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Feuerteufel Drei Verletzte bei Brandserie

Wegen Brandstiftung und des Diebstahls von Diesel müssen sich zwei Männer vor dem Landgericht in Stendal verantworten.

Von Wolfgang Biermann 17.07.2017, 23:01

Stendal l Laut Anklage haben zwei Männer, 33 und 27 Jahre alt, mehrere Scheunen, eine Silo-Anlage, Baumaschinen, abgelagertes Holz und ein Getreidefeld in Brand gesteckt. Gesamtschaden: etwa eine halbe Million Euro. Außerdem legt ihnen die Staatsanwaltschaft Stendal Dieselklau von insgesamt rund 1000 Litern bei fünf Taten und die Sprengung einer Briefkastenanlage mittels Böller zur Last.

Seit Ende vergangener Woche müssen sich ein bislang nicht vorbestrafter 33-Jähriger aus einem Ortsteil von Seehausen und ein gerichtsbekannter 27-Jähriger aus einem Ortsteil von Osterburg wegen 14, teils gemeinschaftlich begangener Straftaten im Zeitraum von November 2014 bis Februar dieses Jahres im Norden des Landkreises und im Elb-Havel-Winkel verantworten. Sie sollen in Serie Brände entfacht haben.

So brannte am 29. November 2014 in Schönberg eine mit Stroh gefüllte Scheune nieder. Schaden: 15 000 Euro. Am 18. Mai vorigen Jahres ging eine Lagerhalle zwischen Behrendorf und Rengerslage in Flammen auf. Schaden: 55 000 Euro.

Am 11. Juni wurden 100 Raummeter abgelagertes Holz in Waldesnähe durch Feuer vernichtet. Schaden 6000 Euro. Es herrschte Waldbrandstufe 3. Beim Löschen wurden drei Feuerwehrleute leicht verletzt.

Bei Neuermark-Jübars brannte am 15. Juli ebenfalls ein Stapel Holz, der Schaden hier war relativ gering: 1250 Euro. Kurz zuvor sollen die Angeklagten am selben Tag bei Scharlibbe ein Weizenfeld in Brand gesetzt haben. Da das Getreide nass war, erlosch das Feuer sehr schnell. Schaden entstand nicht. Am 16. August sollen bei Baggern auf Deichbaustellen erst Diesel abgezapft und dann die Maschinen angesteckt haben Schaden: 80 000 Euro.

Den größten Sachschaden verursachte ein Brand am 8. Januar dieses Jahres in Sandauerholz. Wieder ging eine mit Stroh gefüllte Scheune in Flammen auf. Darin waren auch landwirtschaftliche Geräte abgestellt, die ebenfalls ein Opfer des Feuers wurden. Schaden: 320 000 Euro.

Beim letzten Brand, der auf das Konto der beiden gehen soll, wurden sie schließlich in Tatortnähe bei Kossebau von der Polizei gestellt. In einer Silo-Anlage sollen sie Altreifen angezündet haben, die sich zur Sicherung von Planen auf der Silage befanden. Neben den Bränden werden dem Duo etliche Diebstähle von Diesel aus Baumaschinen in der Region zur Last gelegt.

Beim Prozessauftakt vor der Ersten Großen Strafkammer am Landgericht Stendal unter Vorsitz von Richterin Simone Henze-von Staden gestand das Duo am Freitag einen Teil der Anklagevorwürfe ein. Sie beschuldigten sich aber gegenseitig, für das Feuerlegen verantwortlich gewesen zu sein zu sein. Gezündelt hätten beide, räumten sie ein – mit Grillanzünder und Benzinfeuerzeugen.

Mit einem Citroën Berlingo waren sie immer unterwegs, um Ausschau nach Baumaschinen zu halten, um Treibstoff abzuzapfen. Dazu führten sie in dem „Hundefänger“, der dem 27-Jährigen gehörte und zumeist vom Älteren gelenkt wurde, leere Kanister mit. Auf dem Grundstück des 33-Jährigen füllten sie die Kanister in ein großes Fass um.

Während die Motivlage für den Dieselklau recht eindeutig scheint – Einsparen des Geldes fürs Betanken des eigenen Fahrzeugs – herrscht völlige Unklarheit über das Motiv für das Legen der Brände. Beide Angeklagte kommen laut Gericht aus „relativ gesicherten Verhältnissen“, und gehen einer Arbeit nach.

Auf der Spur war die Polizei dem Duo offenbar schon länger. So gab es auch Telefonüberwachungen. Demnach schrieb der 33-Jährige dem Mitangeklagten am 8. Januar per SMS „Komme um 16.45 Uhr, Feuer frei, hä, hä.“ An jenem Abend brannte die Scheune in Sandauerholz. Die Sprengung eines Briefkastens aus Rache für angeblich lange zurückliegende Schmähungen am 4. Januar dieses Jahres bei einer Familie in Behrendorf gaben beide zu.

Bis Ende September hat das Landgericht schon Termine angesetzt. Am 29. September wird nach derzeitigem Stand das Urteil erwartet. Ein Gerichtspsychiater wird zur Frage der Schuldfähigkeit sein Gutachten erstatten. Denn der 27-Jährige, der sich seit Februar in U-Haft befindet, will nach eigenen Angaben bei allen von ihm eingeräumten Taten durch Whisky alkoholisiert gewesen sein. Der 33-Jährige gab an, nur vor zwei Taten Alkohol getrunken zu haben.