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Gartenträume Nutrias lieben den Schwanenteich

Der Schwanenteich im Tangerhütter Stadtpark wuchert zunehmend zu. Jetzt hat sich dort eine Nutria-Familie angesiedelt.

Von Birgit Schulze 11.08.2017, 10:38

Tangerhütte l Einen traurigen Anblick würde der Schwanenteich im Tangerhütter Stadtpark bieten, findet unter anderem Harald Ellermann aus Tangerhütte. Und nicht nur er meint, es sei höchste Zeit für eine Sanierung des einst so schönen Gewässers im Park. Schlamm macht das Wasser trübe, das Schilf kommt immer wieder und auch Seerosen haben inzwischen stark zugenommen.
Vor einigen Jahren war es vor allem das Schilf, das große Bereiche des Sees bedeckte, doch das ist weniger geworden – auch weil es schon mehrfach Versuche der Bekämpfung gegeben hatte, wie Ortsbürgermeister Gerhard Borstell berichtet. Doch es komme immer wieder – zumindest dort, wo es Wurzeln hat. Die wiederum lieben die Nutrias, die wohl seit dem vergangenen Jahr am Schwanenteich wohnen.
Und dass diese sich richtig wohl fühlen, das ist auch am Nachwuchs zu erkennen: 16 Junge und ein erwachsenes Pärchen leben im hinteren Bereich des Teiches – neben dem Kunstgusspavillon – und lassen sich dort sogar füttern. Ein älterer Tangerhütter, der namentlich nicht genannt werden möchte, tut das regelmäßig.
Er hat inzwischen das Vertrauen der Tiere gewonnen, wenn Futterneid aufkommt, verstecken sich die Jungtiere auch schon mal zwischen seinen Beinen. Er erzählt auch, dass er selbst beobachtet hat, wie die Nutrias die Schilfwurzeln hochholen und verspeisen.
„Ja es müsste dringend was gemacht werden“, bestätigt Ortsbürgermeister Gerhard Borstell auf Anfrage. Der See sei inzwischen stark verlandet. Durch das viele organische Material, das von den Bäumen und Sträuchern über Jahre ins Wasser falle, gebe es ein Schlammproblem, sagt er. Wer am Schwanenteich entlanggeht, sieht selbst, wie viele Bäume über und ins Wasser ragen, dass der Uferbewuchs üppig und das Laubaufkommen ringsum gewaltig ist.
Der schmucke Park, der von der Gießerei-Fabrikantenfamilie Wagenführ ab 1873 im Stil der Lenné-Meyerschen Schule angelegt wurde, ist gleichzeitig auch eine Sammlung besonderer Baumarten und war unter anderem Ausstellungsraum für die Tangerhütter Kunstguss-Produkte.
„Der Teich müsste mal komplett leer gepumpt werden, die Fische vielleicht mit Hilfe von Angelfreunden herausgeholt und dann alles entschlammt werden“, sagt er und weiß doch, dass das nicht nur finanziell eine Mammutaufgabe ist. Wegen der verschiedenen Zuläufe sei es nämlich gar nicht so einfach, den Teich leer zu bekommen.

„Wir haben den Teich seit Jahren im Blick, aber es scheint ein kaum lösbarer Fall zu sein“, sagt Borstell. Das Schilf sei ein dauerhaftes Problem, mal wurde mit Hilfe eines Fachunternehmens eingegriffen, mal im Winter vom Boot aus zurückgeschnitten. Dass die Nutrias jetzt am Teich wohnen, sei gar nicht mal so schlecht, findet er, denn auch er habe festgestellt, dass sie die Schilfwurzeln zum Fressen gern haben.