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Gelbe Tonne Kreis wusste von Zusatzverträgen

Der Streit um die Entsorgung gelber Tonnen von Großvermietern im Landkreis geht weiter.

Von Thomas Pusch 24.06.2016, 01:01

Stendal l Wenn es um das Thema gelbe Tonne und die Vorgehensweise der Entsorgungsfirma Cont-Trans geht, dann ist Thomas Larek schnell auf der Palme. „Das sind doch Stasi-Methoden“, ereiferte er sich am Donnerstagvormittag im Gespräch mit der Volksstimme. Die Firma sei vor dem Block, für den er als Hausverwalter tätig ist mit einem Lastwagen vorgefahren, habe die gelben Tonnen aufgeladen und ausgeschüttet, dann einen Fehlwurf-Aufkleber an den Tonnen angebracht. Und auf der Ladefläche werde der Müll dann durchsucht, was Larek für unverantwortlich den Mitarbeitern gegenüber und nicht zulässig hält. „Ich habe bei der Berufsgenossenschaft Meldung gemacht“, sagte er.

Doch seine Geschütze hat er derzeit gegen den Landkreis aufgefahren. Beim Landesverwaltungsamt Halle hat er Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Landrat Carsten Wulfänger (CDU) und Fachaufsichtsbeschwerde gegen den Kreis erlassen. Sein Vorwurf unter anderem: Der Landkreis leiste Beihilfe zur illegalen Müll-entsorgung. Dort sei bekannt gewesen, dass Cont-Trans mit verschiedenen Großvermietern Zusatzverträge abgeschlossen hat, um auch fehlsortierte gelbe Tonnen als Restmüll zu entsorgen. Die Restmüllentsorgung gehöre aber in die Hände der Abfallentsorgungsgesellschaft des Landkreises (ALS) und Alba.

Kreissprecherin Angela Vogel bestätigte gegenüber der Volksstimme, dass es im April eine Beratung des Landkreises, der ALS, der Wohnungsbaugenossenschaft Altmark (WBGA) und der Stendaler Wohnungsbaugesellschaft (SWG) gegeben habe. Die Vermieter hätten um diesen Termin gebeten. Es war gerade die Phase, in der unzählige Leichtverpackungsmüll-Container von Cont-Trans bemängelt und voll stehengelassen wurden. Bei dem Termin hätten beide Vermieter von dem Vertragsangebot berichtet. Empfehlungen für oder gegen einen möglichen Zusatzvertrag seien den Vermietern allerdings nicht gegeben worden. Doch für Larek reichte allein die Mitwisserschaft.

Über die Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Landrat werde der Kreistag in einer seiner nächsten Sitzungen befinden, kündigte Vogel an. Mit der Fachaufsichtsbeschwerde sei hingegen das Landesverwaltungsamt befasst. „Das erwartet von uns eine Stellungnahme bis zum 1. Juli“, sagte sie auf Anfrage der Volksstimme. Vorher wolle sie sich wegen des laufenden Verfahrens nicht äußern.

Ohne es zu bewerten, bezeichnet sie das Angebot von Cont-Trans als eine Möglichkeit, einen Containerabzug in den städtischen Großwohnanlagen zu vermeiden. Die Alternative wäre gewesen, dass bei falsch befüllten Tonnen die Grundstückseigentümer zur Nachsortierung aufgefordert worden und im Wiederholungsfall die gelben Tonnen abgezogen worden wären.

Auf die Frage, ob die Verträge rechtens seien, antwortete die Kreissprecherin: „Zur Entscheidung über den Abschluss einer Vereinbarung wurden durch den Landkreis Stendal keinerlei Empfehlungen abgegeben“. Nun muss die Einschätzung der Oberen Aufsichtsbehörde in Halle abgewartet werden.