1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Sensation auf der Leinwand

EIL

Film von 1925 Sensation auf der Leinwand

1925 fand ein Altmärkisches Heimatfest in Stendal statt. Andreas Bredow hat aus altem Material einen Film zusammengeschnitten.

Von Thomas Pusch 02.10.2015, 01:01

Stendal l Müde sieht er aus der Geschäftsführer des Offenen Kanals Stendal, der immer noch mit Leib und Seele Filmemacher ist. Kein Wunder, Andreas Bredow saß bis morgens um 4 Uhr am Schneidepult, da kann man beim Pressegespräch um 11 noch nicht wieder munter sein. Es geht um den Film „Altmärkisches Heimatfest 1925“, der am 12. Oktober im Uppstall-Kino uraufgeführt wird und dem Bredow derzeit noch den Feinschliff verpasst.

„Was da ins Kino kommt, ist eine kleine Sensation“, sagte er. Erstmals würden bewegte Bilder von Stendal aus jener Zeit gezeigt, die so noch nirgends zu sehen waren. In seinem Fim „Mein Stendal“, der 2009 erstmals zu sehen war, und einen Einblick in die Stadtgeschichte von den 20er Jahren bis zum Kriegsende gibt, waren ganz kurze Sequenzen vom Heimatfest zu sehen gewesen. Er war beeindruckt von der geschmückten Stadt und den Menschenmassen auf den Straßen. Damals wurde in Bredow der Wunsch wach, auch das Fest auf die Leinwand zu bringen.

Aus dem Stadtarchiv besorgte er sich den dort archivierten Film über das Ereignis. Und machte eine überraschende Feststellung: „Der Film war in der völlig falschen Reihenfolge montiert.“ Im vergangenen Jahr spielte ihm dann das Glück in die Hände. Der 87-jährige Willi Denzer übergab ihm eine Filmrolle, die er vor dem Müllcontainer gerettet hatte. Darauf war der fehlende Teil des Films aus dem Stadtarchiv. Ursprünglich hatte sich Bredow noch länger Zeit lassen wollen, doch als er im April mit Nicole Laupsien, Leiterin des Veranstaltungsmanagements in der Stadtverwaltung, über die Festwoche zum 850-jährigen Bestehen Stendals sprach, stand fest: Bis dahin sollte er fertig sein.

Bredow recherchierte viel, las eine Unmenge von Texten. Für ihn ist es nicht nur ein wertvoller Film, sondern auch ein Stück Zeitgeschichte, so rückt er beides ins Verhältnis. „Das Leben in Deutschland und auch in Stendal war zu jener Zeit schier unerträglich“, schilderte er. So habe sich die Selbstmordrate im Jahr 1921 auf 22 verdoppelt, sei die Arbeitslosenquote 1922 um 21 Prozentpunkte auf 23 Prozent gestiegen. Stendal hatte 27 800 Einwohner. „Das sind ungefähr so viele wie heute, allerdings gab es damals kein Stadtsee, in dem 10 000 Menschen leben“, machte Bredow klar, wie beengt die Wohnverhältnisse waren.

Ein 45-minütiger Film wird entstanden sein, wenn Bredow mit dem Schneiden fertig ist. Seit einem Monat verbringt er 10- bis 12-Stunden-Tage mit dem Bearbeiten des Werks, hat qualitative Mängel ausgeglichen, dem Film auch einen Ton gegeben. „Am Anfang dachte ich an einen Stummfilm mit Klavierbegleitung, aber damit lockt man heute wohl niemanden hinter dem Ofen vor“, verwarf er schnell den Gedanken.

Am 12. Oktober wird der Film ab 15 Uhr erstmals gezeigt. Eingeladen ist Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU), außerdem wird es eine Überraschung mit historischer Bedeutung geben. Dazu will Bredow allerdings noch nicht mehr verraten. Für Kinochef Günther Tyllack ist es eine tolle Sache, diesen Film zu zeigen. Zum einen sei er selbst sehr interessiert an Stendals Geschichte, zum anderen das Kino natürlich mit der Stadt verbunden.

Der Film wird am 12. Oktober auch um 16, 17 und 18 Uhr gezeigt.