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Graffiti Den Sprayern dicht auf der Spur

Seit Jahren sorgt Graffiti-Schriftzug „Fick die Kripo“ in Stendal für Ärger. Jetzt haben Staatsnawaltschaft und Polizei eine Spur.

Von Antonius Wollmann 21.08.2019, 01:01

Stendal l Sind die Stendaler Polizei und Staatsanwaltschaft wirklich kurz davor, den Sprayern, die jahrelang private und öffentliche Gebäude mit dem Schriftzug „Fick die Kripo“ beschmierten, das Handwerk zu legen? Zumindest wird seit einigen Monaten intensiv gegen fünf Personen ermittelt. Konkrete Verdachtsmomente liegen vor. Dies bestätigte Thomas Kramer, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Stendal, auf Anfrage der Volksstimme.

Bei den Verdächtigen handelt es sich um drei 19-Jährige, einen 18-Jährigen und einen 36-Jährigen. Die vier jüngeren Verdächtigen sollen als Gruppe gehandelt haben. Lange Zeit war die Polizei davon ausgegangen, dass ein Einzeltäter für die Taten verantwortlich zeichnete. In welcher Beziehung die vier jüngeren Verdächtigen zu dem deutlich älteren Mann stehen, ist noch nicht bekannt. Möglicherweise hat er als Trittbrettfahrer gehandelt.

Über einen möglichen politischen Hintergrund der Taten – darüber war vor allem in sozialen Netzwerken spekuliert worden – macht die Staatsanwaltschaft derzeit noch keine Angaben. Der Blog keinruhigeshinterland.org, der dem linken Spektrum zugeordnet werden kann, hatte im Dezember 2016 über die Vorfälle berichtet.

Insgesamt verfolgt die Staatsanwaltschaft Stendal 54 Taten im Zeitraum zwischen dem Dezember 2016 und Juni 2018. Die Täter hatten vor allem in der Innenstadt zugeschlagen. „48 Objekte, darunter Gebäude, Bushaltestellen oder Brücken, sind beschmiert worden“, teilt Philipp Krüger, Pressesprecher der Stadt Stendal, auf Anfrage der Volksstimme mit. Vereinzelt ist der Schriftzug im Stadtbild noch zu sehen. Nicht jeder Hauseigentümer sah sich bemüßigt, die Fassaden zu reinigen.

Dass die Ermittlungen in einem fortgeschrittenen Stadium sind, bedeutet allerdings nicht, dass die besagten Schmierereien der Vergangenheit angehören. In diesem Jahr rissen die Taten nicht ab. Im Gegenteil, den jüngsten Vorfall verzeichnete die Stendaler Stadtverwaltung erst im Juni 2019, als die Ganztagsgrundschule im Bahnhofsviertel zum Ziel von Sprayern wurde.

Dazu passt, dass das Verfahren noch nicht abgeschlossen ist, wie die Pressestelle der Staatsanwaltschaft zu bedenken gibt. Es deutet sich aber an, wofür sich die mutmaßlichen Täter vor Gericht verantworten müssen, wenn Anklage gegen sie erhoben wird. Sachbeschädigung und gemeinschädliche Sachbeschädigung – also die Beschädigung öffentlichen Eigentums – wird der Vorwurf mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit lauten.

Denn nicht nur an privaten Gebäuden prangte der Schriftzug, sondern auch am Stadtarchiv, am Uenglinger Tor, am Rathaus, an der Ganztagsschule, an vier Bushaltestellen, einer Litfaßsäule und einem Verteilerkasten. Die Stadt hatte die vulgären Schriftzüge umgehend entfernen lassen, am Archiv in der Brüderstraße gleich viermal. Zuletzt im Februar dieses Jahres. „Für die Beseitigung der Schriftzüge fielen Kosten von zirka 5800 Euro an“, berichtet Philipp Krüger. Das Hochbauamt hatte Anzeige gegen unbekannt erstattet.

Insbesondere die gemeinschädliche Sachbeschädigung könnte empfindliche Folgen für die Verdächtigen zeitigen, steht auf dieses Delikt womöglich eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren und eine empfindliche Geldstrafe.