1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Bis 2020 sollen Deiche saniert sein

Hochwasser Bis 2020 sollen Deiche saniert sein

Bis zum Jahr 2020 sollen knapp 130 Kilometer Deiche im Landkreis Stendal saniert sein. 50 Kilometer sind es bereits.

Von Egmar Gebert 13.06.2017, 02:00

Stendal l Was Landrat Carsten Wulfänger (CDU) am Montagvormittag an den Anfang der nun schon vierten Hochwasserkonferenz stellte, war eine von den Zahlen her beeindruckende Zwischenbilanz, der er aber auch eine Prise Skepsis beimengte.

Bis 2020 sollen alle Deiche, die nach dem Hochwasser von 2013 zu sanieren, neu zu bauen oder zurückzuverlegen sind, fertiggestellt werden, zitierte er das vom Land ausgegebene Ziel. Ob das so sein wird oder eine Korrektur des Zeitraums nötig würde, werde man sehen, so der Landrat. Auf jeden Fall werde man bis dahin „und darüber hinaus an dem Thema dran bleiben“.

Soll heißen: Der Landkreis Stendal wird auch künftig im Juni eines jeden Jahres zu einer Hochwasserkonferenz einladen, um mit Fachleuten anhand aktueller Fakten zu analysieren, wie es um die Beseitigung der Folgen des Sommerhochwassers und des Deichbruchs bei Fischbeck am 10. Juni 2013 sowie um den Hochwassserschutz im Landkreis steht. Zu diesen Fakten, die der Landrat ins Feld führte, gehören inzwischen 3642 Anträge auf Soforthilfe zur Beseitigung von Hochwasserschäden in Höhe von 6,4 Millionen Euro, von denen 122 Anträge noch nicht abgearbeitet sind. Fakt sei auch, so war von Carsten Wulfänger zu erfahren, dass die 22 Straßen im Landkreis, die während des 2013er Hochwassers Schaden nahmen, wiederhergestellt sind. 40,5 Kilometer, die mit 18 Millionen Euro saniert, teils auch neugebaut werden konnten. In Arbeit ist derzeit nur noch der zweite Teil der Ortsdurchfahrt Wust. Mit seiner Fertigstellung voraussichtlich noch in diesem Sommer wird sich die Summe auf rund 18,6 Millionen Euro erhöhen. Bewilligt waren vom Land vier Millionen Euro mehr, die nicht benötigt wurden, weil der befürchtete Preisanstieg für Tief- und Straßenbauleistungen nach der Hochwasserkatas- trophe von 2013 ausblieb.

Ähnlich beeindruckende Zahlen hatte auch Sachsen-Anhalts bündnisgrüne Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert als Gast der Hochwasserkonferenz mit nach Stendal gebracht.

50 Kilometer der Deiche im Landkreis Stendal seien mittlerweile saniert, 27 Kilometer in Bau und weitere 52 Deichkilometer noch zu sanieren. „Wir gehen davon aus, dass das bis 2020 im Wesentlichen erledigt sein wird“, griff Dalbert die Anfangsbemerkung ihres Gastgebers auf.

Ihr Thema während dieses Stendal-Besuchs war die Umsetzung des Hochwasserschutzkonzeptes des Landes, mit dem es um mehr als die Beseitigung der Schäden von 2013 geht. Zum Beispiel um mehr Raum, der dem Fluss zur Verfügung gestellt werden soll, damit er sich während eines Hochwassers darauf ausdehnen kann. Als aktuelles Beispiel nannte sie die Schlitzung des Deiches bei Lödderitz im Salzlandkreis, wodurch eine Fläche von zusätzlich 600 Hektar Größe im Hochwasserfall überflutet werden kann. Damit wird sich der Hochwasserscheitel in der umliegenden Region um 30 Zentimeter senken lassen.

Der Elbe mehr Raum zu geben, ist auch das Ziel von Deichrückverlegungen, wie es sie zum Beispiel bei Sandau geben wird. Im Bereich Sandau-Nord werde der rückverlegte Deich bis Ende dieses Jahres fertig sein, in Sandau-Süd noch 2017 mit der Rückverlegung begonnen. Weitere Vorhaben, so der Flutpolder Tangermünde, befänden sich derzeit „in einem frühen Stadium der Planung“. Insgesamt will das Land zu den derzeit 88.000 Hektar Überflutungsflächen rund 55.000 Hektar hinzufügen. Dalbert: „Wir sind auf einem guten Weg, den Hochwasserschutz zu verbessern. Aber das braucht Zeit und auch Verständnis“, warb die Ministerin.

Obwohl der Landrat überzeugt ist, dass sanierte Deiche nicht brechen, will der Landkreis auch für diesen Fall bestmöglich vorbereitet sein. Er verfügt mittlerweile über ein Geoportal, eine Internet-Plattform, auf der jedermann Zugang zu geologischen Daten des Landkreises bekommt, aus denen zum Beispiel Geländehöhen ablesbar sind. Wichtiges Arbeitsmittel auch für Hochwasserstäbe, die in dem Kommunen gebildet werden, wenn es ein Hochwasser erfordert.

Stefan Feder, Sachgebietsleiter im Umweltamt, stellte sie den Konferenzteilnehmern vor. Bestandteil des Geoportals sind auf der Grundlage der Geo-Daten erarbeitete Deichbruch- szenarien. Auf Landkarten übertragen, zeigen sie, wie sich ein Hochwasser in der Fläche ausbreitet – nach einer, sechs, zwölf, 48 und schlussendlich 96 Stunden. Anhand dieser Szenarien, die für je fünf neuralgische Punkte links- und rechtsseitig der Elbe errechnet wurden, kann sehr schnell entschieden werden, wo welche Schutzmaßnahmen in welchen Zeiträumen durchgeführt werden können, um Schäden abzuwenden oder so gering wie möglich zu halten.

 

Einsehbar ist das Geoportal über die Internet-Seite des Landkreises unter dem Menü-Punkt Wirtschaft+Umwelt/Hochwasserschutz/Hochwasser-Geoportal.