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Erntedankfest Wahrburg wurde ein Stück Berlin

Rund 2500 Besucher machten auch das diesjährige Erntedankfest zu einem Erfolg.

Von Thomas Pusch 26.09.2016, 11:46

Stendal l Seit einem Vierteljahrhundert gibt es das Wahrburger Erntedankfest und Moderator Manfred Rücker, der auch für die Organisation des von der Bürgerinitiative Wahrburg veranstalteten Festes sorgt, war am Sonnabend im Gespräch mit der Volksstimme begeistert. „So ein kleiner Ortsteil stellt so ein großes Fest auf die Beine“, sagte er. Und in der Tat, an einem angenehmen Frühherbsttag waren die Bierzeltgarnituren vor der Bühne besetzt, und passend zur Größe des Ortsteil waren zunächst die Kleinen, nämlich die Künstler des Kindergartens, an der Reihe.

Für musikalische Unterhaltung sorgten am Sonnabend außerdem Gruppen vom Rochauer Carnevals Verein, das Duo Andy & Andrea sowie die Big-Band der Musik- und Kunstschule Rathenow. Die Stars des Nachmittags waren aber die Gebrüder Blattschuss. Ende der 70er Jahre hatten sie mit Kreuzberger Nächte ihren größten Erfolg, Hans-Werner Olm und Jürgen von der Lippe gehörten zu den Gründungsmitgliedern, mittlerweile ist von der Ur-Besetzung nur noch Sänger Beppo Pohlmann übrig, doch das spielte keine Rolle. Wahrburg war für die zum Duo mit Kalle Ricken geschrumpfte Gruppe ein Heimspiel. „Gefühlt sind wir schon das fünfte Mal hier“, sagte Pohlmann zur Begrüßung. Berlin wäre ohnehin nicht mehr als Wahrburg Heimspiel gewesen, der eine stammt aus Osnabrück, der andere aus Hamm.

Für die Mutti aus Kreuzberg hätten sie noch eine Tonaufzeichnung vorbereitet, mit zwei Minimikrofonen aus dem Nachlass der Stasi, eins im Kuchenzelt, eins in der Kirche. Und zwischen Kuchenzelt und Kirche entstand eine Feststimmung, die Berlins vielleicht ehemaligem oder ewigem Kultbezirk alle Ehre machte. Applausvarianten wurden geprobt, vom sanftem Nieselregen über Berlin bis zum Orkan über Wahrburg und dann ging es mit dem Jodeln, das die beiden im Allgäu gelernt hatten, los - „Jodeldi, jodeldö“.

Nur noch ein bekanntes Lied – Frühstück (Noch ‘n Toast, noch ‘n Ei) – stand zwischen der Band und dem Höhepunkt des Auftritts: Kreuzberger Nächte. Textsicher war das Wahrburger Publikum, wusste, dass es in Eckkneipen rundgeht und der Lokalredakteur genau wie der Wirtschaftspolitikstudent in die Kneipe gehören. Pohlmann ging ins Publikum und ließ kräftig mitsingen.

Die Gebrüder zeigten danach, dass sie auch ohne die „Nächte“ ihr Publikum sehr gut unterhalten können. Die Ballermann-Hits haben sie mit „Nie wieder Ballermann“ aufgegriffen, sie reisten durch 60er-Jahre Schlager und trafen mit einem Berlin-Medley unter anderem mit „Im Grunewald ist Holzauktion“ und „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“ wiederum auf ein textsicheres Publikum.

Halb bestellt, halb verlangt gaben sie als Zugabe noch die Disco-Version der Kreuzberger Nächte, vor der Pohlmann sich bei Rücker, den Tontechnikern und dem Publikum bedankte: „Ohne euch wäre das eine scheiß Veranstaltung gewesen.“ Dank aller Mitwirkenden, auf der Bühne oder davor, war es das nicht.

War es auch der Publikumsmagnet, so gab es beim Wahrburger Erntedankfest noch mehr als das Bühnenprogramm. Die Kirche hatte ihre Pforten ebenso geöffnet wie das Lehmhaus und der Kindergarten. Die Feuerwehr stellte sich in ihrem Gerätehaus vor, der Angelverein an einem Stand, an dem es auch Fisch zu kaufen gab. Überhaupt war für ein reichhaltiges kulinarisches Angebot gesorgt. Es reichte von Kaffee und Kuchen, der musste Sonnabendnacht nachgebacken werden, um am Sonntag wieder ein Angebot zu haben, über verschiedene Grillspezialitäten und Kesselgulasch bis zu so ausgefallenen Angeboten wie Bowle mit Sellerie. Das bunte Markttreiben lockte mit verschiedenen Angeboten, auf der Hüpfburg wurde getobt und beim überdimensionalen Schachspiel der Kopf bemüht.

An beiden Tagen zusammen kamen 2500 Besucher zum Erntedankfest. Das ließ Ortsbürgermeisterin Carola Radtke mit der Sonne um die Wette strahlen.