, was noch nicht das Problem sei. „Aber im Bildungsgang selbst sind die Anforderungen gestiegen, die jungen Leute halten nicht durch“, sagte Bergmann.

Im jetzigen dritten Ausbildungsjahr konnte schon keine Klasse mehr gebildet werden, die Schüler fahren bereits nach Magdeburg. Das erste Ausbildungsjahr haben 22 Jugendliche begonnen, es sei aber „davon auszugehen, dass es nur 12 Schüler/innen abschließen werden“, heißt es in der Beschlussvorlage. „Das 2. Ausbildungsjahr besuchen gegenwärtig elf Jugendliche (...). Nach Aussage der Schulleitung werden voraussichtlich 4 Schüler/innen nicht in das 3. Ausbildungsjahr wechseln.“ Und damit wäre wiederum keine Klassenbildung für das dritte Ausbildungsjahr möglich.

Die BbS II werde beim Landesschulamt „beantragen, das kommende 2. und 3. Ausbildungsjahr auslaufend, auch bei starker Unterfrequentierung, führen zu können“, teilte Landratsbeigeordneter Denis Gruber auf Volksstimme-Anfrage mit.

Die Kreisverwaltung beruft sich bei ihrer Entscheidung zur Schließung auf die Schulentwicklungsplanung, in der formuliert ist: „Brechen beim Übergang ins 2. Ausbildungsjahr wiederholt massiv die Schülerzahlen in die Nähe von 10 Schüler/innen ein, werden ab 17/18 bzw. 18/19 keine Neuaufnahmen mehr (...) für diesen Bildungsgang erfolgen.“

Sieben Fachpraxislehrer stehen damit vor der Frage, wie es für sie weitergeht. Einer sei bereits nach Magdeburg abgeordnet worden, ein zweiter habe die Versetzung beantragt, so Bergmann. Die übrigen Fachpraxislehrer könnten nun in den Berufsfachschulen Kinderpflege, Sozialassistenz, Kosmetik und in der Fachschule Sozialpädagogik sowie am Fachgymnasium Gesundheit und Soziales zum Einsatz kommen.

In der Berufsschule habe es Gespräche mit den Ausbildern und in den Klassenverbänden gegeben. Das Landesschulamt sei von Beginn an mit einbezogen und der Landkreis Stendal als Schulträger informiert worden.

Die Physiotherapie gibt es als Bildungsgang an der BbS Stendal seit 1996. Er ist nicht der erste, der wieder eingestellt wird. Wie die Kreisverwaltung auf Volksstimme-Nachfrage mitteilt, wurden in den vergangenen Jahren „aufgrund zu geringer Klassenstärken“ auch die Bildungsgänge Medizinische Fachangestellte, Zahnmedizinische Fachangestellte und Friseure an andere Berufsschulen abgegeben.