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Bundestag Viele Fragen und eine Portion Frust

Noch bis zum Sonnabend macht das Infomobil des Bundestages auf dem Stendaler Sperlingsberg Station.

Von Volker Langner 07.10.2016, 01:01

Stendal l Die Menschen hasten über den Sperlingsberg. Auf der Flucht vor dem Nieselregen. Unter Schirmen oder den Kopf in Kapuzen gehüllt. Nur selten fällt ein Blick in Schaufensterauslagen oder auch auf den weißen Truck mit zwei gehissten Deutschlandfahnen – das Infomobil des Deutschen Bundestages.

Mitten in diesem Schmuddelwetter stellt sich eine erste Besucherin ein. „Die Kanzlerin macht falsche Politik“, schimpft sie. Das solle ihr einmal gesagt werden, sagt sie und kritisiert die vielen Asylbewerber, die „uns vor die Nase gesetzt werden“ und das „Theater, das die in Stendal machen“. Stendals Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU), der das Mobil gerade in Augenschein nimmt, widerspricht: Sicher gebe es Probleme, aber kein Theater durch Asylbewerber.

Auch der altmärkische Bundestagsabgeordnete Jörg Hellmuth (CDU), der für einige Stunden an Bord des Mobils ist, hält dagegen. In den vergangenen 25 Jahren habe der Landkreis Stendal rund 30 000 Einwohner verloren, nun seien 1300 Asylbewerber hinzugekommen. Und der Abgeordnete fügt an: „Meine Mutter musste im Zweiten Weltkrieg flüchten und war froh, ein Asyl gefunden haben.“

Die Frau winkt ab und verlässt grußlos das Infomobil. „Wir bekommen hier die gesamte Bandbreite an politischen Meinungen – es gibt viele Fragen und es gibt Frust“, kommentiert Dr. Harald Grüning, der als einer von drei freien Mitarbeitern im Mobil über den Bundestag informiert sowie Fragen der Besucher beantwortet. Das Trio komplettieren Monika Scheele-Knight und Klaus-Ulrich Heukamp. „Wir möchten den Menschen die Arbeitsweise des Bundestages und die parlamentarische Demokratie näherbringen.“

Dazu haben die Mitarbeiter des Referats Öffentlichkeitsarbeit des Bundestages nicht nur Informationsmaterial und Broschüren, beispielsweise über Gesetzgebungsverfahren und das Reichtagsgebäude, sowie das Grundgesetz im Taschenbuchformat dabei, sondern auch Computerterminals. Dort können Besucher unter anderem bei einem Quiz ihr Wissen über den Bundestag testen.

Sogar Unterricht für ganze Schulklassen ist im Mobil möglich. 30 Stühle in Bundestagsblau und eine große Leinwand stehen zur Verfügung. In Stendal allerdings gibt es diesmal keinen Unterricht, ist doch Ferienzeit. Dennoch finden auch Schüler den Weg ins Infomobil. So wie der 14-jährige Luca Smirnow aus Stendal. „In Sozialkunde befassen wir uns mit dem Bundestag. Da will ich mich mal informieren“, sagt der Neuntklässler, der mit einem Beutel, geschmückt mit dem Bundesadler und gefüllt mit Broschüren, von dannen zieht.

Einige Besucher nutzen die Chance, um am Vormittag bei Jörg Hellmuth und am Nachmittag bei Katrin Kunert, altmärkische Bundestagesabgeordnete der Linken, ihre Fragen loszuwerden. Da geht es unter anderem um die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Altmark und den Zuverdienst bei Renten. Kunert: „Wir müssen uns einiges anhören.“ Auch das ist Sinn der Infomobils.