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Blumenstrauß-Aktion Zweijährigen vor Unglück bewahrt

Der Blumenstrauß des Monats geht an Maik Schermert aus Stendal. Der Taxifahrer bewahrte ein Kleinkind vor einem Unglück.

Von Thomas Pusch 08.10.2016, 01:01

Stendal l Es war ein reiner Zufall, dass Maik Schermert am 12. September mit dem Taxi unterwegs war. Normalerweise ist er nämlich Krankentransportfahrer. „Ein Taxifahrer war krank geworden und da habe ich ausgeholfen. Wenn ich helfen kann, dann tue ich es“, sagt er im Gespräch mit der Volksstimme. Wie hilfsbereit er tatsächlich ist, sollte sich noch im weiteren Verlauf des Tages zeigen. Am Vormittag dieses Montags hatte er Kinder zur Förderschule Tangermünde gefahren, und sie von dort wieder um 14.30 Uhr abgeholt.

„Es mag gegen 15 Uhr gewesen sein, als ich von der Stadtseeallee in die Adam-Ileborgh-Straße abbiegen wollte, da sah ich ihn“, schildert der 33-Jährige die Situation. Ein „kleiner Stöpsel“, nur mit Windeln bekleidet, habe versucht, die Allee zu überqueren. Schermert stoppte das Taxi am Straßenrand, stellte sich etwas quer, um den kleinen Jungen abzuschirmen.

„Dann bin ich aus dem Wagen rausgesprungen, habe den Kleinen an die Hand genommen und ihn gefragt, wo seine Mama ist“, beschreibt er. So richtig sei er mit dem Kind aber nicht ins Gespräch gekommen. Viele Leute hätten drumherum gestanden, aber nichts getan. Schnell sei das Gerücht aufgekommen, der Kleine sei aus einer Kindertagesstätte ausgebüxt. „Ich habe selber ein Kind in der Kita, da kann man nicht einfach stiften gehen, schon gar nicht während des Mittagsschlafes“, hielt er das von Anfang an für unglaubwürdig.

Also sah Schermert keinen anderen Ausweg, als die Polizei anzurufen. „Die kam auch sehr schnell angefahren“, war er froh über die Unterstützung. In der Zwischenzeit hatte er den Kleinen ins Taxi gesetzt und die Klimaanlage angestellt – es war ein heißer Spätsommertag, in Stendaler Schulen gab es sogar hitzefrei. „Das war auf jeden Fall mein bislang jüngster und am wenigsten bekleideter Fahrgast“, sagt er schmunzelnd im Gespräch mit der Volksstimme.

Fahren musste er nicht mehr, die Polizei übernahm und übergab den Zweijährigen später an seine Mutter, die das Kind glücklich in ihre Arme schloss.

Schermert freut sich über die Auszeichnung mit dem Blumenstrauß des Monats, sieht sein Handeln aber überhaupt gar nicht als Heldentat an. „Was ich gemacht habe, ist doch ganz normal“, meint er. Kopfschütteln löst bei ihm allerdings aus, dass viele andere Passanten um den Jungen herum standen, ihn gesehen haben, ohne einzugreifen, ebenso wie unzählige Autofahrer, die vor oder hinter ihm an der Kreuzung vorbeigefahren waren.

Als Krankentransportfahrer hat er viel mit Menschen zu tun, die Hilfe benötigen, ob sie ins Krankenhaus eingeliefert oder von dort abgeholt, zur Dialyse oder zu einem Arztbesuch gebracht werden. Ursprünglich hat er Zimmermann gelernt, doch sein jetziger Beruf macht ihm sehr viel Spaß. „Ich helfe gern“, sagt er. Und am 12. September hat er geholfen. Als Einziger – und so vielleicht ein großes Unglück verhindert.