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Handwerk Hotels auf Wasser bringen Arbeit

Geht alles mit rechten Dingen zu, wenn im Winter eine Flotte von Fahrgastschiffen im Tangermünder Hafen liegt?

Von Anke Hoffmeister 06.02.2017, 01:00

Tangermünde l Die Zahl der Fahrgastschiffe wechselt hin und wieder. Derzeit sind es sieben, die am Fuße der Tangermünder Stadtmauer, im sogenannten Schutzhafen, einen Liegeplatz für sich beanspruchen. Das passiert nicht willkürlich. Kati Erlecke, Leiterin der Tangermünder Außenstelle des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) Magdeburg, erklärte es so: „Die ersten Anfragen von Reedereien, ob Schiffe von ihnen in unserem Schutzhafen überwintern können, erhalten wir jedes Jahr ab Sommer.“ Mit der zentralen Stelle in Magdeburg würden dann Verträge abgeschlossen. Die Reedereien mieten sozusagen eine Wasserfläche im Tangermünder Hafen für ihr Schiff oder ihre Schiffe.

Dabei sei Tangermünde nicht der einzige Ort, in dem entlang der Elbe den Winter über Fahrgastschiffe und andere Schiffe anliegen. Auch in Dresden und Wittenberg, nannte Kati Erlecke Beispiele, würden etliche der Fahrgastschiffe, die ohnehin ihre Gäste auf der Elbe und den Nebenflüssen transportieren, während der kalten Jahreszeit anliegen.

Vor einigen Jahren hatte es schon einmal Beschwerden von Anwohnern des Hafens gegeben, dass die Schiffsbesatzungen die Dieselmotoren Tag und Nacht laufen lassen würden. Den aktuellen Hinweis nahm die Leiterin der Tangermünder WSA-Außenstelle jetzt auf und besuchte die Schiffsbesatzungen im Hafen. „Wie jedes Haus besitzt auch ein Schiff eine Heizung“, erklärte sie nach diesem Besuch. Und die läuft an Bord mit Öl. Im Winter, gerade bei Minustemperaturen, müssten die Heizungen unbedingt laufen, um nicht nur den an Bord Arbeitenden ordentliche Bedingungen bieten zu können, sondern um vorrangig die gesamte Schiffstechnik zu schützen, zu garantieren, dass nichts kaputt friert.

Gewiss sei es möglich, wenige Räume an Bord über Strom auf Temperatur zu halten. Doch es müsse zuerst dafür gesorgt werden, dass die Wasser- und Abwasserleitungen an Bord nicht einfrieren. Und das sei nicht über Stromheizungen zu erreichen. „Dafür sind die Leitungen nicht ausgelegt“, erklärte Kati Erlecke mit Verweis auf den Querschnitt der Stromleitungen, die am Tangermünder Hafen anliegen. Deshalb sei es unumgänglich, die Motoren mit einzuschalten.

„Ich nehme solche Anrufe und Hinweise sehr ernst“, gab sie zu verstehen. Gern könnten sich Tangermünder, die Sorgen mit Fahrzeugen auf dem Wasser hätten, an sie wenden. Während ihres Besuchs auf den Fahrgastschiffen habe sie sogar den Lärmpegel bei laufender Heizung gemessen. Dabei sei der Wert stets unter 45 Dezibel geblieben, berichtete sie.

Lediglich bei Wartungsarbeiten auf dem Schiff, die allerdings stets am Tage stattfinden würden, könne es erforderlich sein, den Jockel (einen Hilfsdieselmotor) in Gang zu bringen. Dieser sei ein wenig, aber auch nicht übermäßig lauter, gab sie zu verstehen.

Seit vielen Jahren ist es so, dass fast immer dieselben Fahrgastschiffe im Winter bei Tangermünde den Schutzhafen anfahren. Das tun sie nicht nur, weil ihnen eventuell die Stadt und der Hafen gefallen. Die Fahrgastschiffe bringen zugleich Arbeit für viele kleine Handwerksbetriebe der Stadt und Region, aber auch für die Mitarbeiter der Schiffswerft mit.

Und während die Handwerker aus der Region an Bord tätig sind, um die schwimmenden Hotels für die neue Saison wieder flott und attraktiv zu machen, kommen auch Firmenvertreter aus anderen Teilen Deutschlands nach Tangermünde. „Ein Schiff ist heute so komplex, dass wir gar nicht mehr alles selbst einbauen, warten und reparieren können“, erklärte auch Christel Börsch, Geschäftsführerin der Schiffsbau- und Entwicklungsgesellschaft Tangermünde (SET). Deshalb könne es schon einmal sein, dass Firmenfahrzeuge mit nicht-altmärkischen Kennzeichen an der Hafenpromenade parken. Nicht nur bei der Wartung von Fahrgastschiffen, sondern auch beim Neubau sei das üblich. Auch die SET pflege inzwischen Kontakt zu Fachfirmen überall in Deutschland, um auch bei dem Neubau eines Schiffes, ganz gleich welchem Zweck es später dienen soll, auf das Wissen und Können von Spezialisten auf anderen Gebieten zurückgreifen zu können.

Kati Erlecke bietet den Tangermünder auch an, sich an sie zu wenden, wenn es vielleicht nur darum gehe, organisatorische Dinge am Hafen in Verbindung mit den Arbeiten auf den Fahrgastschiffen regeln zu können. Jeder könne aber auch gern selbst das Gespräch mit den Besatzungsmitgliedern suchen, gab sie zu verstehen.