1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Alte Kameraden fast unter sich

CDU-Aschermittwoch Alte Kameraden fast unter sich

Aus Termingründen verlegte die CDU den Politischen Aschermittwoch in Stendal auf Montag.

Von Thomas Pusch 08.03.2017, 00:01

Stendal l Volker Kauder (2006 und 2011), Horst Seehofer (2007) und Wolfgang Schäuble (2008). Die Stendaler CDU hatte durchaus schon sehr prominente Bundespolitiker auf ihrer Rednerliste zum Politischen Aschermittwoch – selbst in Nicht-Wahljahren. Dem damaligen Innen- und heutigen Finanzminister Schäuble lauschten vor neun Jahren gut 400 Menschen im Festsaal des Schwarzen Adler. Das war in diesem Jahr ganz anders.

Gerade einmal 40 Zuschauer verloren sich im Schwarzen Adler, als die Stendaler Stadtmusikanten den Marsch „Alte Kameraden“ anstimmten. Er war die Begrüßungsmusik für Landrat Carsten Wulfänger, Bundestagsdirektkandidat Eckhard Gnodtke, Landtagsabgeordneten Chris Schulenburg, den Hauptredner, Landesgeneralsekretär Sven Schulze, und den stellvertretenden CDU-Kreisvorsitzenden Nico Schulz. Er vertrat Wolfgang Kühnel, einen wahrlich alten Kameraden in der Stendaler CDU, der das Amt des Kreisvorsitzenden bereits seit der Wiedervereinigung bekleidet und von Innenminister Holger Stahlknecht beim Politischen Aschermittwoch 2014 scherzhaft als „Pate von Stendal“ bezeichnet wurde. Am Montag saß er in der zweiten Reihe. Ende Februar hatte er verkündet, sein Amt bis zum Ende des Wahlfälschungsprozesses ruhen zu lassen.

Die Wahlfälschung, sie wurde zumeist nur indirekt angesprochen. Etwa, als Landtagsabgeordneter Hardy Peter Güssau Carsten Wulfänger als den „echten und fehlerfrei demokratisch gewählten Landrat“ begrüßte. Sven Schulze stellte fest, dass Wahlmanipulation ein No-Go, nicht diskutabel in seiner Partei sei. Das müsse aufgeklärt und dann ein Schlussstrich gezogen werden. „Es kann jedenfalls nicht sein, dass eine ganze Partei wegen eines Einzeltäters in Haft genommen wird“, betonte er. Und Nico Schulz räumte ein, dass der eine oder andere kritische Töne in eigener Sache erwartet haben mag. „Heute ist dafür aber nicht die passende Gelegenheit, lasst uns den Prozess abwarten“, bat er.

In den Fokus des Abends geriet also nicht der Wahlbetrug, vielmehr war es der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz, mit dem abgerechnet wurde. Er sei froh, dass sein Fast-Namensvetter nicht mehr in Brüssel sitzen würde. „Ich habe einem Parteikollegen von ihm gesagt, die hätten lieber eine Waschmaschine aufstellen sollen, die hat wenigstens ein Programm“, sorgte er für einen Lacherfolg. Schulze beleuchtete verschiedene Themen. Er sei immer gegen einen EU-Beitritt der Türkei gewesen, Schulz für deren schnelle Aufnahme. In der Griechenland-Krise habe sich Schulz für die Eurobonds ausgesprochen, mit denen die Schulden einzelner Länder auf alle verteilt worden wären. Nico Schulz pflückte Schulz‘ Tätigkeit als Bürgermeister auseinander, die keine Referenz für das Bundeskanzleramt sei. Ob es das Patentrezept war, um gegen die SPD mobil zu machen, bleibt fraglich.

Und Eckhardt Gnodtke, der sich auch kurz vorstellen durfte – „Ich hatte drei Seiten vorbereitet, aber das ist wohl zu lang“ – kündigte viele Ideen an, darunter auch ein Kochbuch.

Ein Buch mit Rezepten jedenfalls aus der östlichen Altmark gab es für Schulze als Abschiedsgeschenk.

Für einigen Wirbel sorgte Landtagsabgeordneter Chris Schulenburg auf Twitter. Von einem Schießgewehr für den pol. Gegner und den Wolf ist die Rede. Da hagelte es Kommentare auch vom Koalitionspartner. Im Gespräch mit der Volksstimme sah Schulenburg den Tweet hingegen ganz entspannt. „Das war nur mal ein Test, wie mit Falschmeldungen in sozialen Netzwerken umgegangen wird", sagte er. Sofort sei mit Hysterie und Fehlinterpretationen reagiert worden. Wer sage denn, dass „pol." für politisch stehe, das könne auch polternd bedeuten und die vielleicht im eigenen Lager. Und das Schießgewehr, das könne doch verbal gemeint sein. Am Dienstagvormittag klärte er die Sache auf. „Natürlich bekam unser General kein Gewehr, nur ein Kochbuch zum pol. Aschermittwoch", schrieb er, „#LeuteLeute ganz ruhig".