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Breitband-Ausbau Nicht alle setzen auf die Telekom

Zum Thema Breitbandausbau gibt es in der Stendaler Politik und Wirtschaft kritische Nachfragen.

Von Bernd-Volker Brahms 22.07.2016, 02:00

Stendal l In Stendal gibt es kritische Nachfragen, warum die Stadt nicht dem Zweckverband Breitband Altmark (ZBA) beitritt. Sowohl in der Stadtpolitik auch bei Firmenvertretern wächst die Skepsis, das der jetzt eingeschlagene Weg der richtige ist.

Wie berichtet, setzt die Stadt auf die Kooperation mit der Telekom, die derzeit ein Glasfasernetz im Stadtgebiet verlegt. Parallel hat der Zweckverband, dem 19 Kommunen in der Altmark angehören, ebenfalls damit begonnen, Glasfaserkabel zu verlegen. Der Unterschied liegt darin, dass der Zweckverband die Hochleistungskabel bis ans Haus der Verbraucher und der Firmen legt, die Telekom dies jedoch nur bis zu den Verteilerstationen. Die Leitungen zum Haus sind dann Kupferkabel, die weniger leistungsstark sind.

„Es ist nicht wirtschaftsfreundlich, so wie es jetzt läuft“, sagt Reiner Instenberg, der Fraktionsvorsitzende SPD/FDP/Piraten/Ortsteile im Stadtrat. „Für mich ist entscheidend, dass Stendaler Firmen leistungs- und zukunftsfähig sind“, sagt Instenberg. Die Verwaltung müsse alle Hebel in Bewegung setzen, um das zu gewährleisten. Bei der Kooperation mit der Telekom hätte er erwartet, dass man diese in die Pflicht nehme und Gewerbegebiete anschließe und die Hochleistungskabel bis an die Firmengebäude legen würde. Dies ist nicht vorgesehen.

Derzeit ist es so, dass die Firmen auf Wunsch diese Leitungen von der Telekom erhalten können, allerdings dann – je nach Leistung – für monatlich mehrere hundert Euro. Zumindest eine Firma aus dem Gewerbegebiet Süd in Stendal ist an den Stadtrat herangetreten und bittet dringend darum, dass die Stadt dem Zweckverband Breitband beitritt. Es wird die Gefahr gesehen, dass die Telekom ihre Marktposition ausnutzt und entsprechende Preise verlangt.

Der Zweckverband, der mit dem kommerziellen Anbieter DNS:Net aus Berlin zusammenarbeitet, schließt alle Kunden am Haus an das Glasfasernetz an, das mit einer Datenübertragungsgeschwindigkeit von 1000 Megabit pro Sekunde möglich ist und das noch weiter gesteigert werden kann. Die Telekom bietet mit ihrer VDSL-Vectoring-Technik bald 100 Megabit, die in Zukunft auf 250 Megabit gesteigert werden können.

Für den Hausanschluss zahlen die Kunden der DNS:Net zunächst nichts, nach einer Frist einmalig jedoch 2000 Euro pro Anschluss, wie Kommunikationsleiterin Claudia Burkhardt auf Anfrage mitteilt. Erst in der vergangenen Woche konnte der Zweckverband für den Bereich Tangerhütte vermelden, dass 60,1 Prozent der Einwohner Vorverträge abgeschlossen haben. Die 60-Prozent-Marke hatte der Verband als Mindestanschlussquote festgelegt, um wirtschaftlich arbeiten zu können.

Bereits Anfang Juli konnte der Zweckverband beim Auftakt zum Ausbau in Arneburg mitteilen, dass das Land den Ausbau im Cluster I mit vier Millionen Euro fördert. Auch für die übrigen Cluster steht voraussichtlich jeweils die gleiche Summe zur Verfügung, wie ein Vertreter des Wirtschaftsministeriums mitteilte.

Für Klaus Schmotz (CDU) ist die Sache klar: „Ein Beitritt zum Zweckverband ist für Stendal nicht erforderlich“, sagte der Klaus Schmotz vor anderthalb Wochen im Stadtrat. Der Zweckverband trete dort auf den Plan, wo „der Markt versagt“ hat. Mit dem Engagement der Telekom gebe es in Stendal eine marktwirtschaftliche Lösung. Auch die Datenmengen, die über die Telekomleitungen möglich sind, „reichen für vieles aus“, sagte Schmotz.

Im Stadtrat hatte SPD-Stadtrat Jürgen Schlafke aus Uchtspringe sich danach erkundigt, ob tatsächlich das gesamte Stadtgebiet durch die Aktivitäten der Stadt abgedeckt werden. Es sei kommuniziert worden, dass alle Einwohner mit Vorwahl 03931 erfasst werden. „Was ist mit den anderen Vorwahlbereichen?“, fragte Schlafke.

Nach Auskunft der Telekom werden die Stendaler Ortsteile berücksichtigt, diese sind namentlich: Börgitz, Buchholz, Döbbelin, Groß Schwechten, Insel, Klein Möringen, Möringen, Nahrstedt, Neuendorf am Speck, Peulingen, Staats, Tornau, Uchtspringe, Vinzelberg, Volgfelde, Vollenschier, Wilhelmshof und Wittenmoor.