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Biotechnologie Forschen auf 100 Quadratmetern

Das Biotechnikum - ein mobiles, doppelstöckiges Ausstellungsfahrzeug - hält für zwei Tage auf dem Sperlingsberg in Stendal.

Von Anne Toss 01.04.2016, 11:56

Stendal l Die Schüler der Klasse 10 b des Hildebrand-Gymnasiums staunten nicht schlecht, als sie am Morgen das weiß-orangene Ausstellungsfahrzeug auf dem Sperlingsberg erblickten. Allein die schiere Größe des Trucks – das Fahrzeug ist rund 17 Meter lang und mithilfe eines Ausschubs nach oben über sechs Meter hoch – erregte die Aufmerksamkeit der Schüler, aber auch der Passanten. Biotechnikum nennt sich das Gefährt, das auf Einladung der Agentur für Arbeit für zwei Tage in Stendal anzutreffen ist. Es bietet Schulklassen die Möglichkeit, ein Labor von innen zu sehen, Experimente durchzuführen und mit Wissenschaftlern ins Gespräch zu kommen.

Im Inneren des Fahrzeugs warten bereits Anne Wiekenberg und Tim Fechtner, die projektbegleitenden Wissenschaftler, auf die 25 Schüler. Dabei stößt die Gruppe gleich auf eine zentrale Frage: Biotechnologie, was versteht man darunter eigentlich? „Ihr seid heute Morgen schon einige Male mit Biotechnologie in Berührung gekommen – die Frage ist nur, wo?“, regt Tim Fechtner die Schüler zum Nachdenken an. „Vielleicht beim Trinkwasser“, sagt ein Schüler. Schlussendlich tragen die Zehntklässler zahlreiche weitere Aspekte – angefangen bei der Stromerzeugung bis hin zum Waschmittel – zusammen, die in den Bereich der Biotechnologie fallen. Die Wissenschaft ist in unserem täglichen Leben fest verankert.

Und dann geht es ans Experimentieren. Im Biotechnikum steht den Schülern eine komplette Laborinfrastruktur zur Verfügung. An zehn Arbeitsplätzen finden sich Pipetten, Zentrifugen sowie Fermeter, Behälter in welchem zum Beispiel Zellen kultiviert werden, wieder. „Wir wollen den Jugendlichen die Chance geben, Laborarbeit selbst zu erleben“, berichtet die Wissenschaftlerin Anne Wiekenberg. „Aber es ist nie eine komplett geschlossene Veranstaltung, am Nachmittag kann uns jeder besuchen.“

Die Zehntklässler isolieren am Vormittag DNA aus Kolibakterien, welche am Ende des Experiments durch die Zugabe von Alkohol sichtbar gemacht wird und sogar angefasst werden kann. „Das ist spannender als jede Biostunde“, ist ein Fazit der Schüler. Und auch der Biologielehrer gerät unter Zugzwang: „Können Sie nicht auch mal so einen Truck kaufen“, fragt ein Schüler und lacht.

Für die Arbeitsagentur ist der Besuch des Biotechnikums eine Bereicherung, sozusagen „Berufsorientierung zum Anfassen“, wie Yvonne Papke, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit, anmerkt. „Es bietet den Schülern viele Möglichkeiten, sie können herausfinden, ob ein Beruf oder Studium in der Wissenschaft zu ihnen passt“, sagt Katrin Ballach, die Abiturienten bei der Berufsorientierung zur Seite steht.

Am Freitag verlässt das mobile Labor Stendal wieder. Die Themen, die durch die Initiative in das Bewusstsein der Schüler und Besucher gerückt wurden, werden aber präsent bleiben. „Die Biotechnologie beschäftigt sich mit aktuellen Problemen, beispielsweise der CO2-Reduktion oder Grippeviren,“ sagt Wiekenberg, „es hat Zukunftspotenzial.“