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Gartenwettbewerb Ein Fleckchen, wo die Erde lächelt

Blumen sind das Lächeln der Erde. Im Garten von Doris und Horst Radzanowski in Tangerhütte lächeln sie das ganze Jahr.

Von Egmar Gebert 09.06.2016, 01:01

Tangerhütte l Eine kleine Stadt mit viel Grün zu sein, damit kann das Städtchen im Süden des Landkreises punkten. Viel Natur, direkt vor der Haustür und in den meisten Fällen von den Tangerhüttern selbst gestaltet oder überhaupt erst geschaffen. Beweise dafür finden sich nicht nur im Stadtpark – seit Jahren einer der anerkannten „Gartenträume Sachsen-Anhalts“ – sondern tatsächlich vor den Haustüren der Tangerstädter.Zum Beispiel im Neustädter Ring.

„Vom Küchenfenster aus können wir in unseren Garten schauen“, sagt Doris Radzanowski. Dass nicht nur sie, sondern jeder, der aus diesem Wohnblock Richtung Norden schaut, Radzanowskis Garten auf Anhieb in der nur wenige Meter entfernten und 108 Parzellen großen Gartenanlage „Freundschaft“ entdeckt, liegt an Doris Radzanowskis Vorliebe für Blumen. Blütenreicher als der 360-Quadratmeter-Kleingarten, den Doris Radzanowski und ihr Mann Horst seit 49 Jahren hegen und pflegen, ist keine der Parzellen in dieser Vereinsanlage.

Das gesteht auch Vereinsvorsitzender Ulrich Drösemeyer gern ein, ist sogar ein wenig stolz darauf. „Sowie sich die ersten Frühlingsboten zeigen, fängt es im Garten von Doris und Horst zu blühen an. Das bleibt dann so bis zum Frost.“ In jedem Wort des Vereinschefs schwingt Begeisterung mit und die von Doris Radzanowski nur mit einem Lächeln beantwortete Frage: „Wie bekommt die Frau das nur hin?“

Mit Liebe zum Garten, zu den Blumen, mit jeder Menge in den Jahrzehnten angeeigneten Wissens und natürlich der richtigen Auswahl der Pflanzen, Samen oder Blumenzwiebeln, die sie in Katalogen ebenso ausfindig macht wie in den Tangerhütter Gartenfachgeschäften. Auf den etwa 30 Metern Länge links und rechts des Weges vom Gartentor bis zur hinter Weinranken versteckten Laube blühen Blumen – ständig, wie gesagt.

„Die ersten sind die Winterlinge. Die kommen schon im Februar und schieben ihre kleinen gelben Blüten direkt aus der Erde, wenn es sein muss, auch durch den Schnee“, beginnt die Blumengärtnerin ihre Aufzählung. „Dann kommen die Märzenbecher, die Krokusse und schließlich die Tulpen. Jetzt sind die Lilien soweit und die Pfingstrosen, fast schon ein bisschen spät in diesem Jahr. Und hier“, Doris Radzanowski weist auf den ein Gemüsebeet begrenzenden Abschnitt ihres blumigen Wirkens, „hier kommen gerade die Troschnelken. Sind ein bisschen empfindlich, erfrieren manchmal im Winter. Im vergangenen aber nicht, darum sind das jetzt so schön große Büsche.“ Die Freude, die sie daran hat, steht der Frau ins Gesicht geschrieben.

Eine Freude, die Doris Radzanowski gern mit anderen teilt. In nicht wenigen Gärten des Kleingartenvereins „Freundschaft“ blüht etwas aus ihrer Zucht. „Ist doch schön, wenn die auch so was haben“, sagt sie und meint es genau so. Geben und sich daran freuen, das passt auch auf ihren Mann Horst. Wenn es ans Ziehen der Herbstfurche geht oder die Frühjahrsbestellung ansteht, hilft er den Gartennachbarn ebenso wie den Knirpsen in der Kindergarten-Parzelle neben an. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte. Im eigenen Garten ist Ehemann Horst fürs Gemüse und für die Pflege der Obststräucher und Bäume zuständig. In den Blumenrabatten dürfe er maximal das Unkraut rausziehen, mehr nicht, gibt Horst zu Protokoll während seine Frau zustimmend nickt.

Tulpen seien ihre Lieblingsblumen, sagt die 76-Jährige, der Mai ihr Lieblingsmonat. Kein Zufall also, dass ein Meer von Tulpen die Radzanowski-Parzelle im Mai schmückte. Waren die ersten verblüht, öffneten sich die Knospen der nächsten, etwas späteren Sorten. „Das ist ein Bild, unglaublich“, gerät Vereinsvorsitzender Drösemeyer schon wieder ins Schwärmen. „Das hier ist der schönste Blumengarten in unserer Anlage.“

Den Radzanowskis ist so viel Lob schon beinahe ein bisschen zu viel des Guten. Es freut sie aber dennoch. Und wenn es nach den beiden geht, wird sich daran so schnell auch nichts ändern. Die Gesundheit sei zwar schon etwas angeschlagen, aber ein Leben ohne ihren Garten können sich Doris und Horst Radzanowski nicht vorstellen. Ein paradiesisches Fleckchen Erde, das obendrein jung, weil in Bewegung hält.

Übrigens: Wer einen etwas längeren Blick auf den Mehrgeschosser gegenüber der Gartenanlage im Neustädter Ring wirft, wird sicher auch herausfinden, welcher Balkon zur Wohnung der Radzanowskis gehört. Fuchsien wachsen in den Töpfen, die darauf stehen, weiße Sternblumen, gelbe Margeriten... Wie gesagt: Doris Radzanowski liebt Blumen.